Politik

Kein Hindernis für EU-Beitritt Außenpolitiker verteidigen Selenskyjs Wahlaufschub

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Ukraine im Kriegs- und nicht im Wahlmodus: Soldaten halten am Dienstag in Kiew eine Beerdigungszeremonie ab.

Ukraine im Kriegs- und nicht im Wahlmodus: Soldaten halten am Dienstag in Kiew eine Beerdigungszeremonie ab.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Am heutigen Mittwoch legt die EU-Kommission einen Bericht zu den Reformfortschritten der Ukraine für den Beitrittsprozess vor. Außenpolitiker von SPD, Grünen und der Union sehen in Selenskyjs Entscheidung, die Wahl zu verschieben, kein Hindernis für ein positives Votum aus Brüssel.

Deutsche Außenpolitiker aus Koalition und Opposition haben die Entscheidung des ukrainischen Staatschefs Wolodymyr Selenskyj unterstützt, die Präsidentenwahl in der Ukraine zu verschieben. "Ich halte die Verschiebung der Präsidentschaftswahlen für unumgänglich", sagte der sozialdemokratische Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Die zivile Infrastruktur wird tagtäglich von Russland bombardiert und viele Ukrainerinnen und Ukrainer leben unter russischer Besatzung oder sind ins Ausland geflohen." Sobald Wahlen auf dem Staatsgebiet der Ukraine wieder in Sicherheit möglich seien, sollten sie allerdings unbedingt stattfinden, so Roth.

Auch der Vorsitzende des Europa-Ausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter, verteidigte Selenskyjs Entscheidung. Die Wahlverschiebung sei kein Hindernis für einen EU-Beitritt, befand der Grünen-Politiker gegenüber dem RND: "Während eines Krieges ist eine Wahl schwer zu organisieren und ein Wahlkampf kaum möglich. Wichtig ist, dass die Wahl zu Friedenszeiten nachgeholt wird", sagte Hofreiter.

"Allein eine ukrainische Entscheidung"

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen sagte dem RND, er "hätte für eine Verschiebung großes Verständnis", erinnerte jedoch an die demokratischen Spielregeln: Ob es zu einer Verschiebung der Wahlen kommt, sei allein eine ukrainische Entscheidung, so Röttgen. "Sie sollte nicht ohne Einbeziehung der Opposition getroffen werden."

SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner verwies zudem auf die laufende Bewerbung der Ukraine um einen EU-Beitritt, für den demokratische Wahlen eine Grundvoraussetzung sind: "Präsidentschaftswahlen mitten in Kriegszeiten sind zweifellos hochgradig problematisch", sagte Stegner dem RND. Insofern sei die Einschätzung Selenskyjs "sicher nachvollziehbar". "Andererseits ist ein Kriegsende überhaupt nicht in Sicht und insofern kann das kaum als Dauerlösung dienen, zumal das die inneren Reformprozesse in der Ukraine zum Beispiel mit Blick auf eine EU-Mitgliedschaft eher nicht begünstigen wird", so Stegner. Am heutigen Mittwoch legt die EU-Kommission den Bericht zu den Reformfortschritten der Ukraine für den Beitrittsprozess vor.

Quelle: ntv.de, mau

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