Missbrauchsvorwurf im Sudan Blauhelme suspendiert
05.01.2007, 14:01 UhrDie UN-Mission im Süden des Sudans hat vier Blauhelmsoldaten wegen angeblichen Kindesmissbrauchs vom Dienst suspendiert und in ihre Heimat Bangladesch zurückgeschickt. Gegen weitere Soldaten werde ermittelt, sagte UN-Sprecherin Michle Montas in New York. "Unsere Haltung ist klar: Null Toleranz, null Nachsicht, null Straffreiheit." Die Vereinten Nationen seien tief besorgt über einen Bericht des britischen "Daily Telegraph". Demnach sollen UN-Soldaten in der Stadt Juba im Südsudan mindestens 20 Kinder sexuell ausgebeutet und missbraucht haben.
Die britische Tageszeitung bezog sich in dem Artikel auf einen internen Bericht des UN-Kinderhilfswerks UNICEF. Dieser hatte laut Montas aber sexuelle Vergehen von sudanesischen Militärs enthüllt -und nicht von Soldaten der UN-Mission UNMIS. Die Vereinten Nationen gingen den Vorwürfen dennoch nach, um möglichen sexuellen Vergehen in den eigenen Reihen mit Entschiedenheit zu begegnen. Die UN-Mission UNMIS überwacht den Frieden zwischen ehemaligen Rebellen im Süden des Sudans und der Regierung im Norden seit 2004 mit einer Truppe von 11.000 Blauhelmsoldaten.
Unterdessen kündigte die sudanesische Regierung in Khartum eine eigene Untersuchung an. Justizminister Mohamed Ali Almardhi machte die Vereinten Nationen für die angeblichen Fälle von Kindesmissbrauch verantwortlich. "Es überrascht mich, dass die UN immer noch Truppen nach Darfur schicken wollen, um dort Vergewaltigungen zu beenden, während die eigenen Truppen im Südsudan selber vergewaltigen und der Homosexualität frönen", sagte Almardhi der Zeitung "Al Akbar Al Jom".
In der westsudanesischen Provinz Darfur kämpfen von der islamischen Regierung unterstützte arabische Reitermilizen seit drei Jahren gegen verschiedene Rebellengruppen. Nach Schätzungen sind bisher mehr als 200.000 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens zwei Millionen Menschen wurden aus ihren Dörfern vertrieben und hungern jetzt in Lagern in Darfur oder im benachbarten Tschad. Das UN-Angebot, Blauhelmsoldaten in die Region zu entsenden, hat Khartum bisher strikt abgelehnt. Ungewiss ist noch, ob sich die sudanesische Regierung an ihre Zusage hält, eine gemischte Truppe aus Soldaten der Afrikanischen Union (AU) und den Vereinten Nationen in Darfur für Ruhe sorgen zu lassen.
Die UN sind bei ihrem zahlreichen Friedenseinsätzen rund um den Globus in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder mit Missbrauchsvorwürfen gegen UN-Soldaten konfrontiert worden. In den vergangenen zwei Jahren war das Problem besonders in der Demokratischen Republik Kongo in den Mittelpunkt gerückt, wo 17.000 UN-Soldaten stationiert sind. Die UN gingen dabei konsequent gegen Sextäter in den eigenen Reihen vor. Laut einer UN-Statistik vom November haben die Vereinten Nationen seit Januar 2004 Ermittlungen wegen Missbrauchsvorwürfen gegen insgesamt 319 Mitarbeiter oder Soldaten bei UN-Einsätzen weltweit eingeleitet.
Quelle: ntv.de