Erst gepöbelt, dann geschlagen 66-Jähriger geht auf Grünen-Politikerin los
25.05.2024, 23:24 Uhr Artikel anhören
Der Angriff ereignete sich unweit des Alten Rathauses in Göttingen.
(Foto: imago images/Peter Schickert)
Eine Landtagsabgeordnete von den Grünen macht Wahlkampf in der Göttinger Innenstadt, als sie von einem älteren Mann körperlich attackiert wird. Der Angriff sorgt parteiübergreifend für Empörung. Er reiht sich ein in eine Serie von Vorfällen in den vergangenen Wochen.
Bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Göttinger Innenstadt ist die niedersächsische Landtagsabgeordnete der Grünen, Marie Kollenrott, attackiert und leicht verletzt worden. Dies teilten die Polizei und die Grünen-Landtagsfraktion mit. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei schlug ein Mann der Politikerin am Mittag mehrfach gegen den Oberkörper. Kollenrott erlitt laut Polizei leichte Verletzungen an den Armen.
Die Beamten nahmen den mutmaßlichen Angreifer kurz danach in Tatortnähe fest. Sie stellten die Identität des 66-Jährigen fest und ließen ihn danach wieder frei. Der Staatsschutz habe die weiteren Ermittlungen übernommen.
Laut Kollenrott war es an einem Wahlkampfstand zu dem Angriff gekommen. Ein Arm sei geprellt, die Verletzung sei von der Polizei dokumentiert worden. Ins Krankenhaus habe sie nicht gemusst. Die 39-Jährige sitzt seit Oktober 2021 im Landtag. Zu ihren Schwerpunkten zählen Umwelt- und Energiepolitik.
Ministerpräsident Weil: "Nicht hinnehmbar"
"Es ist und bleibt nicht hinnehmbar, dass Politikerinnen und Politiker im Wahlkampf immer wieder Opfer von gewalttätigen Übergriffen werden", erklärte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. "Was wir derzeit erleben, ist eine gefährliche Entwicklung. Unsere Demokratie funktioniert nur, wenn Menschen sich für ihre Überzeugungen auch sichtbar in der Öffentlichkeit engagieren", sagte der SPD-Politiker. Weil appellierte, achtsam zu sein.
"Wir verurteilen den Angriff aufs Schärfste", sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Anne Kura am Abend. "Körperliche Attacken auf Demokratinnen sind ein Angriff auf unsere Demokratie. Wir sind schockiert, aber wir lassen uns nicht einschüchtern." Gewalt dürfe nie ein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein, so Kura. Auch der niedersächsische CDU-Landtagsfraktionschef Sebastian Lechner verurteilte den "hinterhältigen Angriff" auf Kollenrott "auf das Schärfste". Der Angreifer müsse die vollen Konsequenzen des Rechtsstaats erfahren, schrieb der Politiker am Abend auf X.
Ersten Erkenntnissen zufolge habe sich der Mann aus Göttingen in Höhe des Wahlkampfstandes in einer Fußgängerzone in der Nähe des Alten Rathauses abfällig über die Grünen geäußert, so die Polizei. Es soll eine kurze politische Diskussion mit dem späteren Opfer gegeben haben. Anschließend sei der Mann auf die Politikerin zugegangen. Er habe der Frau gegen den Oberkörper geschlagen und sich entfernt. Die Landtagsabgeordnete und ein Zeuge nahmen die Verfolgung auf und alarmierten die Polizei.
Mehrere Angriffe auf Politiker und Wahlkampfhelfer hatte in den vergangenen Wochen bundesweit Entsetzen ausgelöst. In Dresden wurde der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen, die grüne Kommunalpolitikerin Yvonne Mosler wurde beim Aufhängen von Wahlplakaten angerempelt und bedroht. In Berlin wurde nach einer Attacke auf Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey von der SPD ein Verdächtiger vorläufig in der Psychiatrie untergebracht. Auch AfD-Politiker waren Ziele von Attacken - vor mehreren Wochen etwa ein Landtagsabgeordneter aus Niedersachsen.
Quelle: ntv.de, ino/dpa