Hochstufung erfolgt am Sonntag Zypern und Katalonien landen auf Risikoliste
02.07.2021, 16:04 Uhr
Ein Polizist fordert einen jungen Mann auf, den Strand bei Barcelona zu verlassen.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Lange sinken die Corona-Infektionszahlen europaweit. Nun steigen sie getrieben von der Delta-Variante vielerorts wieder an. Die Bundesregierung erklärt deshalb weitere Urlaubsgebiete zum Risikogebiet. Konsequenzen hat dies für Reisende noch nicht.
Die Bundesregierung setzt mit Zypern und der spanischen Region Katalonien am Sonntag zwei weitere beliebte Urlaubsgebiete auf die Liste der Corona-Risikogebiete. Außerdem werden drei weitere Regionen in Spanien und Norwegen hochgestuft, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) mitteilt. Für Urlauber hat die Entscheidung faktisch kaum Auswirkungen, da Flugreisende sich ohnehin bei Einreise testen lassen müssen, wodurch die Quarantänepflicht entfällt. Allerdings bedeutet die Einstufung als Risikogebiet, dass das Auswärtige Amt von Reisen in die betroffenen Regionen abrät.
Als Risikogebiete werden Länder und Regionen eingestuft, in denen es pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche (Sieben-Tage-Inzidenz) mehr als 50 Neuinfektionen gibt. Es ist die niedrigste Risikostufe für Fernreisen. Bei den beiden höheren Kategorien, den Hochinzidenz- und den Virusvariantengebieten, gibt es am Sonntag keine Veränderungen.
Von der Risikoliste gestrichen wird in Europa nur eine Region in Kroatien, außerdem Katar und die Karibikinseln Guadeloupe und Aruba.
Zypern belegt Spitzenplatz
Die neuen Einstufungen spiegeln die Trendwende bei den Infektionszahlen in Europa wider. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind sie in der vergangenen Woche nach zehn Wochen Rückgang erstmals wieder um zehn Prozent gestiegen. Laut europäischer Gesundheitsbehörde ECDC vom Donnerstag lag Zypern in der EU bei der 14-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner mit 179,6 an der Spitze - noch vor dem Virusvariantengebiet Portugal mit 168,8. Spanien, das beliebteste Urlaubsland der Deutschen, nimmt mit 107,5 Platz 3 ein. In Deutschland liegt die 14-Tage-Inzidenz bei 13,7.
Mehr infizierte junge Leute, viel weniger Tote, auf diese Formel lässt sich die Entwicklung in Spanien bringen. Seit April waren die Corona-Zahlen dort stetig gesunken, jetzt steigen sie wieder deutlich. Am brisantesten ist die Lage in Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona. Dort liegt die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit schon bei 173. Vor einer Woche betrug der Wert dort nur 55. Auch die Balearen mit Mallorca und die Kanaren liegen bei steigender Tendenz inzwischen weit über 50.
Delta rückt in Spanien vor
Anders als bei früheren Corona-Wellen sind dieses Mal besonders jüngere Menschen betroffen. In dieser Gruppe beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz rund 300. Die meisten Fälle gehen bisher noch auf die zuerst in Großbritannien festgestellte Alpha-Variante des Coronavirus zurück. Aber auch die als ansteckender geltende Delta-Variante ist in Spanien auf dem Vormarsch. Ihr Anteil wird derzeit auf etwa 15 Prozent geschätzt, weniger als zum Beispiel in Deutschland. Experten gehen aber davon aus, dass sie bis zum Sommer wie in ganz Europa vorherrschend sein wird.
Die spanische Regierung verweist angesichts der wieder steigenden Corona-Zahlen auf die Impfkampagne. 54 Prozent der 47 Millionen Bürger haben bisher mindestens eine Dosis erhalten, 38 Prozent sind vollständig geimpft. Die Lage in den Krankenhäusern ist deshalb entspannt, nur etwa gut sechs Prozent der Betten auf Intensivstationen sind mit Corona-Patienten belegt. Auch die Zahl der mit Corona Gestorbenen ist sehr niedrig. Binnen der vergangenen Woche wurden 53 Fälle registriert. In den schlimmsten Tagen der ersten Welle 2020 waren es fast 1000 - pro Tag.
Die Tourismusindustrie hat angesichts der Entwicklung noch keinen Alarm geschlagen. Sie setzt weiter darauf, dass die Haupturlaubssaison im Juli und August ohne größere Reisebeschränkungen stattfinden kann. Alles andere könnte aber eine wirtschaftliche Katastrophe bedeuten.
Quelle: ntv.de, chr/dpa