Bunker am Ende der Welt Neuseeland ist der beste Ort für den Kollaps
08.10.2021, 16:11 Uhr
Viel grün, rund herum Wasser: Neuseeland hat das größte Potential, einen globalen Kollaps zu überstehen.
(Foto: REUTERS)
Einige Superreiche bauen sich in Neuseeland einen Bunker. Warum? Der Inselstaat im Südpazifik ist der beste Ort, um einen Kollaps der Weltgesellschaft zu überleben. Das haben britische Forscher in einer Studie ermittelt. Gute Überlebenschancen hat man aber auch in Deutschland.
"Zusammenbruch der Märkte, zivile Unruhen, nie dagewesene globale Spannungen. Wir sind immer nur Minuten von einer Katastrophe entfernt. Haben Sie einen Notfallplan, falls das Unglück an Ihre Tür klopft?"
Mit diesen dramatischen Worten will die "Rising S Company" Menschen davon überzeugen, für die Apokalypse vorzusorgen. Die Firma aus Texas baut gigantische Bunkeranlagen für den Ernstfall. Seit Beginn der Corona-Krise hat sie Hochkonjunktur. Man werde von Anfragen regelrecht "überflutet", sagte der Firmenboss voriges Jahr bei "Bloomberg".
Besonders beliebt bei den Superreichen sind Bunker in Neuseeland. In dem Inselstaat hat die "Rising S Company" in den vergangenen Jahren alleine zehn Anlagen errichtet. Der Leitspruch: "Wir verkaufen keine Angst. Wir verkaufen Vorsorge."
Wie krisenfest sind einzelne Länder?
Ein prominenter Bunkerbesitzer ist Peter Thiel. Der in Deutschland geborene Silicon-Valley-Investor und Trump-Berater besitzt eine eigene Farm mit dazugehörigem Bunker. Natürlich in Neuseeland. Denn der Inselstaat im Südpazifik ist der krisensicherste Ort der Welt, unterstreicht eine Studie der britischen Anglia Ruskin University. "Neuseeland hat keine Grenzen, weil es eine Insel ist. Die Eigenständigkeit des Landes ist recht hoch. In Relation zur Bevölkerungszahl steht viel landwirtschaftliche Nutzfläche zur Verfügung. Und Neuseeland hat das Potenzial, seine Energie komplett aus Erneuerbaren zu gewinnen", begründet Studienautor Aled Jones im ntv-Podcast "Wieder was gelernt" die Spitzenposition.
Jones und sein Co-Autor Nick King haben untersucht, wie krisenfest die Länder dieser Welt sind. Dafür haben die Wissenschaftler verschiedene Kriterien zurate gezogen. Zum Beispiel den Zugang zu Nahrungsmitteln. Kann sich das Land im Krisenfall selbst versorgen oder nicht? Wie autonom ist die Energieversorgung? Wie gut können die Grenzen geschützt werden? Und wie stark ist das Land gegen Extremwetter geschützt?
"Wir beschäftigen uns vor allem damit, wie und wo Risiken auftreten und wie sie sich auswirken. Hauptsächlich geht es um den Klimawandel oder um Risiken im Lebensmittel- und Energiesektor. In dieser Untersuchung haben wir geschaut, welche Länder sich am besten vor diesen Risiken schützen können", erklärt Jones.
Isolation ist kein Allheilmittel
Dass Neuseeland ganz vorne steht, ist keine Überraschung. Eine Insel, in einer gemäßigten Klimazone. Nur fünf Millionen Einwohner. Viel Platz für Landwirtschaft und Windkraftanlagen. Und dass Neuseeland sich abschotten kann, hat das Land mit seiner Null-Covid-Strategie bewiesen. Über Monate hinweg kam niemand ins Land rein und niemand raus.
Dieser Text ist eigentlich ein Podcast: Welche Region schickt nur Verlierer in den Bundestag? Warum stirbt Ostdeutschland aus? Wieso geht dem Iran das Wasser aus? Welche Ansprüche haben Donald Trump und die USA auf Grönland?
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Zuletzt hat die Regierung in Wellington die Strategie jedoch beerdigt. Weil Isolation kein Allheilmittel ist, sagt Jones im Podcast. "Es haben sich wegen der Isolation so wenige Menschen angesteckt, dass sie nicht die Immunitätsrate haben wie andere Länder mit mehr Infektionen." Die Fähigkeit zur Isolation sei "unter bestimmten Umständen" richtig und wichtig, aber man könne nicht "bis in alle Ewigkeit isoliert bleiben", so Jones.
Neben Neuseeland besitzen weitere Inselstaaten die Fähigkeit zu weitgehender Isolation. Australien, Irland und Island landen im Ranking der britischen Forscher auf den nächsten Plätzen. Auch Großbritannien schneidet sehr gut ab - das sei die größte Überraschung gewesen, sagt Aled Jones. Denn die britische Insel beziehe "etwa ein Drittel seiner Lebensmittel aus dem Ausland" und sei zudem bei weitem nicht so isoliert wie Neuseeland oder Australien. Aber es gebe große Landwirtschaftsflächen und viel Potenzial, vor der Küste Strom aus Windkraft zu erzeugen. Kommt der globale Kollaps, sind die Briten also kaum auf Nahrungs- und Energieimporte angewiesen. Zumindest theoretisch nicht.
Deutschland punktet mit "Hightech-Wirtschaft"
Die USA und Kanada sind die besten Nicht-Inseln im Ranking, sie landen auf den Plätzen sechs und sieben. Dahinter folgt Norwegen. Danach kommt Deutschland - auf dem geteilten neunten Platz mit Japan, Frankreich, Dänemark, Schweden und Finnland. Deutschland punkte vor allem mit "reichhaltigen, einheimischen erneuerbaren und nicht erneuerbaren Energiequellen" sowie einer "modernen Hightech-Wirtschaft mit sehr großer Produktionskapazität", heißt es in der Studie. Bei der Energie- und Produktionskapazität habe Deutschland "mit am besten abgeschnitten", verdeutlicht Experte Jones.
Etwas schlechter als Großbritannien schneidet Deutschland bei der Lebensmittelversorgung ab - "wegen der hohen Bevölkerungszahl", erklärt Jones. Zudem wurde der Faktor Isolation schlecht bewertet, "weil so viele Länder um Deutschland herum liegen". Aus diesem Grund hat es nicht für einen Platz unter den ersten fünf gereicht. "Aber wenn man Isolation weglässt und andere Faktoren, wie militärische Macht, betrachtet, kann man einige Länder neu bewerten. In den USA sagen sie zum Beispiel: Isolation ist uns egal, weil wir große Panzer und Waffen haben."
Doch darauf wollen sich superreiche Amerikaner wie Peter Thiel nicht verlassen. Für ihn steht jedenfalls fest, dass er die Apokalypse in Neuseeland verbringen wird. Einreiseprobleme wird er nicht bekommen. Seit zehn Jahren besitzt der Investor neben der amerikanischen und deutschen auch die neuseeländische Staatsbürgerschaft. Obwohl Thiel nur ein paar Mal zu Besuch war, machte die Regierung eine Ausnahme, weil er in neuseeländische Firmen investiert hatte. In den Augen vieler Neuseeländer aber hat sich Thiel den Pass erkauft. Für den Notfall.
Quelle: ntv.de