"Es ist wie Sklavenhaltung" Bär: Deutschland ist "Bordell Europas"
12.09.2023, 10:11 Uhr Artikel anhören
"Ein Verstoß gegen die Menschenwürde": Bär fordert ein Sexkauf-Verbot in Deutschland.
(Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa/Sym)
Unionsfraktionsvize Dorothee Bär spricht sich für ein Verbot von käuflichem Sex aus. Mit rund 250.000 Prostituierten sei Deutschland inzwischen eine Attraktion für Sextouristen geworden. Bär beklagt zudem den "Menschenhandel mitten in Europa". Die Lage sei "dramatisch".
Angesichts der prekären Situation Hunderttausender Prostituierter fordert die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Dorothee Bär, ein Verbot von käuflichem Sex. Die Situation von Prostituierten in Deutschland sei "dramatisch", sagte die CSU-Politikerin der "Bild"-Zeitung. "Wir brauchen dringend einen Paradigmen-Wechsel: ein Sexkauf-Verbot in Deutschland." Damit würde Prostitution "de facto verboten - und zwar zum Wohle der Frauen", sagte sie.
Nach Bärs Angaben gibt es aktuell bundesweit rund 250.000 Prostituierte. Die allermeisten kämen aus dem Ausland, und nur ein Bruchteil sei behördlich angemeldet. "Deutschland hat sich zum Bordell Europas entwickelt", sagte die CSU-Politikerin. "Deutschland ist mittlerweile auch weltweit als Land für Sex-Tourismus sehr attraktiv."
Die Politikerin beklagte zudem den "Menschenhandel mitten in Europa, es ist wie Sklavenhaltung". Auch kritisierte sie die menschenunwürdigen Umstände, unter denen die Frauen arbeiten müssten: "Außerdem werden die Frauen aufs Schlimmste misshandelt – von ihren Freiern und Zuhältern."
Bär sprach sich für die Einführung des nordischen Modells wie in Schweden aus, das die Käufer von Sexdiensten bestraft und nicht die Prostituierten. "Das Beispiel Schweden zeigt: Mit einem Sexkauf-Verbot geht die Zahl der Prostituierten drastisch zurück." Die CSU-Politikerin mahnte weiter: "Es kann keine echte Gleichberechtigung geben, solange wir hinnehmen, dass Hunderttausende Frauen wie Sklaven behandelt werden. Es ist ein Verstoß gegen die Menschenwürde, den wir dringend beenden müssen."
Im Jahr 2002 hatte die damalige rot-grüne Bundesregierung die Prostitution gesetzlich vollständig legalisiert. Im Jahr 2017 trat zusätzlich das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft, das die rechtliche Stellung von Prostituierten stärken soll und verbindliche Regeln für das Prostitutionsgewerbe formuliert.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP