Mädchenmörder auf freiem Fuß Polizei sucht nach Fluchtauto von Ralf H.
23.12.2021, 17:11 Uhr
1993 ermordet ein Mann eine 16-Jährige. 27 Jahre später wird er gefasst und zu lebenslanger Haft verurteilt, bleibt aber auf freiem Fuß. Als er seine Fußfessel ablegt und flieht, sind die Behörden überrascht. Die Eltern des Mädchens sind fassungslos.
Die Polizei fahndet weiter nach einem verurteilten Mörder, der vor Haftantritt seine Fußfessel abgelegt hat und geflüchtet ist. Es seien zwar viele Hinweise eingegangen, teilte die Polizei mit. Der Mann sei aber weiter nicht auffindbar. Er wird laut den Ermittlern offenbar von seiner Lebensgefährtin begleitet. Die Polizei sucht nach dem Fluchtwagen der beiden und veröffentlichte ein entsprechendes Foto.
Wie die Ermittler mitteilten, ist der verurteilte Mörder eventuell mit einem von zwei Autos seiner Lebensgefährtin unterwegs. Beide Autos seien C-Klasse-Wagen von Mercedes-Benz in blau mit nahezu identischen Münsteraner Kennzeichen: "MS-MS 4455" und "MS-SM 4455".
Ralf H. war im vergangenen Januar 27 Jahre nach dem gewaltsamen Tod der damals 16-jährigen Nicole Schalla vom Landgericht Dortmund zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der heute 56-Jährige hatte sie 1993 in einem Dortmunder Vorort überfallen und erwürgt - aus sexuellen Motiven. Weil die Justiz keine Fluchtgefahr sah und das Urteil noch nicht rechtskräftig war, blieb er nach dem Schuldspruch frei und bekam eine Fußfessel.
Verurteilter Mörder legt einfach seine Fußfessel ab
Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte, wurde das Urteil nach einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs vor wenigen Tagen rechtskräftig. Am Dienstag sei die Staatsanwaltschaft darüber informiert worden, woraufhin sie die Haft vollstrecken lassen wollte.
Am Dienstagabend legte H. seine Fußfessel in Münster ab und verschwand. Nach dpa-Informationen prüft die Staatsanwaltschaft Münster, auch gegen die Lebensgefährtin von Ralf H. als Fluchthelferin einen Haftbefehl zu erwirken. Ein Sprecher der Behörde wollte das nicht kommentieren.
Die Eltern des ermordeten Mädchens sind entsetzt. "Ich dachte, ich hätte in diesem Fall schon alles an Behördenversagen erlebt", sagte Joachim Schalla RTL. "Ich habe keine Worte mehr dazu. Wieso kann der sich so eine Fußfessel einfach selbst abnehmen?", fragt der Vater der getöteten 16-Jährigen. "Da muss doch irgendwo ein Alarm bei der Polizei losgehen. So kann man sich das mit der Fußfessel ja wohl auch direkt sparen."
Sie können Hinweise zur Ergreifung des Gesuchten geben? Diese nimmt die Polizei Münster unter den Telefonnummern 0251/275-2222 und 0251/275-4600 entgegen.
Quelle: ntv.de, uzh/dpa