Politik

Australien am Pranger Bericht enthüllt Missbrauch von Flüchtlingen

Menschenrechtsgruppen protestieren seit Monaten gegen die australische Flüchtlingspolitik. (Archiv)

Menschenrechtsgruppen protestieren seit Monaten gegen die australische Flüchtlingspolitik. (Archiv)

(Foto: REUTERS)

Flüchtlinge, die nach Australien wollen, landen stattdessen auf der Pazifikinsel Nauru. Menschenrechtler kritisieren die Zustände in dem Lager seit Langem. Ein neuer Bericht dokumentiert jetzt sexuelle Übergriffe und Selbstverletzungen - vor allem bei Kindern.

Tausende Dokumente zur Lage von Flüchtlingen auf der Pazifikinsel Nauru bringen Australien in Erklärungsnot. Der "Guardian" hat Auszüge von mehr als 2100 Berichten veröffentlicht, die das Personal des Flüchtlingslagers angefertigt hatte. Dokumentiert sind demnach etliche Fälle von sexuellen Übergriffen, Kindesmissbrauch und Selbstverletzungen. In mehr als der Hälfte der Fälle seien die Opfer Kinder.

In der Vergangenheit hatten Menschenrechtsgruppen schon mehrfach auf die unwürdige Unterbringung der Menschen auf Nauru sowie auch auf der Pazifikinsel Papua-Neuguinea hingewiesen. Dorthin lässt Australien alle Bootsflüchtlinge bringen, die grundsätzlich nicht ins Land gelassen werden. Auch wenn ihr Asylantrag angenommen wird, müssen sie dort bleiben.

In den Dokumenten aus der Zeit von Mai 2013 bis Oktober 2015 ist unter anderem die Rede von einem Jungen, dem Wärter mit dem Tod drohten und von einer jungen Frau, die für eine längere Dusche sexuelle Dienste erbringen sollte. Eine andere Frau soll versucht haben, sich zu erhängen; ein Mädchen nähte sich den Berichten zufolge aus Protest gegen ihre Behandlung die Lippen zu. Ein weiteres Mädchen schrieb im Jahr 2014 in ihr Schulbuch, sie sei müde, möge das Lager nicht und wolle sterben. Eine Aufseherin soll einem Mädchen zudem mit einer Taschenlampe in den Intimbereich geleuchtet haben.

Australien verspricht Aufklärung

Nach früheren Berichten von Menschenrechtsgruppen wird den Flüchtlingen bisweilen auch in Notfällen ärztliche Hilfe verwehrt. Außerdem seien sie ständigen Attacken von Einheimischen ausgesetzt.

Australiens Premierminister Malcolm Turnbull erklärte, das veröffentlichte Material werde untersucht. Seine Regierung betonte aber auch, dass es sich bei den Berichten um Anschuldigungen und nicht um Fakten oder Ermittlungsergebnisse handle. Australien werde Nauru weiterhin dabei unterstützen, für die Flüchtlinge auf der Insel zu sorgen. Vor wenigen Wochen hatte er die harte Einwanderungspolitik damit begründet, dass in Australien ansonsten eine Stimmung wie beim Brexit-Votum in Großbritannien drohe.

Amnesty International verlangte als Reaktion auf den Bericht ein Ende der australischen Internierungspolitik. Alle Flüchtlinge und Asylsuchenden auf den Inseln müssten "sofort umgesiedelt" werden, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Auch das Kinderhilfswerk Unicef Australien fordert eine andere Lösung. Es gebe mittlerweile "unstrittige, gehäufte Beweise" dafür, dass Kinder auf Nauru nicht sicher seien.

Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa

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