Extreme Regenmengen erwartet Unwetter lassen den Sommer absaufen
24.07.2025, 16:36 Uhr Artikel anhören
Land unter, hieß es diese Woche im Norden von Niedersachsen. Die Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Hochsommer ist abgetaucht - ausgerechnet zur Hauptferienzeit. Zumindest in Deutschland ist Badewetter mit Dauer-Sonnenschein und Wärme bis Hitze erst mal nicht in Sicht. Immer wieder Tiefdruckeinfluss statt stabilem Hoch machen Outdoor-Planungen etwas heikel. Es wird mit enormen Regenmengen gerechnet. Doch woran liegt das? Die ntv.de-Meteorologen Rainer Buchhop und Claudia Träger erklären die Gründe für den Dauerregen und welche Regionen davon am meisten betroffen sind.
ntv.de: Beruhigt sich das Wetter denn zum Wochenende hin?
Nicht wirklich. Besonders dem Süden Deutschlands, und dort vor allem dem Alpenrand, drohen wieder Unwetter durch extreme Regenmengen. Dort summieren sich lange anhaltende ergiebige Regenfälle und Gewittergüsse bis Anfang nächster Woche meist auf 50 bis 100 Liter pro Quadratmeter. Viele Wettermodelle rechnen sogar mit 90 bis 200 Liter pro Quadratmeter, einige Modelle auch mit noch mehr.
Wie kommt es denn zu diesen enormen Regenmengen?
Verantwortlich ist zunächst Tief Karlheinz, das am Sonntag von einem neuen Norditalientief abgelöst wird. Diese Tiefs schaufeln feuchtwarme Luft über die Alpen, während aus Nordwesten bodennahe kühle Luft einfließt. Die warme, mit viel Feuchtigkeit geladene Luft gleitet auf die kühlere Luft auf, kühlt dabei ab und entlädt die Feuchtigkeit als Regen.
Diese kleinräumigen Prozesse werden von den Modellen bislang noch gar nicht berücksichtigt, weil die meisten Lokalmodelle nur bis rund 50 Stunden vorausrechnen. Darum kann es sein, dass regional noch deutlich höhere Mengen möglich sind.
Welche Regionen sind besonders gefährdet?
In den klassischen Staulagen zwischen Oberallgäu und Berchtesgadener Land sind beispielsweise über 150 Liter Regen pro Quadratmeter möglich. Dadurch kann es zu Überschwemmungen und Hochwasser an Bächen und kleineren Flüssen aus den Alpen heraus kommen. An durchnässten Berghängen kann es auch zu Erdrutschen und Murenabgängen kommen.
Da bleibt man wohl besser den Bergen im Süden fern. Wie sieht es denn in den anderen Regionen Deutschlands für Wochenendunternehmungen aus?
Der Samstag bietet sich jedenfalls mehr für Ausflüge an als der Sonntag. Häufig kommt man trocken durch den Tag und am besten kann sich die Sonne im Westen und an den Küsten durchsetzen. Die Temperaturen liegen zwischen 19 Grad an den Alpen und 27 Grad im Rhein-Main-Gebiet.
Am Sonntag gibt es viele Wolken und im Süden bereits am Morgen schauerartigen Regen. Sonst lebt vor allem am Nachmittag die Schaueraktivität wieder auf, im Westen und Südwesten sind auch Gewitter mit dabei. Im Osten sind trockene Abschnitte noch am häufigsten. Die Höchstwerte liegen nur noch bei 18 Grad an den Alpen bis 25 Grad in Leipzig.
Wie geht es in der neuen Woche weiter?
Wechselhaft, und der Start in die neue Woche wird noch ein bisschen abgekühlter sein. 16 Grad an den Alpen, höchstens 23 Grad an den Hotspots Deutschlands. Danach wird es zwar wieder wärmer, aber ein stabiles Hoch liegt in weiter Ferne. Aber das ist alles vielleicht doch besser als der Sommer in Südosteuropa.
Wieso?
Dort ist es einfach seit Tagen brütend heiß. Erst nach dem Wochenende kühlt es dort etwas ab. Die höchsten Temperaturen finden sich vor allem in Griechenland, Albanien, Montenegro, Nordmazedonien und der Türkei. Dort glüht die Luft mit Werten über 40 Grad. Die Nächte bleiben oft tropisch, örtlich kühlt es nicht unter 25 Grad ab. Erholsamer Schlaf ist da ohne Klimaanlage kaum möglich.
In Spanien und Süditalien ist der Hitzepeak zwar überschritten, die Temperaturen bleiben aber weiterhin hoch und als Folge lodern unter anderem auf Sizilien derzeit größere Waldbrände. Feuer auf Zypern und in der Türkei haben sogar schon Menschenleben gefordert. Und durch die Hitzebelastung selbst hat es auch schon Todesopfer gegeben, beispielsweise in Süditalien. Wie viele Menschen durch die Hitzewelle in Südosteuropa insgesamt gestorben sind, werden erst spätere Untersuchungen annähernd zeigen. Da freuen wir uns doch besser über einen wechselhaften, normalen, deutschen Sommer.
Quelle: ntv.de