Dortmunder Bildungsexperten Viele Kinder auf Schuleintritt nicht gut vorbereitet
12.12.2023, 10:00 Uhr Artikel anhören
Viele ABC-Schützen haben keine gute Grundlage für das schulische Lernen.
(Foto: dpa)
Die neuen PISA-Ergebnisse machen deutlich, dass es für Schülerinnen und Schüler in Deutschland nicht gut läuft. Die Misere beginnt früh, zeigen Dortmunder Bildungsexpertinnen und -experten. Viele Kinder liegen schon bei der Einschulung mit dem Spracherwerb zurück, mit deutlichen Konsequenzen.
Viele Kinder in Deutschland starten nach Einschätzung von Bildungsforschenden nicht gut vorbereitet in ihr Schulleben. Bei grundlegenden Lese- und Schreibkompetenzen seien die Fähigkeiten im EU-Vergleich schwach ausgeprägt, wie Befragungen von Schulleitungen und Eltern im Rahmen der internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) ergeben hätten.
Dies teilte das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Uni Dortmund mit, das zentrale Ergebnisse der Iglu-Studie im Mai vorgelegt hatte und seitdem einzelne Teilaspekte gesondert herausgreift. Lesen und Schreiben lernten die Kinder zwar in der Schule, der Schriftspracherwerb beginne aber schon vor dem Schuleintritt, heißt es in der jüngsten Auswertung.
Zu leseförderlichen Aktivitäten gehören demnach das Vorlesen von Büchern, das Erzählen von Geschichten, Singen von Liedern oder auch Unterhaltungen über Aktivitäten. Eine frühe Lesesozialisation habe eine große Bedeutung für die spätere Lesekompetenz und lege wichtige Grundsteine für die Schulzeit. "Die meisten Fähigkeiten, wie zum Beispiel die meisten Buchstaben des Alphabets erkennen oder einige Wörter lesen zu können, sind in Deutschland schlechter ausgeprägt als im Mittel der EU", sagte Bildungsforscher und Iglu-Mitarbeiter Ramin Schaufelberger laut Mitteilung.
"Es besteht Handlungsbedarf"
In der repräsentativen Iglu-Erhebung gaben laut IFS 78 Prozent der 252 Schulleitungen an, dass weniger als 25 Prozent der Kinder ihrer Schule über grundlegende Kompetenzen verfügen, wenn sie in die erste Klasse kommen. Dies sei deutlich schwächer als das EU-Mittel. Und nur neun Prozent der Eltern schätzen die lesebezogenen Fähigkeiten ihrer Kinder bei Schuleintritt als "sehr gut" ein. Das ist laut IFS der niedrigste Wert unter allen Iglu-teilnehmenden EU-Ländern.
Es bestehe Handlungsbedarf, betonte Iglu-Studienleiterin Nele McElvany, die geschäftsführende IFS-Direktorin. "Der hohe Anteil von Schülerinnen und Schülern, der bei Schuleintritt keine guten lesebezogenen Fähigkeiten aufweist, deutet darauf hin, dass die Vorbereitung auf die Schule in Deutschland verstärkt in den Blick genommen werden sollte." Kinder mit leseförderlichen Aktivitäten schon vor Schuleintritt und mit Eltern, die gerne lesen, zeigten am Ende der Grundschulzeit eine höhere Lesefähigkeit. Die Iglu-Studie hatte gezeigt, dass rund 25 Prozent der Viertklässler nicht richtig lesen und Texte nicht gut genug verstehen können.
Als eine Konsequenz aus den anhaltend schlechten Ergebnissen bei Bildungstests wird immer wieder ein verpflichtendes Vorschuljahr gefordert, in dem Sprachfähigkeiten, aber auch motorische Fertigkeiten erworben werden können.
Quelle: ntv.de, sba/dpa