Panorama

Massive Hochwasser erwartet Osteuropa bereitet sich auf "schlimmste Szenarien" vor

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Gondel zum Gipfel des Arbers: In Südostbayern wird Starkregen erwartet.

Gondel zum Gipfel des Arbers: In Südostbayern wird Starkregen erwartet.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der Sommer ist dahin: Polen, die Slowakei und Tschechien rüsten sich gegen Regenmassen und Überflutungen. Sachsen blickt bang gen Osten. In den Alpen brauchen Autofahrer Schneeketten und sogar an der Adria droht Starkregen.

Deutschlands östliche Nachbarländer wappnen sich gegen drohende Überschwemmungen in den kommenden Tagen. Dauerregen ließ in Polen, der Slowakei und Tschechien die Sorgen wachsen, dass Flüsse über die Ufer treten. "Wir bereiten uns auf die schlimmsten Szenarien vor", sagte der tschechische Regierungschef Petr Fiala in der Hauptstadt Prag. An manchen Flüssen müsse mit einem derart schlimmen Hochwasser gerechnet werden, wie es statistisch gesehen nur einmal im Jahrhundert auftritt. Auch in Deutschland könnte sich die Lage zuspitzen.

In Polen rief Vize-Innenminister Wieslaw Lesniakiewicz zu Vorkehrungen vor einem möglichen Hochwasser auf. Menschen, die in der Nähe von Flüssen im Erdgeschoss wohnten, sollten sich auf Hochwasser einstellen, sagte er dem Radiosender Rmf.fm. Garagen sollten geräumt und Autos an einem sicheren Ort geparkt werden. "Es können auch Situationen eintreten, wo zeitweise kein Trinkwasser vorhanden ist oder kein Strom."

Das Meteorologische Institut gab indes eine Hochwasserwarnung für die Woiwodschaften Niederschlesien, Oppeln, Schlesien und Kleinpolen heraus. Dort könnten bis zu 150 Liter Wasser pro Quadratmeter niedergehen, hieß es in einem Statement. Die Armee und alle uniformierten Dienste seien in Bereitschaft, schrieb Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz auf der Plattform X. Boote, Amphibienfahrzeuge und schweres Gerät seien vorbereitet.

Krisenstab in Tschechien einberufen

In Tschechien berief die Regierung angesichts heftiger Regenfälle bereits einen Krisenstab ein. Der Abfluss aus den Stauanlagen an der Moldau sei "rasant erhöht" worden, teilte Landwirtschaftsminister Marek Vyborny auf X mit. Im Laufe des Tages wurden mehr als 300 Kubikmeter pro Sekunde abgelassen. Damit sollen die Kapazitäten in den Stauseen für die später erwarteten Wassermassen freigehalten werden. Im historischen Stadtzentrums Prags sollten Schutzwände aufgestellt werden. Aus der Moldau wurde eine Leiche geborgen - weshalb der Mann ums Leben kam, ist laut Polizei noch unklar.

Der tschechische Wetterdienst weitete unterdessen seine Warnung vor starken bis extremen Niederschlägen für das Wochenende auf den Großteil des Landes aus. Besonders kritisch könnte die Lage im Osten Tschechiens werden. In Jesenik im Altvatergebirge könnten den Vorhersagen zufolge bis einschließlich Sonntag bis zu 400 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fallen. Die Fußball-Ligaspiele am Wochenende wurden bereits abgesagt.

Bahnreisende in Österreich sollten auf Fahrt verzichten

Die Behörden rechnen mit einem sogenannten Jahrhundert-Hochwasser am Grenzfluss March. Die slowakische Hauptstadt Bratislava liegt direkt am Zusammenfluss von Donau und March im Dreiländereck zu Ungarn und Österreich. Die Behörden des Landes wollen gezielt Flächen überfluten, um so Überschwemmungen in Bratislava zu verhindern.

WetterNiederschläge in Deutschland

In Österreich gab die Bahn eine Reisewarnung wegen erwarteter Starkregenfälle und Stürme heraus. Alle Fahrgäste wurden aufgerufen, nicht dringend notwendige Zugfahrten zwischen Freitag und Sonntag zu verschieben, wie die Österreichischen Bundesbahnen mitteilten. Bereits in der Nacht auf Freitag wurde die Bahnstrecke zwischen Bad Hofgastein und Bad Gastein im Salzburger Land wegen starken Schneefalls gesperrt. Mehrere Straßen in Österreich waren wegen umgestürzter Bäume oder liegengebliebener Fahrzeuge blockiert. Andere Routen, wie etwa die Großglockner Hochalpenstraße, wurden aus Sicherheitsgründen geschlossen. In manchen Gebieten galt Schneekettenpflicht.

In den östlichen Landesteilen Deutschlands richten sich nun die Blicke auf die Wetterlage in den Nachbarländern. Die Elbe könnte Hochwasser auch nach Sachsen bringen, Neiße und Oder nach Sachsen und Brandenburg. Den Prognosen zufolge wird die Elbe in Dresden am Sonntag die Alarmstufe 1 erreichen - die niedrigste von vier Hochwasserwarnstufen. Bis zum Mittwoch könnte die Alarmstufe 3 erreicht werden. Der Wasserstand könnte demnach auf sechs bis sieben Meter ansteigen, normal sind in Dresden zwei Meter. Wegen der eingestürzten Carolabrücke in Dresden ist die Lage ohnehin angespannt. Unter Hochdruck versuchen Einsatzkräfte, die Trümmerteile aus dem Fluss zu räumen - wie lange das dauert, ist noch unklar.

Jähes Sommerende an der Adria

Auch der Süden Europas ist kein Lichtblick: Der vorhergesagte Zyklon "Boris" beendete an der Adria den Sommer schlagartig. Die Temperaturen sanken auf deutlich unter 20 Grad. Vor allem in Kroatien rechnen die Katastrophenschützer mit Starkregen, heftigem Wind und sogar Sturzfluten. Es gilt die zweithöchste Unwetter-Alarmstufe. Wegen drohender Stürme wurden manche Fernstraßenabschnitte in Kroatien und im Nachbarland Slowenien für bestimmte Fahrzeugtypen wie Doppeldeckerbusse, Motorräder und Wohnwagen gesperrt. Der Verkehr der Fähren an der Adria liegt teilweise lahm.

Bereits am Donnerstag hatten die Unwetter vor allem den kroatischen Küstenabschnitt bei Zadar getroffen. Landstraßenabschnitte standen wegen der hohen Wellen und des Regens unter Wasser, zahlreiche Windhosen waren auf der Adria zu sehen. In manchen Höhenlagen der Dinarischen Alpen in Kroatien und der Julischen Alpen in Slowenien hat es bereits geschneit. Auf der slowenischen Straße über den Vrsic-Pass nahe der Grenze zu Italien und Österreich ist wegen Schneefalls bereits Winterausrüstung Pflicht, zudem wird die Verwendung von Ketten empfohlen. Im zentralslowenischen Dorf Zalec trat der Bach Loznica über die Ufer und erfasste acht Häuser. Es wurde allerdings erwartet, dass dort der Wasserstand wieder sinkt.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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