Panorama

Waldbrände im Mittelmeerraum Türkei leitet Verfahren gegen #HelpTurkey ein

In der Türkei und Griechenland wüten heftige Waldbrände. In der Nacht konnte das antike Dorf Olympia vor den Flammen geschützt werden. Andere Dörfer mussten evakuiert werden. In der Türkei nimmt die Staatsanwaltschaft Hilfesuchende in sozialen Netzwerken ins Visier - Kritik an der Ausrüstung der Einsatzkräfte wird laut.

Die verheerenden Brände im Mittelmeerraum nehmen auch nach einer Woche kein Ende. Griechische Meteorologen und die Regierung in Athen warnen nun, dass der Höhepunkt noch nicht erreicht sein könnte. Befürchtet wird vor allem, dass in den nächsten Tagen starke Winde aufkommen - sie könnten den Kampf gegen die Flammen fast unmöglich machen und die Feuer immer weiter anfachen. Die Temperaturen sollen zum Wochenende leicht fallen, dann aber erneut mehr als 40 Grad erreichen.

Dramatisch ist die Lage auch in der Türkei: Dort informierte das Forstamt, dass mittlerweile 115 Brände ausgebrochen seien, von denen 15 bisher nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten. Ein Brand im westtürkischen Milas, der auf ein Kohlekraftwerk übergegriffen war, ist nach offiziellen Angaben inzwischen unter Kontrolle. In der Nacht waren zahlreiche Viertel in der Region evakuiert worden. Unter anderem wurden Menschen mithilfe der Marine über das Meer in Sicherheit gebracht. Örtlichen Behörden zufolge wurden die Wasserstofftanks, die zur Kühlung des Kraftwerks verwendet werden, geleert und mit Wasser gefüllt. Es bestehe jedoch die Gefahr, dass die Flammen auf Tausende Tonnen Kohle im Inneren der Anlage übergreifen könnten.

Ermittlungen wegen #HelpTurkey

Derweil hat die türkische Generalstaatsanwaltschaft wegen einer Kampagne in den sozialen Medien, die um internationale Unterstützung bei den Waldbränden bittet, Ermittlungen eingeleitet. Unter anderem werde wegen "Erzeugung von Sorge, Angst und Panik" in der Bevölkerung und Anstiftung des Volkes zu Hass und Feindschaft ermittelt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Untersuchungen gebe es auch wegen des Vorwurfs der Beamtenbeleidigung, Beleidigung des Präsidenten und Herabwürdigung des türkischen Staates.

Angesichts der verheerenden Brände hatten Nutzer auf Twitter und Instagram in den vergangenen Tagen unter dem Hashtag #HelpTurkey um internationale Hilfe gebeten. Seit Beginn der Brände vergangene Woche wird immer wieder Kritik an der Ausstattung der Einsatzkräfte laut. Präsident Recep Tayyip Erdogan wies erneut Vorwürfe zurück und warf der Opposition vor, "Lügen-Terror" zu verbreiten. Erdogan sagte, inzwischen seien 20 Löschflugzeuge und 51 Helikopter im Einsatz. Unterstützung kommt nach offiziellen Angaben aus Kroatien, Spanien, der Ukraine, Russland, dem Iran und Aserbaidschan.

Großbrand nahe Olympia

Seit Mittwoch versucht unterdessen die griechische Feuerwehr in einem gewaltigen Kraftakt, die Brandherde rund um das antike Olympia auf der Halbinsel Peloponnes unter Kontrolle zu bringen. Mehr als 170 Feuerwehrleute, 50 Fahrzeuge und sechs Helikopter und Löschflugzeuge waren im Einsatz. Zuletzt gelang es, das Feuer einzudämmen, kurz bevor die Flammen das Unesco-Welterbe erreichen konnten. "Die Stätte ist vorerst gerettet", sagte der Gouverneur der Region Westgriechenland, Nektarios Farmakis, am frühen Morgen im Staatsfernsehen. Er warnte jedoch: "Die Gefahr ist nicht vorbei."

So auch auf der Insel Euböa: Dort bekämpfen die Menschen aktuell mehrere große Brandherde in Eigenregie. Freiwillige Helfer schlagen Schneisen, damit die Flammen nicht überspringen; zum Einsatz kommen Kettensägen, Traktoren und Gartenschläuche. Löschflugzeuge waren zunächst nicht zu sehen, weil die Piloten angesichts der vielen Brände im ganzen Land nicht überall sein können. Am Mittwochabend zählte die griechische Feuerwehr 116 Brände binnen 24 Stunden.

Experten sehen Brände als eine Folge der Klimakrise

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In Italien kämpften die Einsatzkräfte auch am Donnerstag weiter gegen die Flammen. Unter anderem Sizilien und Kalabrien waren betroffen. Mehrere Löschflugzeuge seien in den Provinzen Messina und Palermo im Einsatz, teilte die Feuerwehr auf Twitter mit. In Bulgarien gilt weiterhin die zweithöchste Alarmstufe - seit Donnerstag in 24 der 28 Regionen des Landes

Die ungewöhnlich heftigen und zahlreichen Waldbrände in der Türkei, Griechenland und anderen Ländern Südeuropas sind nach Einschätzung von Experten eine Folge der Klimakrise und der globalen Erwärmung, durch die sowohl die Anzahl als auch die Intensität von Hitzewellen und Waldbränden steigen. Eine vergleichbar heftige Brandsaison gab es in der Türkei laut EU-Angaben seit 2003 nicht mehr.

Quelle: ntv.de, cls/dpa/AFP

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