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Nach Zeugenaussage vor GerichtTochter von NSU-Opfer geht Zschäpe scharf an

04.12.2025, 13:35 Uhr
Susann-E-sitzt-vor-Prozessbeginn-im-Oberlandesgericht-OLG-Dresden-Die-mutmassliche-Vertraute-der-NSU-Terroristin-Beate-Zschaepe-ist-unter-anderem-wegen-Unterstuetzung-einer-terroristischen-Vereinigung-angeklagt
Susann E. soll Beate Zschäpe ihre Krankenkassenkarte und ihre Personalien zur Verfügung gestellt haben. (Foto: picture alliance/dpa)

In Dresden steht eine mutmaßliche Helferin der Terrororganisation Nationalsozialistischer Untergrund vor Gericht. Die verurteilte NSU-Anführerin Beate Zschäpe ist als Zeugin geladen. Nach einer ihrer Aussagen muss der Prozess unterbrochen werden.

Im Prozess gegen eine mutmaßliche NSU-Unterstützerin am Oberlandesgericht (OLG) in Dresden hat die Aussage von Beate Zschäpe zu einer emotionalen Reaktion einer Tochter eines NSU-Opfers geführt. "Sag die Wahrheit! Du bist verantwortlich, dass mein Vater nicht mehr lebt!", rief die Frau in Richtung der NSU-Terroristin. Justizbeamte führten sie daraufhin aus dem Saal, die Verhandlung wurde unterbrochen.

Zschäpe hatte zuvor, als Zeugin auf die NSU-Morde angesprochen, unter anderem gesagt: "Ich kann es selber nicht erklären." Und: "Wie will ich mich jemals dafür entschuldigen?" Man werde es niemals wieder gutmachen können. "Das ist unerklärlich, wie es zu den Morden kam." Zschäpe ist bei der Verhandlung als Zeugin geladen. Sie wurde 2018 vom OLG München zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Der Prozess in Dresden richtet sich gegen Susann E.. Ihr wirft die Bundesanwaltschaft vor, den NSU unterstützt zu haben. Sie soll Zschäpe ihre Krankenkassenkarte und ihre Personalien zur Verfügung gestellt haben. Zudem war sie laut Anklage an der Abholung eines Wohnmobils beteiligt, das der NSU am 4. November 2011 beim letzten Raubüberfall in Eisenach verwendete.

Zschäpe: Führerschein "wichtigste Handlung"

Vor Gericht äußerte sich Zschäpe zu E.s Bedeutung für die Terrorzelle. Die Beschaffung eines offiziellen Führerscheins sei die "wichtigste Handlung" gewesen. "Es war wichtig, dass man offiziell fahren kann", sagte Zschäpe in Dresden. Das sei eine ganz große Priorität gewesen. NSU-Mitglied Uwe Böhnhardt verwendete einen Führerschein und einen Reisepass unter dem Namen eines Bekannten. Diese Dokumente verwendete er etwa bei der Anmietung von Autos und Wohnmobilen.

Susann E. soll seit spätestens Anfang 2007 von den rassistisch motivierten Morden des NSU gewusst haben. Ihr Ehemann André E. wurde 2018 als einer von vier Mitangeklagten zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Neonazi-Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) bestand aus Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos. Ab dem Jahr 2000 verübte das Trio zehn Morde in ganz Deutschland und blieb jahrelang unerkannt.

Quelle: ntv.de, lar/dpa

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