Panorama

Britische Coronavirus-Mutation Johnson zu B.1.1.7: Hinweise auf höhere Sterblichkeit

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Boris Johnson sieht sein Land durch die vor Kurzem nachgewiesene Coronavirus-Mutation vor neue Herausforderungen gestellt.

(Foto: AP)

Großbritanniens Premierminister Johnson verkündet beunruhigende Neuigkeiten: Ihm zufolge gibt es wissenschaftliche Hinweise darauf, dass die in seinem Land festgestellte Coronavirus-Mutation auch tödlicher sein könnte. Bislang war davon ausgegangen worden, dass B.1.1.7 vor allem ansteckender ist.

Die erstmals in England nachgewiesene Coronavirus-Mutante B.1.1.7 ist nach britischen Erkenntnissen offenbar tödlicher als frühere Virus-Varianten. Es gebe mittlerweile "Hinweise", dass die Mutante nicht nur ansteckender sei, sondern auch "mit einer höheren Sterblichkeitsrate in Verbindung gebracht werden" könne, sagte Premierminister Boris Johnson in einer Pressekonferenz im Regierungssitz Downing Street in London. Die Virus-Variante hatte sich zuerst in London und Südengland verbreitet und wurde nach WHO-Angaben mittlerweile in rund 60 Ländern nachgewiesen, darunter Deutschland.

Die wissenschaftlich erhobenen Daten zu der Mutation befänden sich noch in einer sehr frühen Phase, berichtete die BBC einschränkend. Johnson wird mit den Worten zitiert, dass die neue Virus-Variante maßgeblich dazu beitrage, dass das britische Gesundheitssystem derzeit derartig unter Druck steht. Demzufolge ist die Zahl der in Kliniken behandelten Covid-Patienten inzwischen um 78 Prozent höher als während der ersten Pandemiewelle im vergangenen Frühjahr.

Bei Viren treten stetig zufällige Veränderungen im Erbgut auf, Mutationen genannt. Manche verschaffen dem Erreger Vorteile - etwa, indem sie ihn leichter übertragbar machen. Die in Großbritannien aufgetretene Variante ist nach Ansicht britischer Experten 30 bis 70 Prozent leichter übertragbar als die bislang vorherrschende. Ob und wie viel tödlicher die neue Variante ist, sei noch sehr unsicher, warnte der wissenschaftliche Berater der Regierung Patrick Vallance. Gehe man bei der bisherigen Variante davon aus, dass von beispielsweise 1000 Menschen im Alter von 60 Jahren 10 sterben, seien es bei der neuen Variante etwa 13 oder 14 Todesfälle. Das entspreche einer rund 30 Prozent höheren Mortalität.

Die WHO reagierte zurückhaltend auf die Nachrichten aus London. Laut Mike Ryan, Direktor des Gesundheitsnotfall-Programms der WHO, liegen der Organisation bislang keine Belege für eine höhere Sterblichkeitsrate durch die Mutante vor. Klar sei bislang nur, dass eine höhere Anzahl von Infektionen durch die Variante zu mehr Erkrankten führe. Dadurch stiegen automatisch auch die Todeszahlen. "Steigende Inzidenz führt zu höherer Sterblichkeit", erklärte Ryan.

Sequenzierung wird in Deutschland ausgeweitet

Experten in Großbritannien rechnen unterdessen nicht damit, dass die Schutzwirkung der bisher verwendeten Impfstoffe durch die heimische Virus-Variante beeinträchtigt wird. Für zwei weitere Mutationen, die in Brasilien und Südafrika entdeckt wurden, sei dies noch unklar, sagte Vallance. Laut Regierung haben im Vereinigten Königreich bereits 5,4 Millionen Menschen eine erste Impfdosis erhalten.

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Großbritannien ist eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder in Europa. Täglich werden Zehntausende Neuinfektionen und zuletzt jeweils mehr als 1000 Tote gemeldet. Seit Wochen gilt ein Lockdown mit weitreichenden Ausgangs- und Reisebeschränkungen, Schulen und nicht lebensnotwendige Geschäfte sind geschlossen. Die Maßnahmen sollen Mitte Februar überprüft werden.

Um das Auftreten der britischen und anderer potenziell gefährlicherer Virus-Varianten frühzeitig zu erkennen, sollen in Deutschland nun mehr Proben von positiv getesteten Menschen sequenziert werden. Durch die Aufschlüsselung des Virus-Erbguts können Mutationen frühzeitig erkannt werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte dazu am Montag eine Verordnung unterzeichnet.

Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa

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