Nach Hochzeit mit IS-Mitglied Niederländerin muss wegen Versklavung zehn Jahre in Haft
11.12.2024, 18:54 Uhr Artikel anhören
In Raqqa - hier nach der Befreiung - soll die Niederländerin eine Jesidin als Sklavin missbraucht haben.
(Foto: imago images / Le Pictorium)
Vor zehn Jahren überrennen Terroristen des Islamischen Staats den Nordirak, töten Männer und Jungen, zwingen Frauen in die Sklaverei. Eine Niederländerin muss sich dafür verantworten – und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ins Gefängnis.
Eine Frau ist in den Niederlanden wegen Versklavung einer Jesidin in Syrien zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht in Den Haag sprach Hasna A. mehrerer Vergehen schuldig, darunter Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Laut Anklage war die Niederländerin 2015 nach Syrien gereist, um sich der Terrormiliz Islamischer Staat anzuschließen. A. nahm ihren damals vierjährigen Sohn mit und heiratete ein IS-Mitglied.
Die Staatsanwaltschaft hatte acht Jahre Gefängnis für die 33-Jährige gefordert, doch verhängte das Gericht die längere Haftstrafe und begründete dies teils damit, dass sie ihren extremistischen Ansichten nicht abgeschworen habe. Die Verurteilte hat die Frau demnach zu Hausarbeit gezwungen, außerdem wurde die Gefangene sexuell missbraucht. Es war der erste Fall von Verbrechen gegen Jesiden, mit dem Staatsanwälte in den Niederlanden befasst waren. Die ähnlich gelagerten Vorwürfe einer zweiten Frau konnten dagegen nicht gerichtsfest nachgewiesen werden.
A. war eine von zwölf Frauen, die gemeinsam mit ihren insgesamt 28 Kindern von einem Flüchtlingslager im Norden Syriens 2022 in die Niederlande zurückgebracht wurden. Seit ihrer Rückkehr sitzt A. in Haft, ihre Kinder wurden in die Obhut des Jugendamts gegeben.
Im Sommer 2014 überrannten IS-Extremisten den Nordirak und machten Jagd auf Angehörige der Glaubensgemeinschaft der Jesiden, die sie als Ketzer betrachteten. Die Terrormiliz tötete Männer und Jungen, viele Jesidinnen wurden in die Sklaverei verkauft oder gezwungen, zum Islam zu konvertieren und IS-Kämpfer zu heiraten. Zehntausende flohen. Zwar wurde der IS 2017 militärisch zurückgedrängt, doch sind weniger als die Hälfte der Geflüchteten in das jesidische Kernland rund um die Stadt Sindschar zurückgekehrt.
Der Glaubensgemeinschaft der Jesiden gehören weltweit geschätzt eine Million Menschen an. Ihre monotheistische Religion ist rund 4000 Jahre alt und vereint Elemente altorientalischer Religionen.
Quelle: ntv.de, tsi/AP