Mutmaßlicher Nazi-Verbrecher Anklage ausgeweitet
02.08.2012, 16:14 Uhr
Laszlo Csatary nach einer Befragung in Budapest.
(Foto: AP)
Der Druck auf Ungarn wächst, den mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher Laszlo Csatary in die Slowakei zu überstellen. Das Land will ihm den Prozess machen. Die Anklage wird immer dicker, weil weitere Strafanzeigen eingegangen sind.
Bei den slowakischen Justizbehörden sind weitere Strafanzeigen gegen den mutmaßlichen ungarischen Nazi-Kriegsverbrecher Laszlo Csatary eingegangen. Ein Einwohner, dessen Vater im Januar 1945 nach Deutschland verschleppt wurde, stellte Strafanzeige wegen Verbrechen gegen Menschlichkeit. Die Anklage gegen Csatary werde auf seine "Verantwortung für die Deportation von Bewohnern Kosices nach Deutschland" ausgeweitet, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Die Zeitung "SME" berichtete unterdessen, dass zwischen November 1944 und Januar 1945 im ungarisch besetzten Kosice 500 bis 700 Menschen ermordet wurden. Zwölf von ihnen wurden demnach im Stadtzentrum gehängt. Eine deswegen gegen Csatary gestellte Strafanzeige macht ihn demnach als damaligen "hochrangigen Polizisten" für diese Verbrechen verantwortlich. Der Zeitung zufolge war Csatary Mitglied eines "Komitees zur Säuberung der Stadt von unerwünschten Bürgern". Als solcher beteiligte er sich an der Aufstellung einer Liste mit rund 1200 Einwohnern, die das Nazi-Regime nicht unterstützten.
Der slowakische Justizminister Tomas Borec hatte Ungarn zur Auslieferung des 97-jährigen Csatary aufgefordert, um ihn in der Slowakei vor Gericht zu stellen. Vor Borec hatte sich bereits die slowakische jüdische Gemeinde dafür ausgesprochen, Csatary in der Slowakei den Prozess zu machen.
Unter falschem Namen
Der frühere Polizeichef des Ghettos von Kosice soll zwischen 1941 und 1944 maßgeblich daran mitgewirkt haben, dass 15.700 Juden aus dem Ghetto in das Vernichtungslager Auschwitz geschickt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Csatary 1948 in Kosice in Abwesenheit zum Tode verurteilt, lebte jedoch jahrzehntelang als Kunsthändler unter falschem Namen unbehelligt in Kanada. 1995, als die Behörden seine wahre Identität herausfanden, flüchtete er nach Ungarn.
Im Herbst 2011 machte dann das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem die ungarischen Behörden auf Csatarys Aufenthaltsort aufmerksam. Angesichts wachsenden Drucks nahmen sie ihn am 18. Juli in Budapest fest. Dort steht Csatary derzeit unter Hausarrest.
Quelle: ntv.de