Panorama

Nobelpreisträger mischt sich ein Mo fordert Freiheit für Liu

Mo Yan nach der Entscheidung der Nobelpreis-Jury

Mo Yan nach der Entscheidung der Nobelpreis-Jury

(Foto: AP)

Die Vergaben des Literaturnobelpreises an Mo Yan ist umstritten. Viele werfen ihm vor, dem Staat zu nahe zu stehen. So etwa auch Künstler Ai Weiwei, er hält Mo für einen "Lügner". Dass sich Mo dennoch etwas traut, zeigt er ein Tag nach Bekanntgabe der Entscheidung. Er verlangt Freiheit für den Bürgerrechtler Liu Xiaobo.

Der chinesische Literaturnobelpreisträger Mo Yan hofft auf eine Freilassung des inhaftierten Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo. Bei einer Pressekonferenz in seinem Heimatort Gaomi in der Provinz Shandong sagte der 57-Jährige auf eine Frage nach dem chinesischen Bürgerrechtler: "Ich hoffe, dass er seine Freiheit zurückgewinnt."

Seine Äußerung, die chinesische Journalisten zitierten, war der erste öffentliche Kommentar des frisch gekürten Nobelpreisgewinners zu Liu Xiaobo, der 2009 wegen seines Engagements zu elf Jahren Haft verurteilt worden war. Ihm wird "Untergrabung der Staatsgewalt" angelastet. 2010 erhielt der Bürgerrechtler den Friedensnobelpreis.

Mo Yan war zuvor dafür kritisiert worden, der chinesischen Staatsmacht und dem kommunistischen System zu nahe zu stehen. Der regierungskritische Künstler Ai Weiwei verbreitete über Twitter: "Ein Schriftsteller, der sich nicht der Realität stellt, ist ein Lügner." Der "Welt" sagte er: "Einen Nobelpreis an jemanden zu geben, der von der Realität abgehoben lebt, ist eine rückständige und unsensible Verfahrensweise." Er gratuliere Mo aber dennoch zu der Auszeichnung.

"Ich akzeptiere das politische Verhalten von Mo Yan in der Realität nicht", führte Ai aus. "Er ist möglicherweise ein guter Schriftsteller. Aber er ist kein Intellektueller, der die heutige chinesische Zeit vertreten kann." Denn moderne Intellektuelle hätten eine tiefgehende Beziehung zur aktuellen Realität des Landes.

Mo: Murakami "auch qualifiziert"

Das offizielle China zeigte sich von der Entscheidung des Nobelpreis-Komitees stolz und erfreut. Chinesische Literaturprofessoren sahen einen "historischen Durchbruch". Bücher von Mo Yan gingen heute schnell über den Ladentisch und waren bei großen Internetbuchhändlern ausverkauft. "Viele Leute kommen, um seine Bücher zu kaufen", sagte ein Verkäufer in einer Pekinger Buchhandlung. "Wir haben nur noch wenige übrig."

Mo Yan selbst gab sich bescheiden und fand lobende Worte für seinen japanischen Hauptkonkurrenten Haruki Murakami, der "auch ein sehr guter Schriftsteller und auf jeden Fall auch für den Nobelpreis qualifiziert" sei, wie ihn Staatsmedien zitierten. "Ich denke, der Grund, warum ich den Preis gewonnen habe, ist, dass meine Arbeit verschiedene Leben mit einzigartigen Charakteristika vorstellt und auch Geschichten aus der Sicht einfacher Menschen erzählt, was Verschiedenheiten zwischen Nationen und Rassen überwindet."

"Durchbruch" vor dem Parteitag

Chinas Staatsmedien wiesen darauf hin, dass frühere Verleihungen des Friedensnobelpreises an den Dalai Lama, das exilierte religiöse Oberhaupt der Tibeter, oder an den inhaftierten Bürgerrechtler Liu Xiaobo"sehr unfreundliche und selbst feindliche Botschaften" übermittelt hätten, wie die "Global Times" fand. "Könnte die Entscheidung auch ein Zeichen sein, dass das Nobelkomitee versucht, die Spannungen mit China abzubauen?" Mo Yan sei ein "Schriftsteller der Mitte", befand der Kommentator weiter. Seine Auszeichnung deute daher darauf hin, dass der Westen "nicht nur Individuen umarmt, die gegen das System sind".

Der Nobelpreis sei eine "große Ermutigung" für chinesische Schriftsteller, so die Staatsmedien. Die Staatsagentur Xinhua hob hervor, dass der "Durchbruch" unmittelbar vor dem Parteitag der Kommunistischen Partei erfolgt sei. Die Partei rufe zu "kulturellem Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen der chinesischen Nation" auf. Auf dem 18. Parteikongress im November soll ein Generationswechsel in der Führung vollzogen werden. "Mit mehr chinesischen Schriftstellern wie Mo Yan kann die Welt mehr über das wahre China lernen", fand Xinhua.

Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP

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