Italienische Mafia hochaktiv Mehr als 1000 aktive Mafiosi in Deutschland vermutet
29.01.2024, 10:29 Uhr Artikel anhören
Saarländische Polizisten während einer bundesweiten Razzia gegen die italienische Mafia im vergangenen Mai.
(Foto: picture alliance / BeckerBredel)
Seit Jahren ist die italienische Mafia auch in Deutschland äußerst aktiv. Zuletzt steigt die Anzahl der aktiven Mitglieder sogar deutlich. Kriminelle Geschäfte hingegen können nur teilweise aufgedeckt werden. Dringend müssen mehr Ressourcen geschaffen werden, warnt ein Experte.
Das Bundesinnenministerium beziffert einem Bericht zufolge die Zahl der in Deutschland aktiven Mitglieder der italienischen Mafia auf mehr als 1000. "Gemäß der Erhebung des Bundeskriminalamts, zusammen mit den Landeskriminalämtern der Bundesländer, konnten für das Jahr 2022 insgesamt 1003 dauerhaft in Deutschland lebende, mutmaßliche Mitglieder der italienischen organisierten Kriminalität festgestellt werden", zitierten die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Grünen-Anfrage.
Davon entfielen demnach unter anderem 519 auf die 'Ndrangheta, 134 auf die Cosa Nostra und 118 auf die Camorra. Die Zahl stieg gegenüber dem Vorjahr um 87, wie aus der Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion weiter hervorgeht. Sie seien insbesondere in der Gastronomie, im Lebensmittelhandel und im Kfz-Gewerbe tätig. Straftaten würden mit illegalen Betäubungsmitteln sowie durch Geldwäsche und Steuerbetrug begangen, hieß es in der Ministeriumsantwort demnach weiter. Es seien kriminelle Erträge von rund 2,3 Millionen Euro festgestellt, davon aber nur rund 683.000 Euro sichergestellt worden.
Genaue Zahlen weiterhin völlig unklar
Zur Anzahl der Strafverfahren gegen die Mafia und der Höhe der tatsächlichen Gewinne konnte das Ministerium dem Bericht zufolge keine Angaben machen. "Die Mafia spinnt ihr Netz in Deutschland heutzutage wie in großen Teilen Italiens." Sie schaffe es, "vermehrt unter dem Deckmantel vermeintlich seriöser Geschäftspersonen Beziehungen zu Politik und Wirtschaft aufzubauen", sagte der Obmann der Grünen-Bundestagsfraktion im Bundestagsinnenausschuss, Marcel Emmerich.
Deutschland sei für Kriminelle "die Waschmaschine Europas", sagte Emmerich. Schätzungen zufolge würden jährlich über 100 Milliarden Euro gewaschen. Es sei zwar ein erster Schritt, dass Immobilien nicht mehr mit Bargeld gekauft werden dürften, sagte er weiter. "Auch der Aufbau eines Ausstiegsprogramms ist notwendig, um Betroffenen einen Ausweg aufzuzeigen und die Strukturen der organisierten Kriminalität zu schwächen."
"Wir müssen Kompetenzen an einer zentralen Stelle auf Bundesebene bündeln, wenn wir entschlossener gegen Geldwäsche, organisierte Kriminalität und kriminelle Finanznetzwerke vorgehen wollen" betonte Emmerich. Die Strafverfolgungsbehörden müssten aufwendige Ermittlungen führen können und dafür die nötigen Ressourcen bekommen. Hierfür müssten Bund und Länder enger zusammenarbeiten.
Quelle: ntv.de, gri/AFP