Dauerfrost und Glatteisgefahr "Sibirische Blitzkälte" erfasst Deutschland
06.01.2017, 14:00 Uhr
Der Königssee (Bayern) ist von einer Schneedecke umgeben.
(Foto: dpa)
Ein ungewöhnlich schneller Wintereinbruch erfasst Deutschland. An einigen Orten werden über -25 Grad gemessen. Die Aussicht auf das Wochenende verspricht keine Besserung. Auch im Osten Europas herrschen eisige Temperaturen.
Eine Kältewelle hat Deutschland fest im Griff. Zwar gab es keine Rekordtemperaturen, trotzdem sanken die Temperaturen in der Nacht vor allem im Süden auf die bisher tiefsten Werte des Winters. "Hoch 'Angelika' beschert uns einen schönen und eisig kalten Wintertag mit landesweitem Dauerfrost", sagte n-tv Meteorologe Björn Alexander. Er sprach von einer "sibirischen Blitzkälte".
Diese sorgte auf der Zugspitze für Minusgrade von 27,2 Grad Celsius. Auch in Sonnenbühl in Baden-Württemberg wurden minus 27,2 Grad gemessen. Nur leicht wärmer war es im bayrischen Eschenfeld mit minus 24,3 Grad. In Bernau im Schwarzwald wurden immerhin noch minus 22,7 Grad erreicht. Die kommende Nacht soll laut Alexander ebenfalls frostig kalt werden: "Die Tiefstwerte an der Nordsee liegen bei minus 1 bis minus 4, sonst bei meist klarem Himmel im Norden bei minus 5 bis minus 10 Grad, in der Mitte und im Süden bei minus 12 bis minus 20 Grad, in örtlichen Muldenlagen und Alpentälern um minus 25 Grad." Die westlichen Mittelgebirge verzeichnen aufgrund des starken Schneefalls einen Besucheransturm. Laut Alexander gebe es kaum noch Unterkünfte und lange Staus auf den Zufahrten.
Ausblick aufs Wochenende
Am Samstag soll es vor allem im Norden schneien mit Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt. Der Schnee soll Alexander zufolge jedoch in Regen umschlagen, weshalb die Gefahr für Glatteis bestehe. "Später droht auch in Nordrhein-Westfalen gefrierender Regen", so Alexander. Im Süden Deutschlands bleibe es hingegen trocken bei minus 5 bis minus 10 Grad.
Der Sonntag bringt wenig Änderung. In der Mitte und im Süden fällt zeitweise Schnee. In den westlichen Mittelgebirgen werden Schneeregen und Glatteis erwartet. Im Norden bleibe es hingegen trocken, so Alexander weiter. Die Temperaturen steigen im Südosten auf minus 2 bis 2 Grad und im Nordwesten auf 3 bis 6 Grad.
Auch in Italien schneite es. Vor allem in Mittelitalien bereitet der Schnee zusammen mit der ungewöhnlichen Kälte große Schwierigkeiten. In weiten Teilen des Landes kam der Autoverkehr zum Erliegen, ebenso wie der Bahnverkehr an der Adria-Küste. Der Fährverkehr zu den Mittelmeerinseln Capri und Ischia musste wegen heftigen Windes zeitweise eingestellt werden.
Bittere Kälte in Osteuropa
Selbst die Behörden in der russischen Hauptstadt Moskau sprachen von "ungewöhnlich kaltem Wetter". Die Temperaturen lägen dort bei bis zu minus 30 Grad und damit im Mittel bis zu zwölf Grad niedriger als üblich, teilte die Stadt mit. Die Bevölkerung solle sich daher nicht länger als notwendig draußen aufhalten und "lange Aufenthalte auf der Straße dringlichst vermeiden". Ein Ende der Kälte ist nicht in Sicht. Russland erwarten in den kommenden Tagen Temperaturen von minus 40 Grad bei eisigem Wind.
In Ungarn sind aufgrund der extremen Kälte bereits mindestens 80 Menschen erfroren - vor allem Obdachlose. Das sind doppelt so viele Kälteopfer wie im Jahr zuvor. Etwa 30 Menschen seien in ihren Häusern und Wohnungen erfroren, weil sie sich keine Heizung leisten konnten.
In Bulgarien legten Sturm und Schneefall vielerorts das öffentliche Leben lahm. Am schwersten betroffen war der Nordosten. Teile der beiden West-Ost-Autobahnen seien geschlossen, sagte Regionalministerin Liljana Pawlowa. Die Regierung riet den Menschen, auf Autofahrten zu verzichten. Die Winterferien an den Schulen wurden verlängert. Der Seehafen und der Flughafen der Schwarzmeerstadt Warna wurden wegen Sturm und schlechter Sicht geschlossen. In Hunderten Orten im Nordosten mussten die Menschen ohne Strom auskommen, weil viele Leitungen beschädigt wurden. Vielerorts gab es auch kein Leitungswasser.
Quelle: ntv.de, lsc/dpa