Zwangsarbeiter-Entschädigung Bislang 1,3 Mrd. Euro gezahlt
19.04.2002, 16:38 UhrEtwa 662.000 der rund 1,5 Mio. Anspruchsberechtigten haben bereits Leistungen aus dem Entschädigungsfonds für ehemalige NS-Zwangsarbeiter erhalten. Nach Angaben des Kuratoriums der Bundesstiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" werden bis Mitte Mai etwa 750.000 ehemalige Zwangsarbeiter eine erste Entschädigungsrate erhalten haben.
Inzwischen wurden nach Angaben von Stiftungschef Michael Jansen rund 1,3 Mrd. Euro ausgegeben. Zusätzliche 123 Mio. Euro sollten bis nächsten Monat bei weiteren 95.000 Berechtigten sein. Laut Gesetz sind für den Einzelnen Endsummen zwischen 2.556 und 7.670 Euro vorgesehen. Bis Ende des Jahres sollen die Auszahlungen der ersten Rate in Polen, Tschechien, Weißrussland und bei der Jewish Claims Conference (JCC) abgeschlossen sein.
Wie der Vorsitzende des Kuratoriums, Dieter Kastrup, in Berlin mitteilte, fließen von den je zur Hälfte von Staat und Wirtschaft aufgebrachten 5,1 Mrd. Euro für die Entschädigung der Nazi-Opfer knapp 358 Mio. in einen Zukunftsfonds. Der Fonds soll Projekte zur Völkerverständigung realisieren und sich ausschließlich aus den Zinserträgen dieses Kapitals finanzieren.
Berichte von Zeitzeugen
Nach den jetzt beschlossenen Grundsätzen sollen auch Projekte zur Friedenssicherung, Überwindung von Fremdenfeindlichkeit und zur Demokratieerziehung gefördert werden. Zu den bereits beschlossenen Projekten gehört die psychosoziale und medizinische Betreuung von NS-Opfern. Dafür stehen in den nächsten drei Jahren bis zu 4,5 Mio. Euro zur Verfügung.
Mit 1,5 Mio. Euro bei einer Laufzeit von ebenfalls drei Jahren ist das Projekt "Begegnung mit Zeitzeugen - Lebenswege ehemaliger Zwangsarbeiter" ausgestattet. Dabei werden frühere Zwangsarbeiter von ihren Erlebnissen berichten, zum Beispiel in Schulen oder Jugendzentren. Ende des Jahres soll ein dreitägiges Kolloquium in Berlin zum Thema "Fremdenfeindlichkeit und Demokratiefähigkeit" stattfinden.
Die Auszahlung der Gesamtsumme dürfte sich nach Angaben der Stiftung bis Ende 2004 hinziehen. Denn während die Arbeit in Polen, Tschechien, Weißrussland und bei der Jewish Claims Conference zügig vorangehe, seien zahlreiche Anträge in Russland, der Ukraine und bei ehemaligen Zwangsarbeitern aus dem "Rest der Welt" unbearbeitet. Deshalb sei auch die Gesamtzahl von 1,5 Mio. Berechtigten weiter eine Schätzung. Die Stiftung habe aus ihrem Kapital inzwischen knapp 203 Mio. Euro Zinsen zur weiteren Verteilung erwirtschaftet.
Quelle: ntv.de