Elfjähriger von Böller verletzt Klinikverband: Wohl "deutlich mehr Unfälle" zu Silvester
03.01.2023, 11:36 Uhr
Das erste Mal seit drei Jahren konnte an Silvester wieder ausgiebig geböllert werden.
(Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich)
Mancherorts eskaliert das Silvesterfest. Es gibt viele alkoholbedingte Unfälle und Verletzte durch Böller. Klinikverbandschef Gaß berichtet von vollen Notaufnahmen. Und auch Tage nach Silvester werden noch schwere Vorfälle mit Böllern gemeldet.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) geht von deutlich mehr Unfällen zum Jahreswechsel aus als 2020 und 2021. "Verletzungen durch Feuerwerkskörper, aber auch alkoholbedingte Unfälle haben dazu geführt, dass die Notaufnahmen voll waren", sagte Verbandschef Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
"Die Meldungen von Feuerwehr und Rettungsdiensten und die schlimmen Nachrichten über Todesfälle und schlimmste Verletzungen durch Feuerwerkskörper lassen vermuten, dass wir bei diesem Silvester deutlich mehr Unfälle hatten als in den vergangenen beiden Jahren", fügte Gaß hinzu. Allerdings war in den Jahren 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie der Verkauf von Silvesterfeuerwerk in Deutschland an Privatpersonen untersagt, um die ohnehin stark beanspruchten Krankenhäuser und Notfallambulanzen zu entlasten. Geknallt wurde im kleineren Umfang vielerorts trotzdem – mit im Ausland gekauftem Feuerwerk oder Resten aus den Vorjahren.
Aus einigen Bundesländern meldete die Polizei auch am zweiten Tag nach Silvester noch schwere Vorfälle mit Böllern. In Oberfranken in Bayern explodierte ein Böller in der Hand eines Elfjährigen und trennte ihm Teile eines Fingers ab. Das Kind habe den Feuerwerkskörper auf einer Straße in Hof gefunden und angezündet, teilte die Polizei mit. Der verletzte Junge lief nach Hause, ein Krankenwagen brachte ihn in ein Krankenhaus.
Zudem meldete die Polizei einen weiteren Fall von Sonntag, bei dem ein ebenfalls elfjähriger Junge in Annaberg-Buchholz in Sachsen schwere Verbrennungen erlitten hatte. Das Kind hatte verbrauchte Feuerwerkskörper gesammelt und die Schwarzpulverreste auf einen Haufen geschüttet. Als er das Gemisch entzündete, kam es zu einer etwa anderthalb Meter hohen Stichflamme. Ein Rettungshubschrauber brachte den Jungen in eine Klinik.
Zahlreiche Verletzte und ein Toter
Zu Silvester hatte es deutschlandweit viele Unfälle mit Feuerwerkskörpern gegeben: In Leipzig verletzte sich ein 17-Jähriger an Silvester beim Einsatz von Pyrotechnik so schwer, dass er im Krankenhaus starb. In Sachsen-Anhalt wurde ein Mann beim Böllern auf der Straße von einem Auto erfasst und getötet. Ein 42-Jähriger wurde bei Gotha beim Hantieren mit online bestellten Böllern so schwer verletzt, dass ihm beide Unterarme amputiert werden mussten.
Innenministerin Nancy Faeser lehnt ein allgemeines Böller-Verbot in Deutschland trotz allem ab. "Das bestehende Recht bietet bereits umfassende Möglichkeiten, um das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände zu verbieten oder auch zu begrenzen", sagte eine Ministeriumssprecherin. So gebe es bereits etwa im Gebiet von Kirchen oder Altenheimen ein generelles Böller-Verbot. Zudem könnten die Länder Verbotszonen einrichten.
Quelle: ntv.de, rog/AFP/rts