Resilienz gegen Demokratiefeinde Ampel-Politiker wollen Bundesverfassungsgericht absichern
28.01.2024, 02:17 Uhr Artikel anhören
"Demokratie schützen" fordern Teilnehmer einer Demonstration gegen Rechtsextremismus in Nürnberg.
(Foto: IMAGO/Moritz Schlenk)
Mit Erstarken der AfD wächst die Sorge, dass die Partei versuchen könnte, staatliche Institutionen in ihrem Sinne umzubauen. Laut einem Medienbericht gibt es in der Bundesregierung derzeit Überlegungen, unter anderem das Bundesverfassungsgericht gegen eventuelle Einflussname zu wappnen.
In der Bundesregierung gibt es Überlegungen, das Bundesverfassungsgericht stärker vor möglichen Entmachtungsversuchen zu schützen. Vertreter von SPD- und FDP-Fraktion sprechen sich für eine entsprechende Änderung des Grundgesetzes aus. "Laut Grundgesetz kann das Bundesverfassungsgerichtsgesetz mit einfacher Mehrheit geändert werden", sagte der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Johannes Fechner, der "Welt am Sonntag". "Daraus sollten wir eine Zweidrittel-Mehrheit machen."
Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Stephan Thomae, sagte: "Wir müssen den Parlamentarismus und die Verfassungsgerichtsbarkeit resilienter gegen Feinde der Demokratie machen. Wesentliche Strukturen des Bundesverfassungsgerichts sollten im Grundgesetz verankert werden."
Dazu gehöre für ihn "die Aufteilung des Gerichts in zwei Senate, die Festschreibung der zwölfjährigen Amtszeit von Richtern und die Festlegung, dass das Gericht über seine Geschäftsverteilung und seine Arbeitsweise selbst entscheiden kann". Eine Änderung dieser Regelung wäre dann nur noch mit einer Zweidrittel-Mehrheit möglich, so Thomae. Bislang könne sie mit einfacher Mehrheit geändert werden. Bei der Wahl der Verfassungsrichter ist hingegen schon jetzt eine Zweidrittel-Mehrheit erforderlich. Damit wäre es denkbar, dass die AfD Richterwahlen blockiert, sollte sie künftig ein Drittel der Bundestagsmandate erringen.
Hintergrund der Überlegung sind Sorgen mit Blick auf ein Erstarken extremer Parteien im Bund. Sollten sie jemals eine parlamentarische Mehrheit erzielen, könnte sie das Bundesverfassungsgericht als zentrale Kontrollinstanz vergleichsweise leicht ausschalten, so die Befürchtung. "Wir haben in Polen erlebt, wie schnell ein Verfassungsgericht lahmgelegt werden kann, wenn einfache Mehrheiten die Arbeitsweise des Gerichts ändern können", sagte Fechner. "Schon vermeintlich unproblematische Änderungen ermöglichen eine Blockade: Etwa die Vorgabe, alle Anträge nach Eingangsdatum abzuarbeiten. Oder die Vorgabe, alle Entscheidungen ausführlich zu begründen. Das kann dazu führen, dass das Verfassungsgericht nicht mehr dazu kommt, verfassungswidrige Gesetze aufzuheben."
Quelle: ntv.de, ino/rts