Panorama

Kein Driving Home for Christmas Kältewelle legt Teile der USA lahm

Bei solch niedrigen Temperaturen trauen sich nur wenige auf die Straße.

Bei solch niedrigen Temperaturen trauen sich nur wenige auf die Straße.

(Foto: AP)

Weiße Weihnachten sind in weiten Teilen der USA wohl gesichert. Ein Grund zur Freude ist das aber eher nicht, denn es ist so bitterkalt, dass man sich innerhalb von Minuten Erfrierungen zuziehen kann. Millionen Amerikaner können nicht zu ihren Familien reisen. Und es kann noch schlimmer werden.

Eine arktische Kaltfront mit Temperaturen bis zu minus 40 Grad Celsius hat weite Teile der USA kurz vor Weihnachten ins Chaos gestürzt. Unzählige Menschen konnten ihre für das Fest geplanten Reisen nicht antreten; mehrere Bundesstaaten riefen den Notstand aus. Meteorologen warnten vor einem "Bombenzyklon" mit gefühlten Temperaturen von bis zu minus 60 Grad Celsius und damit fast wie auf dem Mars.

Die historische Kaltfront zog am Donnerstag vom Mittleren Westen nach Osten. Am heutigen Freitag erreichte sie die Ostküste der USA. Bereits am Donnerstagabend befand sich die Mitte des Landes im Schraubstock eisiger Temperaturen.

Meteorologen riefen die Menschen dazu auf, ihre Häuser nach Möglichkeit nicht zu verlassen. Wer nach draußen gehe, riskiere innerhalb von Minuten Erfrierungen. Bei längeren Aufenthalten drohe gar der Tod. Präsident Joe Biden warnte seine Landsleute: "Das ist nicht wie ein schöner Schneetag in Kindertagen. Das ist richtig ernst."

Tausende Flüge gestrichen, Straßen gesperrt

Der Sturm erwischte das Land unmittelbar vor einem der jährlichen Reisehöhepunkte: Nach Angaben der American Automobile Association planten rund hundert Millionen Menschen, über die Weihnachtstage mit dem Auto zu reisen. Aber bereits am Donnerstag waren vor allem im Norden des Landes viele Straßen gesperrt. Zudem wurden Tausende Flüge gestrichen oder verzögerten sich.

Im Bundesstaat South Dakota stuften die Behörden mehrere Schnellstraßen als "unpassierbar" ein. Das Befahren sei "aufgrund des weit verbreiteten Tiefschnees und der Verwehungen unmöglich", teilte das Verkehrsministerium des Bundesstaates mit.

Laut der Flug-Tracking-Webseite Flight Aware wurden am Freitag rund 3000 Flüge in den USA oder auf dem Weg dorthin gestrichen. Rund 700 Flüge dürften sich demnach verspäten. Bereits am Donnerstag verspäteten sich rund 10.000 Flüge innerhalb der USA, 2600 wurden gestrichen. Davon betroffen waren vor allem die internationalen Flug-Drehkreuze Chicago und Denver.

"Nur einmal pro Generation"

Im Vorfeld des Sturmes hatte der US-Wetterdienst vor "rekordverdächtiger Kälte und lebensbedrohlichen Windböen" gewarnt, die sich von den Rocky Mountains auf die östliche Hälfte der USA ausbreiten würden. Dem Bundesstaat New York wurde ein Sturm vorhergesagt, "wie er nur einmal pro Generation vorkommt".

New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul und ihre Kollegen in mehreren weiteren betroffenen Bundesstaaten riefen den Notstand aus. Sie warnten unter anderem vor Starkregen oder heftigem Schneefall, Windböen, Überschwemmungen, Blitzeis und damit verbunden vor Stromausfällen.

Temperaturen können noch auf Mars-Niveau sinken

Laut den Vorhersagen der Webseite AccuWeather könnte sich der Sturm schnell zu einem sogenannten "Bombenzyklon" verstärken. Er entsteht durch "Bombogenese", ein Phänomen, bei dem kalte und warme Luftmassen bei sinkendem Luftdruck aufeinander treffen. In diesem Fall könnten die Temperaturen auf gefühlt bis zu minus 60 Grad Celsius sinken - nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde NASA entspricht dies fast schon der Temperatur auf dem Mars.

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Der Chef-Meteorologe des Wetterdienstes in Glasgow im Bundesstaat Montana, Rich Maliawco, warnte vor den Gefahren solcher Wetterextreme. Sind Menschen bei derartigen Temperaturen nicht ausreichend warm angezogen, können sie sich "in weniger als fünf Minuten Erfrierungen zuziehen", sagte Maliawco.

Die niedrigen Temperaturen reichten in vielen Gegenden für die "Boiling Water Challenge": Auf zahlreichen Videos im Internet war zu sehen, wie sich Menschen der "Herausforderung" stellten und kochendes Wasser in die Luft schleuderten, damit es sofort zu einer weißen Eiswolke gefriert.

Quelle: ntv.de, uzh/AFP

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