Panorama

25 Prozent Plus ab Juli Kräftiger Beitragssprung setzt Privatversicherte unter Druck

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Viele Privatversicherte schwärmen von einer besseren Behandlung beim Arzt - doch die hat ihren Preis.

Viele Privatversicherte schwärmen von einer besseren Behandlung beim Arzt - doch die hat ihren Preis.

(Foto: imago images / Jochen Tack)

Die Beiträge für privat Krankenversicherte steigen bereits vor einem Jahr um knapp zehn Prozent. Zum 1. Juli kommt es zu einem noch größeren Anstieg: 25 Prozent geht es nach oben. Das trifft demnach besonders viele ältere Versicherte.

Die Beitragshöhe in der privaten Krankenversicherung (PKV) ist für viele Ältere ein echtes Problem. Zahlreiche Versicherte wechselten daher in den Standardtarif. Ergebnis: Die Behandlung bewegt sich auf dem Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die Beiträge sind deutlich niedriger als zuvor. Bis jetzt. Denn die Beiträge im Standardtarif der PKV steigen zum 1. Juli - und zwar deutlich. Um 25 Prozent geht es nach oben, wie der Verband der privaten Krankenversicherung auf seiner Website schreibt.

Die Versicherer erhöhen die Prämien im Schnitt von 400 Euro monatlich auf 500 Euro. Dies sei laut "Süddeutscher Zeitung" (SZ) bereits die zweite Anhebung. Schon vor einem Jahr haben die Kunden tiefer in die Tasche greifen müssen. Seinerzeit hatten die Gesellschaften die Prämien bereits um 9,3 Prozent erhöht.

Der Standardtarif, in den dem SZ-Bericht zufolge Zehntausende gewechselt sind, ist kein Angebot einzelner Unternehmen, er wird brancheneinheitlich kalkuliert. Der Gesetzgeber hat den Sozialtarif 1994 eingeführt, um Kunden vor finanzieller Überforderung zu schützen. Er richtet sich an ältere Versicherte, die entweder die Altersgrenze 65 überschritten haben oder 55 Jahre alt sind und unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze von derzeit 66.150 Euro im Jahr liegen. Laut Verband trafen die Bedingungen Ende 2024 auf 53.900 Versicherte zu - so viele waren im Standardtarif versichert.

Standardtarif steht nicht jedem offen

Nun kann allerdings nicht einfach jeder in diesen Standardtarif wechseln. Das verhindert eine weitere Bedingung. Denn Voraussetzung für den Standardtarif ist, dass der Versicherte zuvor mindestens zehn Jahre privat versichert war. Zudem muss man mindestens vor dem 1. Januar 2009 einen Vertrag über eine Vollversicherung abgeschlossen haben. Auf wen das nicht zutrifft, der kann nur in den Basistarif wechseln, wenn die Beiträge tatsächlich zu hoch sind. Allerdings steigen auch dort die Beiträge zum 1. Juli.

In der privaten Krankenversicherung gibt es strenge Vorgaben für die Anpassung der Beiträge. Sie ist nur möglich, wenn die Leistungsausgaben oder die Lebenserwartung um mindestens fünf Prozent von den kalkulierten Werten abweichen. Der entscheidende Faktor seien dabei die Ausgaben etwa für Ärzte, Krankenhäuser und Medikamente. In einem solchen Fall sind die Unternehmen gezwungen, ihre Beiträge anzuheben. Die Kosten für Krankenhausbehandlungen sind in den vergangenen Jahren besonders stark gestiegen. Da im Standardtarif besonders viele ältere Menschen versichert sind, wirken sich die Kosten hier besonders stark aus.

Höchstsatz ist noch in weiter Ferne

Eine weitere Rolle spielt zudem die Zinsentwicklung. Aufgrund derer kann es zu regelrechten Beitragssprüngen kommen. Die Branche versuche schon lange, bei der Politik Änderungen durchzusetzen, die zwar regelmäßigere Anpassungen der Beiträge zur Folge hätten, dafür aber deutlich geringer ausfielen. Bislang ohne Erfolg.

Und so steigen die Beiträge zum 1. Juli nun eben - um 25 Prozent. Der Gesetzgeber hat die Prämien im Standardtarif zwar gedeckelt - sie dürfen den Höchstsatz bei den gesetzlichen Krankenkassen nicht überschreiten. Allerdings liegt er in diesem Jahr bei immerhin 804,82 Euro.

Der Leistungsumfang im Standardtarif für Privatversicherte entspricht in weiten Teilen dem der Krankenkassen. Eine Besonderheit führt allerdings dazu, dass diese Versicherten nicht in allen Arztpraxen gern gesehen sind, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Denn Ärzte und Zahnärzte dürfen für sie nur reduzierte Gebühren abrechnen. Mit "echten" Privatversicherten verdienen sie deutlich mehr Geld.

Der PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther versucht der Entwicklung dennoch etwas Positives abzugewinnen. "Trotz der spürbar gestiegenen Leistungsausgaben zahlen die meisten Versicherten im Standardtarif immer noch deutlich weniger als ein Durchschnittsverdiener in der gesetzlichen Krankenversicherung", argumentiert er im Gespräch mit der SZ. Für diesen Durchschnittsverdiener beträgt der GKV-Beitrag gegenwärtig 736 Euro. Langfristig würde sich für beide Versichertengruppen eine ähnliche Beitragsentwicklung abzeichnen, so Reuther.

Quelle: ntv.de, als

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