Neuregelung der Organspende Bürger dürfen selbst entscheiden
30.06.2011, 12:28 Uhr
(Foto: dapd)
Minister, Parteien, Bevölkerung: Beim Thema Organspende ziehen alle an einem Strang. Die Gesundheitsminister der Länder einigen sich bei einer Konferenz auf die sogenannte Erklärungslösung. Laut einer Umfrage bevorzugt auch die Bevölkerung diese Regelung. Union und SPD planen gar einen gemeinsamen Gesetzentwurf.
Die Gesundheitsminister haben sich beim Thema Organspende auf die so genannte Entscheidungslösung geeinigt. Die Gesundheitsministerkonferenz sei der Auffassung, "dass jeder Bürger, jede Bürgerin wenigstens einmal im Leben bewusst mit der Frage konfrontiert werden soll, ob er oder sie zur Organspende bereit sei", sagte die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer von der SPD in Frankfurt. Dort hatte die Konferenz der Gesundheitsminister der Länder (GMK) das Thema Organspende beraten.
Derweil wurde das Ergebnis einer Umfrage bekannt, nach der mehr als drei Viertel der Deutschen (77 Prozent) die so genannte Entscheidungslösung favorisieren. Nur 14 Prozent sind dagegen, 9 Prozent noch unentschieden, wie das Kölner Meinungsforschungsinstitut YouGov mitteilte.
Mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozenten) gab an, nach dem Tod Organe spenden zu wollen. Jeder Zehnte der mehr als 1000 Teilnehmer war dagegen. 16 Prozent würde den Ergebnissen zufolge von dem Recht gebrauchen machen, sich nicht entscheiden zu müssen. Die Umfrage verdeutlichte zudem ein bekanntes Problem: Lediglich 13 Prozent der Befragten besitzt demnach einen Organspenderausweis.
Fraktionsübergreifender Gesetzesentwurf
Bei der Entscheidungslösung werden Bürger mindestens einmal im Leben befragt, ob sie Organspender sein wollen oder nicht. Die Antwort soll auf einem Dokument festgehalten werden. Diese Lösung wird auch von den Fraktionschefs von Union und SPD im Bundestag, Volker Kauder und Frank-Walter Steinmeier, favorisiert. Beide hatten einen fraktionsübergreifenden Gesetzesentwurf angekündigt.
Alternativ steht die Widerspruchslösung zur Debatte, bei der jeder Organspender sein könnte, der sich nicht ausdrücklich dagegen ausgesprochen hat. Die erweiterte Widerspruchslösung wurde von Hessen, Bayern und Sachsen-Anhalt favorisiert. Allerdings fand der Vorschlag bei den Länderressortchefs keine Zustimmung.
Dreyer sagte: "Die Widerspruchslösung ist ein Vorschlag, der sehr tiefgreifende ethische Bedenken mit sich bringt." Der Eingriff ins Selbstbestimmungsrecht gehe ihr und der Mehrheit der GMK zu weit, so die Landesministerin. Dreyer sagte weiter, erklärter Wille aller Minister und Senatoren der Länder sei es, "die Menschen für das Thema stärker zu sensibilisieren und eine Steigerung der Organspenden zu erreichen". Die Minister seien sich aber genauso einig, dass es auch den kranken Menschen gegenüber eine ethische Verantwortung gibt. Das Transplantationsgesetz soll auf Bundesebene noch in diesem Jahr überarbeitet werden.
Quelle: ntv.de, dpa