Gerüchte um Parkinson Bidens Leibarzt meldet sich zu Wort
09.07.2024, 00:33 Uhr Artikel anhören
Bidens Leibarzt Kevin O'Connor nennt nun ein paar mehr Details.
(Foto: AP)
Eine Pressekonferenz in Washington gerät zum Verhör: Warum besuchte ein Parkinson-Spezialist in einem Jahr acht Mal das Weiße Haus? Bidens Sprecherin widerspricht der Vermutung, der US-Präsident leide an der Krankheit. Doch vor allem weicht sie den Fragen aus. Kurz danach nennt Bidens Arzt Details.
Nach offenen Fragen zu Besuchen eines Spezialisten für Parkinson im Weißen Haus gibt der Arzt von US-Präsident Joe Biden Details bekannt. Dr. Kevin Cannard sei der neurologische Spezialist, der Biden für jeden seiner jährlichen Routine-Gesundheitschecks untersuche, schrieb Bidens Leibarzt Kevin O'Connor in einem vom Weißen Haus veröffentlichten Brief. Cannard sei nicht ausgewählt worden, weil er ein Spezialist für Bewegungsstörungen sei, sondern weil er "ein hoch qualifizierter und hoch angesehener Neurologe" sei. Sein "sehr breites Fachwissen" gebe ihm die Flexibilität, um eine Vielzahl von Patienten und Problemen zu bewerten.
Zuvor war es bei der täglichen Pressekonferenz im Weißen Haus zu einer aufgeheizten Debatte zwischen den anwesenden Journalisten und Bidens Sprecherin, Karine Jean-Pierre, gekommen. Diese weigerte sich, Angaben dazu zu machen, warum der neurologische Spezialist das Weiße Haus in den vergangenen Monaten regelmäßig besucht hatte. "Ist der Präsident wegen Parkinson behandelt worden? Nein. Wird er wegen Parkinson behandelt? Nein, wird er nicht. Nimmt er Medikamente gegen Parkinson? Nein", sagte Jean-Pierre beim Pressebriefing.
"Es spielt keine Rolle, wie sehr Sie mich drängen, es spielt keine Rolle, wie wütend Sie auf mich sind", sagte die Sprecherin auf mehrere Nachfragen zu den Besuchen. "Wir können die Namen der Spezialisten nicht nennen, vom Dermatologen bis zum Neurologen." Die "New York Times" hatte unter Berufung auf offizielle Besucherprotokolle geschrieben, dass Cannard acht Mal seit dem vergangenen Sommer in der Regierungszentrale gewesen sei.
Großer Druck aufs Weiße Haus
Dass das Weiße Hauses nun weitere Details nennt, ist ungewöhnlich und zeigt, wie groß der Druck mittlerweile ist. Die Veröffentlichung dürfte das Ziel haben, Spekulationen über eine mögliche Parkinson-Erkrankung Bidens auszuräumen.
Bidens Arzt O'Connor zufolge sind die Ergebnisse der neurologischen Untersuchung durch Cannard jedes Mal öffentlich gemacht worden. Ende Februar hieß es in dem veröffentlichtem Gesundheitsbericht, dass es bei Biden keine Anzeichen für mögliche Schlaganfälle oder Parkinson gebe und der Präsident "keinen Tremor" aufweise. "Präsident Biden hat keinen Neurologen außerhalb seiner jährlichen Untersuchung gesehen", schrieb O'Connor nun weiter.
Cannard sei seit 2012 neurologischer Berater der Medizineinheit im Weißen Haus. Diese Abteilung des Weißen Hauses ist für die medizinischen Bedürfnisse des Präsidenten, der Mitarbeiter und Besucher des Weißen Hauses verantwortlich. Cannard halte dort regelmäßige Sprechstunden ab. "Patienten im Weißen Haus zu sehen, ist etwas, was Dr. Cannard seit einem Dutzend Jahren tut." Um die Privatsphäre der Patienten zu schützen, würden die Namen der Experten normalerweise nicht veröffentlicht. In diesem Fall mache man nun eine Ausnahme.
Biden seit TV-Debakel im Krisenmodus
Der 81 Jahre alte Biden muss sich seit seinem TV-Debakel gegen den republikanischen Herausforderer Donald Trump zunehmend Fragen zu seiner geistigen Fitness gefallen lassen. Auch in der Demokratischen Partei ist er unter Druck geraten. In den USA wird diskutiert, ob Biden wegen seines hohen Alters wirklich der richtige Präsidentschaftskandidat der Demokraten für die Wahl im November ist. Biden weist jegliche Zweifel zurück. Einen kognitiven Gesundheitstest zu seinen geistigen Fähigkeiten lehnt er ab. Auch seine Sprecherin Jean-Pierre betonte noch einmal, dass man dazu keine Veranlassung sehe.
Parkinson ist eine nervenbedingte Bewegungsstörung, die vor allem ältere Menschen trifft. Ursache für die auch Schüttellähmung genannte Krankheit ist das Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Sie produzieren dann kein Dopamin mehr, mit dessen Hilfe der Körper normalerweise Bewegungen steuert. Zahlreiche Störungen sind die Folge: Zittern, verspannte Muskeln sowie Gang- und Gleichgewichtsstörungen. Hinzu kommen eine leise und monotone Sprache sowie eine starre Mimik.
Quelle: ntv.de, mau/ghö/dpa