Tote in Rumänien Österreich bereitet sich auf "historische" Flutkatastrophe vor
14.09.2024, 16:46 Uhr Artikel anhören
An der Moldau in Prag errichtet die Feuerwehr Flutwände, um die tschechische Hauptstadt zu schützen.
(Foto: picture alliance / CTK)
Schon seit Tagen fällt unter anderem in Österreich so viel Niederschlag, dass der Boden kein Wasser mehr aufnehmen kann. Doch es wird noch stärkerer Regen in den kommenden Tagen erwartet. Auch in Teilen Tschechiens, der Slowakei, Rumänien und Polen wurde der Notstand erklärt.
Unwetter mit extremen Regenfällen haben in Teilen Mittel- und Osteuropas für Überschwemmungen gesorgt. In Rumänien kamen vier Menschen ums Leben. In Tschechien, Polen und Österreich steht der Höhepunkt des Hochwassers an vielen Flüssen noch bevor.
In der Region Galati im Südosten Rumäniens seien "vier Personen tot gefunden" worden, teilte der Rettungsdienst mit. Weiter hieß es, dass es in insgesamt 19 Orten in Rumänien zu Überschwemmungen gekommen sei. Dutzende Menschen hätten gerettet werden müssen. Auf einem Video der Rettungskräfte waren Dutzende Häuser entlang der Donau zu sehen, die unter Wasser standen. Regierungschef Marcel Ciolacu wurde im Hochwassergebiet erwartet.
In Tschechien waren angesichts der Unwetter 100.000 Feuerwehrmänner mobilisiert worden. Am Freitag waren 1900 Vorfälle gemeldet worden, vor allem Überschwemmungen und umgestürzte Bäume. Mehr als 50.000 Haushalte waren nach Angaben des Energieunternehmens CEZ ohne Strom. In Brno im Südosten Tschechiens wurde ein Krankenhaus evakuiert, die nordöstliche Region Mähren erklärte den Notstand. "Der Boden ist nun gesättigt, was bedeutet, dass das gesamte Regenwasser an der Oberfläche bleibt", erklärte Umweltminister Petr Hladik im Onlinedienst X.
In der slowakischen Hauptstadt Bratislava wurde ebenfalls der Notstand erklärt. In Polen war die Situation nach Regierungsangaben am schwierigsten im Südwesten des Landes. Der polnisch-tschechische Grenzübergang Golkowice wurde geschlossen, weil ein Fluss über die Ufer getreten war.
Österreich rechnet mit Jahrhundert-Hochwasser
Einsatzzentralen in Österreich haben wegen der anhaltenden schweren Regenfälle mehr als ein Dutzend Gemeinden zum Katastrophengebiet erklärt. In der Region Waldviertel rund 120 Kilometer nordwestlich von Wien wird Hochwasser erwartet, wie es im langjährigen Durchschnitt nur alle 100 Jahre vorkommt. "Die kommenden Stunden werden für den Hochwasserschutz die Stunden der Wahrheit und für unsere Einsatzkräfte und zahlreiche Landsleute zu einer massiven Belastungsprobe", warnte die Landeshauptfrau von Niederösterreich, Johanna Mikl-Leitner. "Gerade im Waldviertel erwarten wir Herausforderungen in historischer Dimension."
Die Einsatzkräfte bereiten sich darauf vor, Menschen vorsichtshalber in Sicherheit zu bringen. Befürchtet wird, dass der Stausee Ottenstein überlaufen könnte. Dort wurde angesichts der angekündigten Unwetter schon seit Montag Wasser abgelassen, um mehr Raum zu schaffen, sagte der Sprecher des Energieversorgers EVN. Ein Überlaufen würde am Kamp, einem Zufluss der Donau, erhebliches Hochwasser auslösen. Im Unterlauf des Flusses könnten nach derzeitigen Prognosen die Werte für ein 100-jährliches Hochwasser noch übertroffen werden. An der Donau wird ein 20- bis 30-jährliches Hochwasser erwartet.
Die Böden sind vollkommen vollgesogen. Seit Donnerstag sind mancherorts bereits bis zu 150 Millimeter Regen gefallen. Bis zur Nacht von Sonntag auf Montag werden teils bis zu 230 Millimeter Regen vorhergesagt. Zudem wehen heftige Winde.
Tausende Haushalte ohne Strom
In den westlichen Bergregionen behindert unterdessen Schnee den Verkehr auf mehreren Straßen, zudem suchten Rettungskräfte nach einem Mann, der nach einem Lawinenabgang vermisst wurde. Tirol war stellenweise von einer bis zu einem Meter hohen Schneeschicht bedeckt - in der vergangenen Woche waren noch Temperaturen von mehr als 30 Grad gemessen worden.
"Nahezu alle Bundesländer sind von den heftigen Regenfällen und teils auch vom Schneefall der vergangenen Tage betroffen. Besonders in Niederösterreich spitzt sich die Lage weiter zu", zitierte APA Bundeskanzler Karl Nehammer. "Der Höhepunkt ist noch nicht erreicht, und die kommenden Tage werden für die betroffene Bevölkerung und die Einsatzkräfte noch äußerst schwierig und herausfordernd sein", sagte er demnach.
In der Steiermark war die Stromversorgung nach APA-Angaben wegen umgestürzter Bäume in Teilen der Ost- und Obersteiermark sowie des östlichen Grazer Umlandes ausgefallen: Demnach waren laut den Energienetzen Steiermark am Morgen 4000 Haushalte ohne Strom.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP