Panorama

Spektakulärer US-KriminalfallKindsmörder gesteht nach 27 Jahren

07.09.2016, 07:29 Uhr
740a93108229b866ff5d8a684e081a7d
"Es war unsagbar schmerzhaft, von seinen letzten Tagen, Stunden und Minuten zu hören", sagte Patty Wetterling. (Foto: AP)

Im Oktober 1989 verschwindet der elfjährige Jacob Wetterling spurlos: Erst durch einen Zufall kommt die Polizei 27 Jahre später dem Mörder auf die Spur. Vor Gericht schildert er die Einzelheiten der grausamen Tat - eine Tortur für die Eltern des Jungen.

Nach 27 Jahren hat das Geständnis eines Verdächtigen in einem spektakulären Kindsmordfall in den USA endlich Klarheit gebracht. In einem Gericht in Minnesota gab der 53-jährige Danny H. jetzt zu, den elfjährigen Jacob Wetterling im Oktober 1989 entführt, sexuell missbraucht und dann erschossen zu haben. Wetterlings Leiche war erst vor wenigen Tagen gefunden worden. Sein Verschwinden hatte die USA tief bewegt und zu einer Verschärfung der Gesetze gegen Sexualverbrecher geführt.

1d8e5d8c8add83726d9d4f4e1b804525
Patty und Jerry Wetterling mit einem Bild ihres Sohnes. (Foto: AP)

Jahrzehntelang hatten sich die Ermittler vergeblich um die Aufklärung des Falles bemüht. Auf die Spur des Täters waren sie erst im vergangenen Jahr gekommen, als die Polizei den nun geständigen H. wegen Besitzes von Kinderpornografie festnahm. Die DNA des Mannes stimmte mit Spuren überein, die am Pulli eines Zwölfjährigen gefunden wurden, der neun Monate vor Jacob Wetterlings Verschwinden sexuell attackiert worden war.

Die Ermittler hatten demnach bereits lange die Vermutung, dass zwischen beiden Fällen ein Zusammenhang bestehen könnte. Allerdings hatten sie keine Beweise. Dies änderte sich nun mit der neuen DNA-Spur. Der festgenommene H. vertraute sich in einem Verhör den Ermittlern an und führte sie schließlich in der vergangenen Woche auf ein Feld, wo Jacob Wetterlings sterbliche Überreste gefunden wurden.

"Es war unsagbar schmerzhaft"

3fc5c403aeb1e2322fc9d9318e2b4544
Danny H. erzählte vor Gericht, wie er sein Opfer getötet hat. (Foto: REUTERS)

Der Fall Wetterling hatte in den USA auch deshalb so viel Aufsehen erregt, weil seine Eltern nach dem Verschwinden ihres Sohnes eine landesweite Kampagne gestartet hatten, um das Bewusstsein der Öffentlichkeit gegen Sexualstraftäter zu schärfen. Ihr Eintreten für vermisste Kinder führte schließlich zur Verabschiedung eines Gesetzes, das die behördliche Registrierung von Sexualstraftätern vorschrieb.

Das Schicksal der Eltern und ihr Engagement hatte viele Menschen in den USA tief berührt und das Elternpaar weit über die Grenzen des Bundesstaats Minnesota hinaus bekannt gemacht. Patty und Jerry Wetterling waren im Gerichtssaal anwesend, als H. das Geständnis ablegte und über die letzten Stunden im Leben ihres Sohnes sprach. "Es war unsagbar schmerzhaft, von seinen letzten Tagen, Stunden und Minuten zu hören", sagte Patty Wetterling der Zeitung "Minneapolis Star Tribune" nach dem Gerichtstermin. "Ich will einfach nur sagen: 'Jacob, es tut mir so leid.'"

Fall Wetterling prägte die Region

H. berichtete vor Gericht, wie er den Jungen, der auf einem Fahrrad unterwegs war, in seine Gewalt brachte, mit Handschellen fesselte und in sein Auto brachte. In einer Kiesgrube habe er ihn entkleidet und sexuell missbraucht. Der Junge habe geweint und wollte nach Hause. H. sagte, ihn habe dann die Panik ergriffen. "Ich habe die Pistole aus meiner Tasche gezogen. Ich habe zwei Runden geladen. Ich habe ihm gesagt, er soll mir den Rücken zuwenden. Ich habe den Revolver an seinen Kopf gehalten und habe weggeschaut." Dann habe er geschossen.

Wetterlings ungeklärtes Verschwinden hatte bei vielen Eltern in den USA die Frage aufgeworfen, ob sie ihre Kinder noch aus den Augen lassen dürfen. Der Fall habe der Region "ihre Unschuld genommen", sagte der Sheriff des Landkreises Stearns, John Sanner. "Es hat dazu geführt, dass wir unsere Kinder anders großgezogen haben."

Quelle: ntv.de, jug/AFP

Mord und TotschlagSexueller MissbrauchKriminalitätUSAProzesseMinnesotaKindstötungDNA