Christmette in Rom Papst verurteilt Kriege und kritisiert Konsumkultur
25.12.2022, 07:28 Uhr
Mit der Christmette haben in Rom die Weihnachtsfeierlichkeiten begonnen. Ohne den Krieg in der Ukraine direkt anzusprechen, geißelte Papst Franziskus die militärischen Konflikte auf der Welt. Zudem verliere die Menschheit, "die unersättlich nach Geld, Macht und Vergnügen strebt", die Armen und Schwachen aus dem Blick.
In seiner zehnten Christmette hat Papst Franziskus zu Abkehr von der "Konsumkultur" und zum Wiederfinden des "Sinns von Weihnachten" aufgerufen. Vor rund 7000 Menschen betete das 86-jährige Oberhaupt der katholischen Kirche am Abend im Petersdom für die "Kinder, die von Kriegen, Armut und Ungerechtigkeit verschlungen werden". Auch dieses Weihnachten "macht eine Menschheit, die unersättlich nach Geld, Macht und Vergnügen strebt, keinen Platz für die Kleinen, für die vielen ungeborenen, armen, vergessenen Menschen, so wie es bei Jesus auch war". Franziskus, der seit Monaten unter Schmerzen im Knie leidet, hielt die Messe sitzend ab.
Der Pontifex rief dazu auf, die "Wärme der Weltlichkeit" aufzugeben und sprach sich für eine barmherzige Kirche aus, die sich in den Dienst der Armen stelle. Er bedauere, dass "Menschen, die nach Macht und Geld gieren, ihre Verwandten und Brüder ausbeuten", sagte Franziskus weiter. Rund 4000 Menschen verfolgten die erste Christmette nach zwei Jahren strikter Corona-Beschränkungen über auf dem Petersplatz aufgestellte Großleinwände.
Zudem geißelte Franziskus die blutigen Auseinandersetzungen - vor allem der Krieg in der Ukraine hat 2022 für Entsetzen gesorgt. "Macht- und geldhungrige Menschen verzehren in der Welt sogar ihre Nächsten, ihre Brüder und Schwestern. Wie viele Kriege gibt es! Und an wie vielen Orten werden auch heute noch Würde und Freiheit mit Füßen getreten!" Den Ukraine-Krieg benannte er in seiner Predigt aber nicht direkt. Franziskus nannte die Schwachen und Armen die "Hauptleidtragenden der menschlichen Gier".
Am Mittag spendet Franziskus nach seiner Weihnachtsbotschaft von der Loggia des Petersdoms aus den festlichen Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis). Es wird erwartet, dass er darin dem Ukraine-Krieg viel Raum gibt.
Weihnachtsprozession nach Bethlehem
Bereits am gestrigen Nachmittag hatte die traditionelle Weihnachtsprozession als Wagenkonvoi von Jerusalem nach Bethlehem geführt. Den letzten Teil des Wegs bis zum Krippenplatz in Bethlehem legte das Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa, zu Fuß zurück. Dort wurde er von christlichen Repräsentanten empfangen.
Über die Weihnachtsfeiertage wird anders als in den vergangenen zwei Corona-Jahren mit Zehntausenden Besuchern gerechnet. Israels Tourismusministerium stellte sich auf rund 120.000 Pilger ein. In ihrer Weihnachtsbotschaft beklagten die Repräsentanten verschiedener Kirchen im Heiligen Land einen Anstieg von Angriffen auf Christen und Diskriminierung. Junge Christen fühlten sich im Land ihrer Vorfahren nicht mehr willkommen, viele von ihnen verließen die Region, hieß es. Daher sei der Anteil der Christen weiter gesunken. Von rund fünf Millionen Palästinensern im Westjordanland und Gazastreifen seien weniger als zwei Prozent Christen. Nach jüngsten Angaben des israelischen Statistikbüros leben in Israel rund 185.000 arabische Christen, die etwa 1,9 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Israel hat rund 9,6 Millionen Einwohner, drei Viertel davon Juden.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa