Zur Lage in Bayern und Sachsen Inzidenz liegt in acht Regionen über 1000
16.11.2021, 14:40 Uhr
Im Sächsischen Pirna schließen gastronomische Betriebe wegen der Einführung der 2G-Regel.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Aktuell haben vor allem Bayern und Sachsen mit extremen Sieben-Tage-Inzidenzen zu kämpfen. Alle Regionen mit Höchstwerten liegen in diesen Bundesländern, und es könnten noch mehr werden. Die Konsequenzen spüren Kliniken bereits massiv. Die Lage alarmiert die Ministerpräsidenten.
Die vierte Pandemiewelle hat Deutschland seit geraumer Zeit fest im Griff, allerdings nicht überall gleichermaßen. Besonders dramatisch ist die Lage aktuell vor allem in Sachsen und Bayern. Auf lokaler Ebene verzeichnet das Robert-Koch-Institut (RKI) dort momentan Höchstwerte bei den Inzidenzen. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner liegt in Bayern derzeit bei 554,2. In Sachsen liegt der Wert mit 759,3 noch einmal deutlich höher. Bundesweit fallen in der vergangenen Woche bereits 17,3 Prozent aller durchgeführten PCR-Tests positiv aus. In Sachsen liegt dieser Anteil bereits bei 37 Prozent.
Schaut man auf die Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte, dann sind die Extreme nochmals größer. Acht Landkreise in Deutschland weisen aktuell eine Inzidenz von mehr als 1000 aus. Fünf davon befinden sich in Bayern, drei in Sachsen. Negativer Spitzenreiter ist der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit 1362,4. Der sächsische Landkreis Meißen folgt mit 1298, vor dem bayerischen Rottal-Inn mit 1280,8. Unter den Landkreisen mit den höchsten Inzidenz-Werten findet sich mit dem thüringischen Sonneberg auf Platz 12 der erste Landkreis, der sich nicht in Sachsen oder Bayern befindet. Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Landkreise und kreisfreien Städte, die diese neuralgische Marke überschreiten, in den kommenden Tagen weiter steigen wird. Die bayerischen Landkreise Dingolfing-Landau (999,5) und Passau (998,2) sowie die sächsische Landkreis Leipzig (997) liegen nur knapp unter dieser Grenze.
Extreme Inzidenzen auch bei Älteren
Die extrem hohen Inzidenz-Werte werden aktuell zumeist durch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene getragen. Allerdings steigen sie auch unter den Menschen über 60 Jahre massiv an. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge beträgt die Inzidenz bei den 60- bis 79-Jährigen bereits 764,5, bei den über 80-Jährigen immerhin 694,7. Im bayerischen Rottal-Inn liegen die Werte sogar nochmals höher: Die 60- bis 79-Jährigen weisen eine Inzidenz von mehr als 900 aus, die über 80-Jährigen von deutlich über 800. Und gerade diese Gruppen gelten als vulnerabel. Das kann zur Folge haben, dass die Krankenhäuser sich mit vielen Älteren füllen und irgendwann Patienten abgewiesen werden müssen, wie es Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow kürzlich schon androhte. Es kann aber auch bedeuten, dass ältere Menschen nach Ausbrüchen in Pflegeheimen dort direkt versterben, wie es etwa in Brandenburg geschah.
Grundsätzlich sind diese Zahlen schwer fassbar, auch im Vergleich zu anderen Bundesländern legen sie zunächst nur nahe, dass es in Sachsen und Bayern gegenwärtig besonders schlimm steht. Wenn man allerdings bedenkt, dass aus Sachsen aktuell die Meldung kommt, dass Blutkonserven in Krankenhäusern knapp werden könnten und daher Menschen zur Blutspende aufgerufen werden, dann erhalten die Inzidenz-Werte ein anderes Gewicht. Dazu passt auch die Meldung aus Bayern, dass die dortigen Gesundheitsämter aktuell nicht mehr in der Lage sind, alle Kontakte von Infizierten nachzuverfolgen. Auf Nachfrage der dpa heißt es aus dem Gesundheitsministerium, dass man momentan den Fokus auf vulnerable Gruppen lege, weshalb es insgesamt zu erheblichen Verzögerungen kommen kann. Das wiederum hat dann Konsequenzen für alle.
Söder und Kretschmer hoffen auf MPK
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder fordert daher eine Impfpflicht etwa für Pflegepersonal. Der CSU-Chef kommentiert entsprechend: "Wir merken ja, wie die Krankenhäuser volllaufen". Die Stationen seien voll, "weil wir Impfdurchbrüche haben und Leute, die sich nicht haben impfen lassen". Sein sächsischer Kollege Michael Kretschmer sagte bereits am gestrigen Abend, dass die Lage sehr bedrohlich sei. Der CDU-Politiker hoffe auf "ein starkes Signal" vom Treffen der Ministerpräsidenten (MPK) am Donnerstag und forderte bundesweit ein einheitliches Vorgehen.
Angesichts der dramatisch steigenden Corona-Zahlen gelten in Bayern ab sofort noch einmal verschärfte Regeln, etwa 2G auch für Gastronomie und Beherbergungsbetriebe sowie eine Maskenpflicht auch in Bereichen, wo nur Geimpfte und Genesene Zugang haben.
Korrektur: In einer früheren Version des Artikels hat es geheißen, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt Leipzig am gestrigen Dienstag bei 997 lag. Das ist nicht korrekt. Richtig ist, dass die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis bei 997 lag, in der Stadt Leipzig lag sie dagegen bei knapp 459. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
Quelle: ntv.de, mit dpa