Politik

Traumziel EU-Kommission Als AD-Beamter eine Rolle spielen

Ein Übersetzer in der EU-Kommission.

Ein Übersetzer in der EU-Kommission.

(Foto: dpa)

Zehntausende Europäer träumen von einer Beamtenstelle bei der EU-Kommission. Kein Wunder, denn sie verspricht viel Geld, einen sicheren Job und die Chance, an den großen europäischen Themen mitzuarbeiten. Sie zu bekommen, gleicht einem Lotteriespiel.

Die Sicherheitskontrollen in der EU-Kommission erinnern an einen Flughafen. Ohne Termin oder Akkreditierung wird niemand in den Brüsseler Gebäudekomplex hineingelassen. Auch wer sich um einen Arbeitsplatz in der Super-Behörde bewirbt, merkt schnell: Hier kommt nicht jeder rein. Zehntausende probieren es trotzdem Jahr für Jahr. Im Frühling beginnt der nächste Bewerbungsmarathon für den Job eines sogenannten Administrations-Beamten (AD), der für Akademiker infrage kommt.

Es ist die begehrteste Kommissions-Laufbahn, berichtet Behördensprecher Michael Mann. Vergangenes Jahr versuchten mehr als 51.000 Bewerber ihr Glück - ein Lottospiel bei 323 freien Stellen. Junge Absolventen sollten sich trotzdem nicht abschrecken lassen. "Ich ermuntere sie dazu, es zu versuchen", sagt er. "Es ist ein faszinierender Arbeitsplatz, mit Kollegen aus ganz Europa." Auf ihrer Internetseite lockt die Kommission mit hoher Verantwortung: "Als AD-Beamter kann es Ihnen leicht passieren, dass Sie eine entscheidend wichtige Rolle in den Verfahren der EU spielen (...)."

Nicht Brüssel, sondern Bezahlung lockt

Es ist nicht die belgische Hauptstadt, die die Bewerber reizt.

Es ist nicht die belgische Hauptstadt, die die Bewerber reizt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die meisten der rund 38.000 Kommissions-Bediensteten arbeiten in den wuchtigen Gebäuden der Behörde in Brüssel. An der Attraktivität der Stadt liegt die Bewerberflut sicher nicht. "Wenn die Europäischen Institutionen in Riga wären, wäre ich halt in Riga", sagt ein junger Lobbyist aus Brüssel, der sich in diesem Jahr zum zweiten Mal bei der Kommission bewerben möchte. "Ich hätte das Gefühl, für einen guten Zweck zu arbeiten", sagt der 27-Jährige, der seinen Namen nicht nennen möchte. "Es wäre eine Arbeit mit einem Ziel, mit dem ich mich identifizieren kann: Europäische Einigung."

Aber auch wegen der guten Bezahlung wünschen sich viele in die Kommission. AD-Beamte verdienen monatlich zwischen rund 4350 Euro und 18.370 Euro - plus Auslands- und Familienzulagen. "Für eine ähnliche Arbeit würde man nirgendwo anders so viel Geld bekommen", glaubt der junge Bewerber. Wenn er diesmal wieder eine Absage erhält, hofft er auf 2012. Oder auf 2013. "Natürlich weiß ich, dass meine Chancen gering sind", sagt er. "Aber wer rechnet sich beim Lottospielen die Chancen aus?"

Harte Personalauswahl

Das Bewerbungsverfahren des Europäischen Amtes für Personalauswahl ist hart. Zunächst müssen die Bewerber einen Test bestehen. Darin werden ihre sprachlichen, mathematischen und logischen Fähigkeiten abgefragt. Außerdem müssen sie auf unterschiedliche Alltagssituationen richtig reagieren. Neuerdings wird kein EU-Wissen mehr abgefragt. Es soll um das Können der Bewerber gehen, heißt es aus der Kommission.

Wer die erste Runde überstanden hat, muss sich in einem Assessment Center beweisen. Dort werden Situationen aus dem Arbeitsleben simuliert, etwa eine Gruppenverhandlung und eine Präsentation. Außerdem wird den Kandidaten in einem Vorstellungsgespräch auf den Zahn gefühlt.

Reserveliste ist keine Garantie

Die bis dahin Erfolgreichen landen auf einer sogenannten Reserveliste. Interessierte Abteilungen können einen Bewerber aus dem Pool dann zu einem Vorstellungsgespräch einladen. Wem anschließend ein förmliches Stellenangebot ins Haus flattert, der hat es geschafft. Im Internet warnt die Behörde allerdings vor falschen Hoffnungen: "Auf der Reserveliste zu stehen, ist (...) keine Garantie dafür, dass man schließlich als Beamter eingestellt wird."

Die Chancen auf einen Praktikumsplatz in der Kommission stehen immerhin etwas besser als auf eine feste Anstellung. Seit 1960 haben mehr als 40.000 junge Uni-Absolventen das fünfmonatige Programm durchlaufen. Derzeit gibt es nach Angaben der Behörde jährlich etwa 1200 Plätze, auf die sich mehr als 14.000 Interessenten bewerben. "Für viele war diese Erfahrung ein entscheidender Schritt auf ihrem Karriereweg", sagt die für Bildung zuständige EU-Kommissarin Androulla Vassiliou. Auch ihr Kollege, Agrarkommissar Dacian Ciolos, begann seine Karriere einst als Kommissionspraktikant.

Quelle: ntv.de, Christine Cornelius, dpa

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