"Enger Freund und Kollege" Merkel würdigt Abe mit emotionalen Worten
08.07.2022, 15:50 Uhr
Angela Merkel und Shinzo Abe 2019 beim G7-Gipfel in Biarritz.
(Foto: picture alliance/dpa/MAXPPP)
Bei einem Attentat kommt Japans früherer Ministerpräsident Shinzo Abe ums Leben. Sein Tod löst weltweit Erschütterung aus. Altbundeskanzlerin Merkel beklagt den Verlust eines "politischen Weggefährten". In einer persönlichen Erklärung schreibt sie: "Er war mir ein enger Kollege und Freund."
Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich in einem sehr persönlichen Statement zutiefst erschüttert zum Tod des ehemaligen japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe geäußert. "Japan und die Welt verlieren mit Shinzo Abe einen großen Staatsmann. Ich verliere mit ihm einen politischen Weggefährten", schrieb die CDU-Politikerin in einer auf ihrer Internetseite veröffentlichten Erklärung.
Abes Wort habe Gewicht gehabt. "Seine Entscheidungen waren verlässlich. Sein Humor half, Widerstände zu überwinden. Er war mir ein enger Kollege und Freund", betonte Merkel. Abe war diesen Freitag in der japanischen Stadt Nara bei einem Anschlag erschossen worden. Der 41-jährige Täter wurde noch am Tatort festgenommen.
Merkel bezeichnete das Attentat als feige und niederträchtig. Ihre ersten Gedanken seien bei Abes Frau und Familie. Merkel war Abe in Deutschland, in Japan und bei internationalen Konferenzen viele Male begegnet. "Wir waren stets von dem gemeinsamen Ziel geleitet, die großen Herausforderungen unserer Zeit sowohl in unseren bilateralen Beziehungen als auch zwischen Japan und der Europäischen Union sowie multilateral partnerschaftlich zu bewältigen", schrieb sie. Die deutsch-japanischen Beziehungen seien in seiner Amtszeit noch einmal enger geworden.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz reagierte "fassungslos und tief traurig" auf Abes Tod. "Wir stehen auch in diesen schweren Stunden eng an der Seite Japans." Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sagte: "Ich bin schockiert über die Nachricht, dass auf Shinzo Abe geschossen wurde. Meine Gedanken sind bei ihm und seiner Familie."
Kreml: "Unersetzlicher Verlust"
In vielen Ländern sorgte Abes Tod für Entsetzen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte: "Japan verliert einen großen Ministerpräsidenten, der sein Leben seinem Land gewidmet und sich für ein Gleichgewicht in der Welt eingesetzt hat." Großbritanniens Premierminister Boris Johnson bekräftigte, Abes "globale Führungsrolle in bisher nie dagewesenen Zeiten wird vielen in Erinnerung bleiben". Italiens Ministerpräsident Mario Draghi würdigte Abe als einen "großen Verfechter des japanischen und internationalen politischen Lebens". Er lobte zudem seinen "innovativen Geist und seine Vision von Reformen".
US-Präsident Joe Biden verurteilte den Mordanschlag. "Ich bin fassungslos, empört und zutiefst traurig über die Nachricht, dass mein Freund Abe Shinzo während eines Wahlkampfauftritts erschossen wurde. Dies ist eine Tragödie für Japan und für alle, die ihn kannten", hieß es in einer Stellungnahme. "Selbst in dem Moment, als er angegriffen wurde, setzte er sich für die Demokratie ein. Auch wenn wir viele Einzelheiten noch nicht kennen, wissen wir, dass gewalttätige Angriffe niemals akzeptabel sind, und dass Waffengewalt immer eine tiefe Narbe hinterlässt", so Biden. "Die Vereinigten Staaten stehen in diesem Moment der Trauer an der Seite Japans. Ich spreche seiner Familie mein tiefstes Beileid aus."
Der Kreml in Russland sprach von einem "schweren, unersetzlichen Verlust". Abe sei ein "herausragender Staatsmann" gewesen, der viel für die Entwicklung "gutnachbarlicher Beziehungen zwischen unseren Ländern" getan habe, wurde Präsident Wladimir Putin zitiert.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verurteilte den "brutalen und feigen Mord", der die Welt schockiere. EU-Ratspräsident Charles Michel sagte: "Japan, die Europäer trauern mit dir." Laut NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg war Abe "ein Verfechter der Demokratie und mein langjähriger Freund und Kollege".
Quelle: ntv.de, chf/dpa/AFP