Coronavirus-Fälle in ItalienWie reagiert Deutschland?

Italien hat sich zuletzt zum größten Herd des neuartigen Virus in Europa entwickelt. Womit das Risiko einer Pandemie auch hierzulande steigt. Was passiert, wenn die Welle nach Deutschland schwappt?
Die Ausbreitung des Coronavirus hat in Italien ein überraschendes Ausmaß erreicht, bisher gibt es über 200 Infizierte und sieben Tote (Stand 24. Februar, 16 Uhr). Damit steigt das Risiko einer Pandemie in allen anderen europäischen Ländern, so auch in Deutschland.
Mit der Vielzahl nachgewiesener Infektionen in Italien steigt wegen des Reiseverkehrs auch das Risiko einer Einschleppung von Covid-19 nach Deutschland. Das Risiko, dass anderswo in Europa ähnliche Cluster wie in Italien auftreten könnten, werde zurzeit als moderat bis hoch betrachtet, hieß es am Sonntagabend von der europäischen Präventionsbehörde ECDC. Einmal eingeschleppt könne sich das Virus schnell übertragen. ECDC-Direktorin Andrea Ammon erklärte, man rechne damit, dass es in den kommenden Tagen weitere Fälle in Italien sowie möglicherweise auch in anderen Teilen der EU geben werde.
Sorge, aber keine Panik
EU-Währungskommissar Paolo Gentiloni zufolge ist die steigende Zahl der Infektionen in Italien kein Grund zur Panik. Die EU habe vollstes Vertrauen in die italienischen Behörden und die Entscheidungen, die sie träfen, sagte er. "Wir sorgen uns auch um mögliche Infektionen, aber es gibt keinen Grund zur Panik."
"Falls mehrere Fälle auftreten, die nicht mehr auf einen bereits bekannten Fall zurückgeführt werden können und deutlich würde, dass die Verbreitung auf Dauer nicht zu vermeiden ist, wird die Bekämpfungsstrategie schrittweise angepasst." Weiter heißt es in einer Mitteilung des Robert Koch-Instituts (RKI): "Welche Auswirkungen eine mögliche Ausbreitung von Sars-CoV-2 auf die Bevölkerung in Deutschland haben würde, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die heute noch nicht einschätzbar sind - unter anderem davon, wie schnell die Ausbreitung in Deutschland erfolgt, wie viele Menschen zeitgleich betroffen sind und wie schwer die Erkrankungen verlaufen."
"Grenzschließungen und ähnliche Maßnahmen gehören im Moment nicht zu unseren Überlegungen." Oliver Ewald vom Bundesministerium für Gesundheit fügte hinzu: "Wir haben es in Deutschland bisher geschafft, Infizierte zu isolieren und zu behandeln und so eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Das bleibt weiter unser Ziel."
Erkrankungswelle hinauszögern
"Vom RKI hieß es, Ziel in Deutschland sei es, eine Erkrankungswelle hinauszuzögern, um zu vermeiden, dass die Covid-19- und die derzeitige Grippewelle zusammenfallen. "Wir müssen mit angemessenem Aufwand versuchen, die Ausbreitung zu verlangsamen, um einen intensiven Belastungspuls auf das Gesundheitssystem abzumildern", erklärte Prof. Dr. Christian Drosten vom RKI. "Die Zahl der Infektionen sollte über eine möglichst lange Zeit ausgedehnt werden."
Immer mehr Ländern fällt erst auf, dass das Virus längst große Kreise gezogen hat, wenn Menschen schwer erkranken oder sterben. So war es im Iran, so war es in Südkorea, so ist es nun auch in Italien. Und auch in etlichen anderen Ländern könnten längst Ausbrüche um sich greifen, von denen bisher niemand ahnt - auch in Deutschland. "Irgendwann wird es wahrscheinlich dazu kommen, dass unbemerkte Infektionen plötzlich bemerkt werden", erklärte Drosten.