Europa im Kampf gegen Feuer Waldbrände in Portugal zerstören viel mehr Fläche als 2021
15.07.2022, 15:56 Uhr
In Frankreich halten zwei Brände in der Region Bordeaux Hunderte Einsatzkräfte in Atem.
(Foto: picture alliance/dpa/Service Communication-Protocole SDIS 33/AP)
Eine Gluthitze liegt über dem Süden Europas. Sie begünstigt Waldbrände in Frankreich, Griechenland und Portugal. In letzterem Land fällt den Bränden in den sechseinhalb Monaten dieses Jahres bereits 35 Prozent mehr Fläche als im gesamten vergangenen Jahr zum Opfer. Nun kriecht die Hitze in den Norden.
In zahlreichen europäischen Ländern wüten Walbrände: In Portugal, Frankreich und Griechenland kämpfen Feuerwehrleute und Einsatzkräfte gegen die Brände ebenso wie in Südtirol und am Gardasee. Portugal haben zig Brände seit einer Woche fest im Griff. Zum Wochenende wüteten in dem beliebten Urlaubsland 13 größere und Dutzende kleinere Feuer, wie der Zivilschutz mitteilte. Touristen- und größere Wohngebiete waren allerdings nicht in Gefahr.
Portugal: massiver Flächenverlust
Eine seit vielen Monaten anhaltenden Dürre und Gluthitze begünstigt die Brände in Portugal. So hat sich die dieses Jahr in sechseinhalb Monaten durch Waldbrände zerstörte Fläche laut ICNF auf 38.600 Hektar erhöht. Das ist 35 Prozent mehr als im ganzen Vorjahr (28.415). Zum Vergleich: Im Schnitt wurden in den vergangenen zehn Jahren in Portugal bis zum 15. Juli nur gut 20.000 Hektar durch Waldbrände vernichtet.
Die Bewohner Portugals und die vielen Touristen aus Deutschland und anderen Ländern, die dieser Tage im Land Urlaub machen, ächzen derweil weiterhin unter ungewöhnlicher Hitze. Am Mittwoch wurde in Pinhão im Distrikt Viseu im Norden des Landes mit 47 Grad die höchste jemals im Juli auf dem Festland Portugals registrierte Temperatur gemessen, wie das Institut für Meer und Atmosphäre (IPMA) mitteilte. Der genaue Wert muss aber noch bestätigt werden.
Griechenland: Brände rücken an Kreta und Athen heran
In Griechenland sind binnen 24 Stunden 108 Waldbrände gezählt worden. Wie die Feuerwehr auf Twitter weiter mitteilte, konnte ein besonders großer Brand südlich der kretischen Hafenstadt Rhethymno wegen des starken Windes bis zum Mittag noch nicht unter Kontrolle gebracht werden. 16 Löschflugzeuge und drei Hubschrauber waren im Einsatz, die Ortschaft Orne wurde vorsorglich evakuiert.
Auch südöstlich von Athen brannte es am Vormittag. Den Anwohnern der Siedlung Feriza wurde per Warn-SMS empfohlen, die Gegend vorerst zu verlassen. Hier konnten die Feuerwehrleute den Brand jedoch bis zum frühen Nachmittag eindämmen. Für Samstag riefen die Behörden für etliche Regionen wieder die zweithöchste Waldbrand-Warnstufe aus. Betroffen sind unter anderem der Großraum Athen, die Inseln Kreta, Euböa, Lesbos und Samos sowie der Nordosten der Halbinsel Peloponnes.
Frankreich: Zwei Riesenbrände breiten sich aus
Die zwei großen Waldbrände an der südfranzösischen Atlantikküste haben sich weiter ausgebreitet. In der vergangenen Nacht evakuierten Einsatzkräfte drei Gemeinden bei Landiras, südlich von Bordeaux. Wie die Präfektur der Gironde mitteilte, wurden 480 Menschen in Sicherheit gebracht. Den Flammen in dem Gebiet sowie bei Teste-de-Buch weiter an der Küste fielen mittlerweile mehr als 7000 Hektar Land zum Opfer. Drei Häuser und zwei Restaurants wurden laut Präfektur zerstört. Die Situation sei noch immer unvorteilhaft.
Im weiter östlich gelegenen Rhonetal brachte die Feuerwehr in der Nacht einen Waldbrand, der seit Donnerstagnachmittag tobte, unter Kontrolle. Der Zugang zu dem Gebiet sei aber schwierig. Die Löscharbeiten gingen am Freitag weiter.
Italien: Brände in Südtirol und am Gardasee
Die Feuerwehr in Südtirol hat in der Nacht gegen einen Großbrand im Wandergebiet bei Frauwaal gekämpft. Rund 150 Feuerwehrleute seien im Einsatz gewesen, teilte die Feuerwehr am Morgen mit. Demnach konnten die Teams den Brand nach mehreren Stunden eingrenzen. Auch ein Hubschrauber unterstütze die Löscharbeiten. Auf Videos und Fotos war zu sehen, wie sich die Flammen an einem bewaldeten Hang entlang fraßen und dichter Rauch in den Nachthimmel aufstieg.
Am nördlichen Teil des bei deutschen Touristen beliebten Gardasees beschäftigen seit Sonntag zahlreiche Brände die Behörden. Die Feuer nahe der Kommune Nago Torbole seien wieder aufgeflammt, sagte ein Sprecher der Autonomen Provinz Trient auf Nachfrage.
Hitze kommt auf den Norden zu
Waldbrände begünstigende Gluthitze um oder über 40 Grad ist derart nicht nur ein Problem vieler Regionen Südeuropas. Sie kommt laut Deutschem Wetterdienst (DWD) nächste Woche auch auf Deutschland zu. Und selbst im als oft kühl und regnerisch beschriebenen Großbritannien hat das zuständige Met Office erstmals in seiner Geschichte eine Warnung vor so extremen Temperaturen herausgegeben. Die Warnung gilt für ein großes Gebiet zwischen London, Manchester und dem Tal von York. Der britische Hitzerekord liegt bei 38,7 Grad Celsius - gemessen am 25. Juli 2019 im Botanischen Garten der Universität Cambridge. Meteorologen rechnen damit, dass dieser Wert übertroffen wird.
Quelle: ntv.de, mpe/dpa