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Bewusstsein nimmt laut Studie zu Neun von zehn Deutschen wollen ökologische Wirtschaft

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75 Prozent der Befragten finden, Plastikmüll sollte vermieden werden.

75 Prozent der Befragten finden, Plastikmüll sollte vermieden werden.

(Foto: picture alliance / dpa Themendienst)

Eine Studie belegt, dass die Deutschen immer umweltbewusster werden. Ob bei der Vermeidung von Plastikmüll oder Wiederverwertung von Rohstoffen: Die Deutschen begrüßen das. Besonders hoch ist die Zustimmung beim Umbau der Wirtschaft, die Sorge allerdings auch.

Trotz vielfältiger Krisen ist der Umwelt- und Klimaschutz für die Mehrheit der Deutschen laut einer Umfrage weiterhin ein wichtiges Thema. 57 Prozent halten Umwelt- und Klimaschutz für sehr wichtig, wie die Bevölkerungsumfrage zum Umweltbewusstsein 2022 ergab. "Die Menschen haben ein hohes Umweltbewusstsein, ein hohes Problembewusstsein", sagte Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

"Die Menschen haben das Gefühl, dass dringend gehandelt werden müsste", betonte Messner. In der repräsentativen Erhebung schätzen die Befragten die Notwendigkeit von Anpassungs- und Schutzmaßnahmen entsprechend hoch ein. Gut zwei Drittel sehen es etwa als sehr wichtig an, Wälder zu Mischwäldern umzubauen, die gegen Trockenheit robust sind. 85 Prozent der Befragten nahmen demnach bereits sehr starke oder starke Auswirkungen des Klimawandels wahr.

Großen Handlungsbedarf sehen die Bundesbürger demnach bei der Vermeidung von Plastikmüll. Eine Mehrheit von 75 Prozent hält die Verringerung von Plastik in der Natur für eine zentrale Aufgabe der Politik. 72 Prozent der Befragten finden es zudem sehr wichtig, Rohstoffe und Güter stärker wiederzuverwerten und eine lange Produktnutzung zu fördern.

Deutschen sorgen sich um eigene Gesundheit

Laut der Befragung wächst bei den Menschen hierzulande auch das Bewusstsein für mögliche Gesundheitsgefahren durch Klimaveränderungen. Sagten 2016 noch 59 Prozent der Befragten, dass die Klimafolgen ihrer Gesundheit äußerst stark oder stark schaden können, waren es im Jahr 2022 bereits 73 Prozent.

Dementsprechend groß sei das Verständnis der Menschen für den ökologischen Umbau der deutschen Wirtschaft. 91 Prozent der Befragten unterstützen der Umfrage zufolge dieses Ziel. Gleichzeitig rufe der Wirtschaftsumbau bei vielen Bürgern aber auch Unsicherheit hervor.

"Nur 20 Prozent der Bevölkerung stimmen der Aussage zu, wir brauchen mehr Wachstum, auch wenn das auf Kosten der Umwelt geht", sagte er weiter. Und 74 Prozent der Befragten seien davon überzeugt, dass in den Industrieländern die Grenzen der Ökosysteme durch die Art und Weise, wie wir wirtschaften und konsumieren, überschritten sind.

So befürchten drei Viertel der Befragten, dass die ökologische Transformation die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland vergrößern könnte. Rund 40 Prozent gaben an, Angst vor einem sozialen Abstieg aufgrund des Umbaus der Wirtschaft zu haben. Nur 35 Prozent gingen davon aus, dass Klimaschutz und der Wirtschaftsumbau der Wirtschaft und der Wettbewerbsfähigkeit guttun.

Befragte kritisieren Letzte Generation

"Der ökologische Wirtschaftsumbau muss sozialverträglich erfolgen, wenn wir die Menschen auf dem Weg dorthin nicht verlieren wollen", mahnte UBA-Präsident Messner. Die Politik müsse Menschen aus unteren Einkommensgruppen zudem Perspektiven aufzeigen. "Wir müssen deutlicher machen, dass nachhaltiges Wirtschaften eine Job-Maschine werden kann", stellte Messner klar.

Rund um den Protest für nachhaltigeres Wirtschaften machte in den letzten zwei Jahren vor allem die Letzte Generation von sich reden. Der rät Messner auf Basis der Befragung: "Ich würde den Mitgliedern der Letzten Generation empfehlen, über ihre Aktionsformate nachzudenken". So gaben 61 Prozent der Befragten an, mit Protestformen wie der Besetzung von Wäldern oder Autobahnen nicht oder eher nicht einverstanden zu sein.

Ebenfalls 61 Prozent gaben allerdings an, die Forderungen von Klimabewegungen zu unterstützen und finden, dass die Politik mehr auf sie hören sollte. Die Wahrnehmung der Umweltbewegungen fällt demnach negativer aus als die Wahrnehmung von Fridays For Future bei der letzten Erhebung im Jahr 2020. "Dies kann einerseits eine zeitliche Entwicklung sein, wahrscheinlicher ist es jedoch, dass Umweltbewegungen, die neben Demonstrationen auch zivilen Ungehorsam einsetzen, auf stärkere Ablehnung stoßen als die Schülerstreiks von Fridays for Future", hieß es dazu in der Studie.

Für die repräsentative Studie wurden im Sommer 2022 insgesamt 2072 Menschen ab 14 Jahren befragt. Die Befragung und Auswertung nahmen das ConPolicy Institut sowie das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung vor. Die Umweltbewusstseinsstudie erforscht seit 1996 im Zweijahresrhythmus, wie sich Umweltbewusstsein und Umweltverhalten der Bevölkerung in Deutschland entwickeln.

Quelle: ntv.de, als/AFP/dpa

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