Kein Impfstoff zu Jahresbeginn Länder beklagen Absage - Bund lenkt ein
30.12.2020, 15:25 Uhr
Berlins Gesundheitssenatorin Kalayci: "Ich bin sauer"
(Foto: Paul Zinken/dpa/Archivbild)
Bittere Nachricht vor dem Jahreswechsel: Die erste Impfstoff-Lieferung des neuen Jahres an mehrere Länder fällt aus. In der Hauptstadt muss nun hektisch umgeplant werden. In den Ländern können Zehntausende erst später geimpft werden.
Nach Unmut in mehreren Ländern über eine gestrichene Impfstoff-Lieferung zieht der Bund einen für die zweite Januar-Woche geplante Versorgung vor. Das Vakzin des Herstellers Biontech werde bereits am Freitag, 8. Januar den Ländern zur Verfügung gestellt, sagte ein Ministeriumssprecher. "Danach erfolgt die nächste Lieferung am 18. Januar 2021 und ab dann vorerst wöchentlich montags. Dabei werden anfangs circa 670.000 Dosen pro Woche geliefert." Zuvor hatten Berlin, Brandenburg und Bayern mitgeteilt, dass der Bund eine für Montag angesetzte Lieferung abgesagt habe und erst eine Woche später neue Dosen liefern wolle.
Bislang hätten die Lieferungen wie vorgesehen stattgefunden. "Wie geplant wurden bis Ende des Jahres 1,3 Millionen Impfstoffdosen an die Bundesländer ausgeliefert", sagte eine Ministeriumssprecherin ntv. Die am heutigen Mittwoch ausgefahrene Lieferung decke "nach den Planungen von Biontech auch die erste Januarwoche ab".
Unmut in den Ländern
"Es ist für mich unverständlich, wie gerade bei derartig hohen Infektionszahlen eine komplette Lieferung einfach entfallen kann", hatte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml moniert. "Die eigentlich zugesagten Impfdosen waren in unseren Impfzentren bereits fest eingeplant." Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci sagte, man gerate nun "in sehr große Schwierigkeiten, da wir aufbauend auf diese Zusagen unsere Planungen gemacht haben." Der Zeitplan für den Impfstart der Menschen über 80 Jahre, die zu Hause leben, bekommt damit eine erste Delle. Denn Berlin sollte ursprünglich ab dem 4. Januar 29.250 weitere Impfdosen erhalten. "Die hätten wir gebraucht, um mit den über 80-Jährigen anfangen zu können." Das gehe nun nicht. Es gebe auch später keinen Ersatz dafür.
Deshalb würden nun zunächst allein die rund 23.400 Menschen über 90 Jahre per Brief zu den Impfungen eingeladen - frühestens ab dem 11. Januar. Menschen zwischen 80 und 90 Jahren sollen diese Briefe wegen der verzögerten Impfstoff-Lieferung nun erst später bekommen. Alle Einladungen haben einen Code, mit dessen Hilfe Menschen, die sich impfen lassen möchten, über ein Callcenter einen Termin in einem Impfzentrum machen können. Brandenburgs zuständige Ministerin Ursula Nonnemacher sagte, für das Land seien 19.500 Impfdosen pro Woche geplant gewesen. Damit können bei zwei notwendigen Impfungen rund 10.000 Menschen einen Impfschutz erhalten.
Spahn bittet um Geduld
Kalayci fordert den Bund auf, "die Lieferung etwas stabiler und zügiger zu organisieren. Wir können hier nicht alles vorbereiten und dann so eine Bremse bekommen." Das sei mehr als unglücklich gelaufen. "Ich bin sauer." Die Knappheit des Impfstoffs bleibe ein Problem für den Impfstart in Deutschland.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bat derweil um Verständnis für teils auftretende Anlaufschwierigkeiten. Dafür könne man nur um Geduld bitten. Eine weitere Impfstoff-Lieferung soll es noch im Tagesverlauf geben - auch mit Blick ins neue Jahr hinein. Die nächste Lieferung sei dann "rund zum Ende der nächsten Woche" vorgesehen. Im Januar seien danach jede Woche reguläre Lieferungen geplant, idealerweise jeweils am selben Wochentag.
Seit vergangenem Sonntag sind bereits mobile Teams unterwegs, um mit den ersten gelieferten mehr als 50.000 Dosen für Berlin pflegebedürftige Menschen in Heimen zu impfen. Auch in Kliniken wird bereits Personal immunisiert. Darüber hinaus hat mit der Arena in Treptow das erste Impfzentrum für Pflegepersonal aus Heimen geöffnet. An Brandenburg sind nach Ministeriumsangaben bisher 39.000 Impfdosen geliefert worden. Rund 1550 Menschen seien bis Dienstag geimpft worden, sagte Nonnemacher.
Quelle: jwu/dpa