Panorama

Großes Interesse an Vakzin RKI registriert 80 Affenpocken-Fälle

Der erste Mensch, bei dem in Deutschland Affenpocken nachgewiesen worden waren, ist mittlerweile genesen.

Der erste Mensch, bei dem in Deutschland Affenpocken nachgewiesen worden waren, ist mittlerweile genesen.

(Foto: picture alliance/dpa/EUROPA PRESS)

In neun Bundesländern werden laut RKI Affenpocken-Infektionen gemeldet, mindestens 80 Fälle werden bestätigt. Allerdings dürfte die Zahl höher liegen - darauf weisen neue Zahlen aus Berlin hin. Der Impfstoffhersteller Bavarian Nordic berichtet derweil von steigender Nachfrage.

Affenpocken sind nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) mittlerweile bei 80 Menschen in Deutschland bestätigt und gemeldet worden. Das Institut spricht auf seiner Internetseite von Nachweisen aus neun Bundesländern. Seit Freitag vor Pfingsten erhöhte sich damit die Zahl der beim RKI erfassten Erkrankungen um 15. Allerdings dürfte die Zahl inzwischen höher liegen als vom RKI ausgewiesen, da beispielsweise die Berliner Gesundheitsverwaltung am Nachmittag noch neue, wesentlich höhere Zahlen vermeldete.

Diese wies heute 72 gemeldete Fälle aus. Davon seien 13 Patienten in ein Krankenhaus aufgenommen worden. Am vergangenen Freitag waren 48 Personen in der Hauptstadt registriert worden. Schon nach den ersten Nachweisen hierzulande hatte es in einem Bericht des Bundesgesundheitsministeriums geheißen, dass auch in Berlin Partyveranstaltungen, bei denen es zu sexuellen Handlungen kam, als Orte gelten, wo Menschen dem Virus ausgesetzt waren. "Da die Ansteckung wahrscheinlich über Schleimhautkontakt erfolgt, sollten zur Vorsorge außerdem enge körperliche/sexuelle Kontakte mit wechselnden bzw. fremden Personen nach Möglichkeit vermieden werden", rät die Berliner Gesundheitsverwaltung. Safer-Sex-Regeln wie der Gebrauch von Kondomen sollten beachtet werden.

Vom RKI heißt es weiterhin: "Soweit bekannt, erkranken die meisten Betroffenen nicht schwer." Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Krankheit nun in rund 30 Ländern nachgewiesen, in denen das Virus sonst nicht kursiert. Es geht um mehrere Hundert Fälle. Angesichts steigender Fallzahlen rechnet das Biotech-Unternehmen Bavarian Nordic mit mehr Lieferaufträgen für seinen Pockenimpfstoff Imvanex. Das Interesse an dem Vakzin von Regierungen rund um die Welt sei "überwältigend", sagte Finanzchef Henrik Juuel vor Investoren.

Auch Bund bestellt Pocken-Impfstoff

Der Impfstoff, der wegen seiner verbesserten Sicherheit im Vergleich zu anderen Vakzinen heiß begehrt sei, würde sofort oder in den nächsten Wochen und Monaten geliefert. Es zeichne sich ab, dass mehrere Verträge in längerfristige übergehen könnten. Auch die Bundesregierung hat den Impfstoff von Bavarian Nordic bestellt. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte gesagt, dass im Juni rund 40.000 Impfdosen geliefert werden könnten, im weiteren Verlauf des Jahres weitere 200.000. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA befindet sich in Gesprächen mit Bavarian Nordic über die Erweiterung der Zulassung des Pockenimpfstoffs auch auf Affenpocken. In den USA ist das Vakzin bereits gegen Pocken und Affenpocken zugelassen.

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Derweil ist der erste Mensch, bei dem in Deutschland Affenpocken diagnostiziert worden waren, laut Meldung eines Krankenhauses genesen. Der 26-jährige Brasilianer wurde nach rund zwei Wochen Behandlung symptomfrei aus der Behandlung entlassen, teilte die München Klinik mit. Ein zweiter Patient sei bereits in der Vorwoche in häusliche Isolation entlassen worden. Beide Patienten hätten an milden Krankheitsverläufen mit den charakteristischen Hautveränderungen wie Pusteln und Pocken gelitten. Weitere Menschen mit der Virusinfektion würden derzeit nicht in der München Klinik behandelt.

Affenpocken gelten verglichen mit den seit 1980 ausgerotteten Pocken als weniger schwere Erkrankung. Der Erreger wird laut RKI meist durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Experten gehen davon aus, dass der Ausbruch begrenzt werden kann. Die Gefährdung für die breite Bevölkerung wird nach wie vor als gering eingeschätzt. Die Symptome (darunter zum Beispiel Fieber und Hautausschlag) verschwinden gewöhnlich innerhalb weniger Wochen von selbst, können bei einigen Menschen aber zu medizinischen Komplikationen und in sehr seltenen Fällen auch zum Tod führen.

Quelle: ntv.de, ysc/dpa/rts

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