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Nach Eklat um SS-Veteranen Kanada will Liste mit NS-Kollaborateuren freigeben

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Kanadas Parlamentspräsident Rota würdigt beim Selenskyj-Besuch einen ukrainischen Immigranten, der sich später als SS-Mann entpuppt. Premierminister Trudeau entschuldigt sich, Rota tritt zurück. Nun will Kanada mit der Veröffentlichung einer unabhängigen Untersuchung von 1986 Transparenz schaffen.

Ottawa erwägt nach Angaben von Premierminister Justin Trudeau die Freigabe einer Liste mit Namen mutmaßlicher ehemaliger Nazi-Kollaborateure. "Wir haben dafür gesorgt, dass hochrangige Beamte die Fälle sehr sorgfältig untersuchen, unter anderem durch das Durchforsten von Archiven", sagte Trudeau mit Blick auf eine im Jahr 1986 erfolgte unabhängige Untersuchung zu mehr als 800 mutmaßlichen Kollaborateuren des Nationalsozialismus, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Kanada eingewandert waren, und deren Namen bisher nicht veröffentlicht wurden.

Die Beamten "werden den zuständigen Ministern Empfehlungen geben", fügte Trudeau hinzu. Jüdische Organisationen, darunter B'nai Brith und das Simon-Wiesenthal-Zentrum, hatten zuvor auf die Veröffentlichung der Informationen gedrängt. Die Freigabe der Liste ist im Parlament umstritten - auch wegen der strengen kanadischen Datenschutzregelungen.

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Trudeaus Ankündigung folgt auf einen Vorfall während eines Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kanada im vergangenen Monat, bei dem der 98-jährige ukrainische Immigrant Jaroslaw Hunka als "ukrainisch-kanadischer Kriegsveteranen" und "Held" im Parlament gewürdigt worden war, der im Zweiten Weltkrieg "für die Unabhängigkeit der Ukraine gegen die Russen" gekämpft habe. Später wies ein kanadischer Historiker darauf hin, dass Hunka im Zweiten Weltkrieg Mitglied der Waffen-SS gewesen war.

Nach Angaben des Simon-Wiesenthal-Zentrums diente Hunka in der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS, auch bekannt als Waffen-SS-Division Galizien. Die SS, die nach Kriegsende bei den Nürnberger Prozessen als verbrecherische Organisation eingestuft wurde, hatte in vielen besetzten Ländern nationale Verbände, die an Kriegsverbrechen beteiligt waren.

Der Vorfall hatte massive Kritik von jüdischen Organisationen und bei der konservativen kanadischen Opposition ausgelöst. Trudeau bat daraufhin um Entschuldigung, Parlamentspräsident Antony Rota trat zurück.

Quelle: ntv.de, rwe/AFP/dpa

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