Ermittlungen nach Boston-Anschlag Bericht rügt fehlende "Waffendisziplin"
03.04.2015, 22:17 Uhr
Die Pistolen saßen scheinbar locker bei der Suche nach den Boston-Attentätern.
(Foto: Reuters)
Schüsse auf Unbeteiligte, Salven auf Verdächtige, gefährliches Kreuzfeuer: In Wild-West-Manier scheint die Polizei in Boston nach den Anschlag auf den Marathon vorgegangen zu sein.
Nach dem Anschlag auf den Bostoner Marathonlauf im April 2013 haben US-Polizisten einem Untersuchungsbericht zufolge bei der Jagd auf die beiden Attentäter wild um sich geschossen. Die Beamten hätten die nötige "Waffendisziplin" vermissen lassen, heißt es in dem veröffentlichten Bericht des Bundesstaates Massachusetts. Für den Anschlag mit drei Toten und mehr als 260 Verletzten werden die Brüder Dschochar und Tamerlan Zarnajew verantwortlich gemacht.
Tamerlan wurde vier Tage nach der Tat am 19. April 2013 bei einer nächtlichen Schießerei mit Polizisten getötet. Dem Bericht zufolge feuerten die Beamten mehr als 200 Patronen ab, "ohne notwendigerweise ihr Ziel identifiziert und anvisiert oder ihre Waffen angemessen ausgerichtet zu haben". Außerdem sei bei der Fahndung versehentlich ein schwarzer Geländewagen beschossen worden, der fälschlicherweise als gestohlen gemeldet gewesen sei.
Bei der Festnahme von Dschochar am Abend des 19. April 2013 gab ein Polizist den Angaben zufolge ohne Erlaubnis einen Schuss ab. Im Glauben, dass auf sie geschossen werde, hätten daraufhin mehrere Beamte auf das trockengelegte Boot gefeuert, in dem sich der Verdächtige verschanzt hatte. "Jede dieser Situationen hat gefährliche Kreuzfeuer-Situationen verursacht", heißt es in dem Bericht. Dschochar kam schwer verletzt ins Krankenhaus. Seit Jahresbeginn muss er sich vor einem Bundesgericht in Boston verantworten. Bei einem Schuldspruch droht ihm die Todesstrafe.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP