Sturm flaut im Norden ab"Sabine" hat nun den Süden im Visier

Nachdem das Sturmtief "Sabine" in der Nacht über den Norden gefegt ist, müssen sich nun Pendler in ganz Deutschland am Morgen auf Einschränkungen einstellen. Bis mindestens 10 Uhr ruht der Bahn-Fernverkehr. Nun steht den Menschen im Süden einiges bevor.
Orkantief "Sabine" hat in der Nacht weite Teile Deutschlands überquert - im Süden steht der schwere Sturm jetzt unmittelbar bevor. Im Norden flaute der Sturm dagegen bereits wieder ab. Die Kaltfront ziehe sich aktuell vom Saarland über Südhessen nach Thüringen und Berlin, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am frühen Morgen. Dort gebe es schwere bis orkanartige Böen.
Im Südosten Deutschlands "kommt noch alles", das Unwetter werde hier in der ersten Tageshälfte erwartet. In ganz Süddeutschland sind in tiefen Lagen einzelne Orkanböen (um 120 km/h) möglich, auf den Bergen teils die volle Orkanstärke (über 140 km/h). Im Süden müssen die Menschen gebietsweise mit Starkregen rechnen, zudem kann es in der Mitte und im Süden der Bundesrepublik am Morgen kräftig gewittern. Das stürmische Wetter soll den Meteorologen zufolge in ganz Deutschland bis Dienstagabend anhalten.
Derweil müssen sich Pendler in ganz Deutschland am Morgen auf Einschränkungen einstellen. Bis mindestens 10 Uhr wird der Fernverkehr der Bahn im ganzen Land eingestellt bleiben. Wenn der entstandene Schaden begutachtet sei, könnten die Strecken Stück für Stück wieder freigegeben werden, teilte der Staatskonzern mit.
"Es ist leider schon jetzt absehbar, dass die Störungen am Montag den ganzen Tag über andauern werden", hieß es weiter. Auch im Regionalverkehr könne heute keine zuverlässige Betriebsaufnahme gewährleistet werden. Mehrere private Bahnunternehmen stellten ihren Zugverkehr ebenfalls ein. Es seien bereits Schäden an der Infrastruktur entstanden, teilte etwa die Länderbahn mit. Das Unternehmen stoppte seine Züge von Alex (Hof-Regensburg), Vogtlandbahn, Trilex, Oberpfalzbahn und Waldbahn.
Wann es weitergeht, war zunächst unklar. Wegen umgestürzter Bäume müssen auch Autofahrer vielerorts mit Einschränkungen rechnen. In Niedersachsen mussten mehrere Autobahnabschnitte gesperrt werden. Auch in Nordrhein-Westfalen soll die Autobahn 45 zwischen Kreuz Hagen und der Anschlussstelle Hagen-Süd in Richtung Frankfurt bis Montagmittag geschlossen bleiben.
Sturmflutgefahr an der Nordseeküste
In vielen deutschen Schulen fällt zudem der Unterricht aus, etwa in etlichen Großstädten Nordrhein-Westfalens sowie in Teilen von Bayern, Hessen, Niedersachsen und Bremen. Auch der baden-württembergische Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald hat allen Schülern empfohlen, daheim zu bleiben.
An der deutschen Nordseeküste, in Hamburg und in Bremen gilt ab dem Montagnachmittag Sturmflutgefahr - dabei könnte auch der Hamburger Fischmarkt überflutet werden.
Bereits am Sonntag hat das Sturmtief in weiten Teilen Deutschlands den Verkehr durcheinandergebracht und erste Schäden verursacht. Im Emsland fuhr ein Intercity-Zug in einen umgestürzten Baum und steckte auf offener Strecke fest. In dem IC von Amsterdam nach Berlin saßen etwa 300 Reisende. In Hamburg prallte eine oberirdisch fahrende U-Bahn gegen einen aufs Gleis gestürzten Baum und verkeilte sich.
Verletzte in Nordrhein-Westfalen
In Nordrhein-Westfalen richtete der Orkan in der nacht offenbar weniger Schäden angerichtet als vorab befürchtet. Zwar gab es Verletzte, über Todesopfer wurde zunächst aber nichts bekannt. In den meisten Fällen hatten es die Einsatzkräfte mit umgestürzten Bäumen zu tun. In einigen Ortschaften fiel der Strom aus. In Mülheim an der Ruhr hatten zwei Insassen eines Autos großes Glück: Ein 25 Meter hoher Baum erwischte ihren fahrenden Wagen im hinteren Bereich. Das Auto geriet ins Schleudern und landete im Straßengraben. Die beiden konnten sich selbst befreien. Nur leicht verletzt kamen sie in ein Krankenhaus. In Paderborn wurde ein 16-Jähriger durch einen herabstürzenden Ast schwer verletzt. Er kam mit Kopfverletzungen in ein Krankenhaus. In Essen wurde eine 47 Jahre alte Frau von einer herabstürzenden Schieferplatte leicht verletzt.
In Frankfurt/Main knickte der Ausleger eines Baukrans um und wurde zum Teil durch das Dach des Doms gedrückt. Das Dach sei beschädigt, meldete die Polizei. Verletzt wurde niemand. Wie hoch der Schaden ist, konnte in der Nacht noch nicht gesagt werden. Eine Fachfirma solle den Kran zurückbauen und den Ausleger entfernen, hieß es.
Zahlreiche Flüge gestrichen
Etliche Flughäfen - darunter große wie Frankfurt/Main, München und Düsseldorf - strichen Starts und Landungen. Auch heute ist mit Annullierungen zu rechnen. Für die meisten Regionen rief der Deutsche Wetterdienst (DWD) die zweithöchste Unwetterwarnstufe aus, für manche Gegenden in Baden-Württemberg und Bayern sogar die höchste.
"Sabine" ist laut DWD ein Winterorkan, wie er etwa alle zwei Jahre vorkommt. So stark wie "Kyrill" (2007) oder "Lothar" (1999) werde "Sabine" nicht.