Politik

Empörung über Dobrindts Angebot Afghanen wenden sich in Angst um ihr Leben an Bundesregierung

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Nur vereinzelt kommen Afghanen nach Deutschland. Der Großteil sitzt in Pakistan fest.

Nur vereinzelt kommen Afghanen nach Deutschland. Der Großteil sitzt in Pakistan fest.

(Foto: picture alliance/dpa)

Hunderte Afghanen helfen Deutschland jahrelang als Ortskräfte im krisengebeutelten Land - bis sie vor den Taliban fliehen müssen. Inzwischen sitzen sie in Pakistan fest, obwohl sie schon längst in Sicherheit sein sollten. 600 Betroffene wenden sich nun an Merz und seine Minister.

In einem dramatischen Appell an Kanzler Friedrich Merz und die gesamte Bundesregierung fordern in Pakistan gestrandete Geflüchtete, das deutsche Schutzversprechen endlich einzuhalten und sie nicht den Taliban auszuliefern. "Wir wollten und mussten der Taliban-Herrschaft entkommen, um zu überleben", heißt es in einem zweiseitigen Brief, der der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt.

"Wir können nicht zurück nach Afghanistan. Diese Rückkehr würde für viele von uns brutal und gewaltsam enden." Eindringlich bitten die Geflüchteten den Kanzler nun darum, "diese schwierige Situation in einer Art zu lösen, dass wir nicht in Lebensgefahr geraten und diese verzweifelte Situation endet".

Aus dem Schreiben, der über eine Chatgruppe von 600 der insgesamt rund 2000 Betroffenen entstand, wird die große Angst der Geflüchteten vor einer erzwungenen Rückkehr deutlich. Sie müssten gerade schmerzhaft lernen, dass die neue Bundesregierung Deutschlands auf immer neuen Wegen versuche, "den versprochenen Prozess zu beenden", auch wenn "dadurch unser Leben in akute Gefahr von Tod und Gewalt gerät".

Mit dem Dokument, das dem Kanzler und mehreren Ministerien der Regierung am Samstagabend über Verbindungsbüros des Bundestags zugesandt wurde, wenden sich die Geflüchteten nicht zum ersten Mal in einer größeren Gruppe direkt an die deutsche Politik. Bereits im September flehten über 200 von ihnen bei der Bundesregierung um Hilfe. Sie sitzen seit Monaten, teils sogar seit mehreren Jahren, in Pakistan fest.

Berlin könnte "eine Bedrohung werden"

Das Angebot des Bundesinnenministeriums von Alexander Dobrindt, nun für ein paar Tausend Euro auf den angekündigten Schutz zu verzichten, löst Empörung aus. "Wir sind nicht vor Armut geflohen, sondern vor Gewalt und Tod."

Besonders trifft es die Geflüchteten, von einem Land im Stich gelassen zu werden, von dem sie das nie erwartet hätten. "Wir wollen einfach nicht glauben, dass die Institution, die uns einst Schutz vor Bedrohung versprach, selbst zu einer Bedrohung werden könnte", heißt es.

Die Opposition fordert von der Regierung eine schnelle Lösung. "Es ist ein Skandal, dass eine Bundesregierung trotz verhängter Zwangsgelder Zusagen ignoriert und Menschen Folter und Verfolgung überlässt", sagt der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Marcel Emmerich.

Quelle: ntv.de, mpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen