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EU will Schutzstatus prüfen Wölfe in Deutschland attackierten mehr als 4000 Nutztiere

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In Deutschland lebende Wölfe sollen 2022 mehr als 4000 Nutztiere verletzt oder getötet haben.

In Deutschland lebende Wölfe sollen 2022 mehr als 4000 Nutztiere verletzt oder getötet haben.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Diskussion um den Wolf wird in Deutschland seit Jahren intensiv geführt. Auf der einen Seite stehen auf EU- und Bundesebene Schutzrichtlinien, auf der anderen Schäden, die die immer zahlreicheren Tiere anrichten. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen.

Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Wölfen wird in Deutschland, aber auch auf EU-Ebene, über neue Regeln für den Umgang mit den Raubtieren beraten. Bundesumweltministerin Steffi Lemke präsentiert am Donnerstagnachmittag die neuen Vorschläge ihres Hauses zum Umgang mit dem Wolf. Schon im Vorfeld versicherte sie, diese seien "EU-rechtskonform". EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte kürzlich an, den besonderen Schutzstatus des Wolfes in der EU zu überprüfen.

Wie viele Wölfe leben in Deutschland?

Das Bonner Bundesamt für Naturschutz gab kürzlich aktuelle Daten zum Wolfsbestand heraus und gab die Zahl der Tiere mit 1339 an. Die Zahl der Rudel erhöhte sich demnach im Beobachtungsjahr 2022/2023 auf 184. Im Vorjahr waren 162 Wolfsrudel nachgewiesen worden. Die Behörde gab damit erstmals die Zahl der "Wolfsindividuen" an. Zuvor war lediglich die Zahl der Rudel, Paare und Einzelwölfe kommuniziert worden. Die nun angegebene Gesamtzahl umfasst nur nachgewiesene Tiere - sie könnte auch höher liegen.

Reproduzierende Wölfe gibt es in Deutschland seit 2000, ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Im Norden und Osten Deutschlands haben sich besonders viele Wolfsrudel angesiedelt. Die meisten von ihnen leben nach Angaben der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) in Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Ein Rudel besteht im Durchschnitt aus acht Tieren.

Welche Schäden richten sie an?

Im vergangenen Jahr zählte die DBBW 1136 Wolfsangriffe auf Nutztiere. Mehr als 4000 Tiere wurden dabei verletzt oder getötet oder wurden anschließend vermisst, die meisten von ihnen Schafe und Ziegen. Sie sind klein und für die Wölfe leicht zu erbeuten, wenn sie wenig oder gar nicht geschützt werden.

Betroffene Weidetierhalter haben 2022 Ausgleichszahlungen für ihre Schäden in Höhe von insgesamt mehr als 600.000 Euro erhalten. Um Anspruch auf Schadenersatz zu haben, müssen die Landwirte ein Mindestmaß an Schutz für ihre Tiere sicherstellen, zum Beispiel mit Herdenschutzhunden und Elektrozäunen. Solche Schutzmaßnahmen förderten Bund und Länder im vergangenen Jahr mit insgesamt mehr als 18 Millionen Euro.

Welche Gesetze schützen die Wölfe?

Nach der Naturschutz-Richtlinie der EU - der sogenannten Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) - von 1992 genießen Wölfe als einheimische Art in Europa einen besonderen Schutz. Nach Anhang IV der Richtlinie ist Deutschland verpflichtet, Wölfen langfristig einen lebensfähigen Bestand zu garantieren.

In Deutschland regelt das Bundesnaturschutzgesetz den Umgang mit den sogenannten "streng geschützten Arten". Sie dürfen im Regelfall nicht getötet und ihre Lebensräume nicht beschädigt oder zerstört werden. Neben dem Wolf stehen 137 weitere Arten auf der Liste.

Wann darf ein Wolf trotzdem getötet werden?

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Einzelne Wölfe oder ganze Rudel dürfen erschossen werden, wenn sie sich Menschen gegenüber auffällig verhalten. Das gilt außerdem auch für Wölfe, die immer wieder Nutztiere angreifen. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums ist der Weg dahin bislang allerdings zu bürokratisch.

Die Verantwortung für das Wolfsmanagement liegt bei den Bundesländern. Deren Behörden entscheiden im Einzelfall, ob ein Tier getötet werden darf. Dabei können sie mit Jägern vor Ort zusammenarbeiten.

Was könnte sich jetzt ändern?

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen stellte in Aussicht, gegebenenfalls den Status des Wolfsschutzes in der EU zu ändern. Sollte der Schutzstatus herabgestuft werden, wäre ein Abschuss deutlich leichter. Die Kommission will dafür aber zunächst aktuelle Daten über die Wolfspopulationen und mögliche Gefahren sammeln. Von der Leyen forderte die lokalen und nationalen Behörden auf, schon jetzt "Maßnahmen zu ergreifen, wo immer es erforderlich ist".

Lemke hat bereits angekündigt, den Abschuss von Wölfen in bestimmten Fällen zu vereinfachen. "Mein Ziel ist klar: Abschüsse von Wölfen nach Rissen müssen schneller und unbürokratischer möglich sein."

Quelle: ntv.de, als/AFP

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