Von Eurofightern eskortiert Alarmrotte übt an Steinmeier-Flugzeug
15.03.2023, 11:15 Uhr
Heil eskortiert: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steigt auf der estnischen Luftwaffenbasis Ämari nach der Ankunft aus dem Flugzeug.
(Foto: dpa)
Für Bundespräsident Steinmeier ist es ein ungewöhnlicher Flug nach Estland. Im Luftraum über dem baltischen Staat klemmen sich ein deutscher und britischer Eurofighter an die rechte Tragfläche des Airbus. Allerdings gibt es dabei für ihn keinen Anlass zur Besorgnis.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat schon vor der Landung auf der estnischen Luftwaffenbasis Ämari einen Eindruck von der deutsch-britischen Luftraumüberwachung im Baltikum bekommen. Der Airbus A319, der ihn an diesem Mittwoch von Berlin nach Estland brachte, wurde im Luftraum über dem baltischen Staat von einer Alarmrotte abgefangen. Der deutsche und der britische Eurofighter klemmten sich an die rechte Tragfläche des Airbus und eskortierten ihn bis zur Landung.
Es gab aber keinen Anlass zur Besorgnis - das Ganze war nur eine Übung: Da die gemeinsam operierenden Luftwaffen ohnehin jeden Tag zweimal einen Trainingsalarm absolvieren müssen, übten sie an diesem Tag einfach mal mit dem Flugzeug Steinmeiers und taten so, als sei dieses unbefugt in den Luftraum eingedrungen.
Steinmeier informierte sich anschließend über den Einsatz der deutschen Luftwaffe zur Überwachung und zum Schutz des Luftraums über dem Baltikum. Er wurde in die Lage eingewiesen und bekam die Arbeitsweise der deutsch-britischen Alarmrotte erklärt. Steinmeier wollte auch mit deutschen und britischen Soldaten sprechen und mit ihnen zu Mittag essen.
Am 6. März haben die deutsche und die britische Luftwaffe gemeinsam das sogenannte Air Policing Baltikum übernommen. Sie fliegen nun Einsätze in gemischten Staffeln. Deutschland beteiligt sich bereits seit August vergangenen Jahres an der Überwachung des Luftraums. Nach Angaben der Luftwaffe stiegen ihre Eurofighter seitdem zu 28 Alarmstarts auf und identifizierten russische Militärmaschinen über der Ostsee - das letzte Mal erst am Dienstag. Derzeit sind hier rund 150 deutsche Soldaten sowie drei Kampfjets vom Typ Eurofighter stationiert. Drei weitere Maschinen steuern die Briten bei.
Treffen mit dem Präsidenten
Steinmeier will später in der Hauptstadt Tallinn mit dem Präsidenten des EU- und NATO-Partners Estland, Alar Karis, zusammentreffen. Der ehemaligen Präsidentin Kersti Kaljulaid wird er das Bundesverdienstkreuz verleihen. Zum Abschluss des Besuchs ist an diesem Donnerstag noch ein Frühstück mit Ministerpräsidentin Kaja Kallas geplant, die nach dem Wahlsieg ihrer wirtschaftsliberalen Reformpartei gerade Koalitionsverhandlungen führt.
Bei den politischen Gesprächen werden der russische Angriffskrieg in der Ukraine und dessen Folgen zentrale Themen sein. Kallas ist eine der entschiedensten Unterstützerinnen der Ukraine in Europa. Unter ihrer Führung leistete Estland mehr als ein Prozent seiner Wirtschaftsleistung als Militärhilfe an die Ukraine. Das nur etwa 1,3 Millionen Einwohner zählende Land nahm mehr als 60.000 Flüchtlinge auf.
Kallas fordert auch eine Stärkung der NATO-Ostflanke. Estland, das etwas kleiner als das Bundesland Niedersachsen ist, hat im Osten eine rund 300 Kilometer lange Grenze mit Russland. Steinmeier hatte im vergangenen Jahr bereits die beiden anderen baltischen Staaten Lettland und Litauen sowie mehrere andere Länder an der NATO-Ostflanke besucht. Dort hatte Deutschland mit seiner anfangs zögerlichen Hilfe für die von Russland angegriffene Ukraine Zweifel an seiner Zuverlässigkeit als Bündnispartner gesät. Auch das deutsche Festhalten an der Gaspipeline Nord Stream 2 trug dazu bei. Steinmeier - selbst lange ein Verfechter von Nord Stream 2 - betonte stets, dass auf Deutschland Verlass sei. Es werde seinen Bündnisverpflichtungen ohne Wenn und Aber nachkommen.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa