Ukrainisches Getreide zerstört Bürgermeister nennt Polens Bauern "prorussische Provokateure"
12.02.2024, 15:43 Uhr Artikel anhören
Am Wochenende demonstrierten Landwirte überall in Polen, hier in Posen.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Der Import von billigem ukrainischen Getreide setzt polnische Bauern unter Preisdruck. Am Sonntag kommt es zum Eklat: Bei Protesten verschütten die Landwirte Getreide, das aus dem kriegsgebeutelten Nachbarland importiert wurde. In der Ukraine reagieren verschiedene Politiker empört.
In der Ukraine gibt es Ärger wegen protestierender polnischer Bauern, die an einem Grenzübergang ukrainisches Getreide aus Lastwagen auf den Boden geschüttet haben. Das sei niederträchtig und beschämend, schrieb der Bürgermeister der westukrainischen Metropole Lwiw, Andrij Sadowyj, auf Telegram.
"Die Ukrainer gießen buchstäblich mit ihrem Blut die Felder, auf denen dieses Getreide wächst. Weizen auf einem Feld zu ernten, auf dem ein Krieg stattgefunden hat, ist wie die Arbeit eines Minenräumers", schrieb er. Sadowyj nannte die polnischen Bauern "prorussische Provokateure".
"Der Verderb des ukrainischen Getreides an der polnischen Grenze ist nicht hinnehmbar", schrieb der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf X. Jeder Landwirt sollte wissen, wie viel harte Arbeit es bedeutet, Getreide zu produzieren, insbesondere in Kriegszeiten, fügt er hinzu. "Im Interesse freundschaftlicher ukrainisch-polnischer Beziehungen müssen die Verursacher dieser Provokation zur Rechenschaft gezogen werden", forderte Kuleba.
Kiew verurteile die "mutwillige Zerstörung" von ukrainischem Getreide, erklärte das Landwirtschaftsministerium dazu. Der ukrainische Vize-Wirtschaftsminister Taras Kaschka rief die polnische Regierung wegen der Aktion auf, sich gegen "Fremdenfeindlichkeit" zu stellen. "Es gibt eine neue Eskalation an unserer gemeinsamen Grenze." Wenn die polnische Regierung nicht darauf reagiere, werde es "mehr Fremdenfeindlichkeit und politische Gewalt" geben.
Polnische Polizei kündigt Ermittlungen an
Am Sonntag hatten Videoaufnahmen eines polnischen Bauernverbandes die Runde gemacht, wie Protestierer die Ladeklappen dreier ukrainischer LKW öffneten, sodass ein Teil der Getreidefracht auskippte. Der Zwischenfall ereignete sich demnach auf polnischem Gebiet am Grenzübergang Dorohusk. Der ukrainische Botschafter in Warschau, Wassyl Swaritsch, forderte die polnischen Behörden auf, einzuschreiten. Die polnische Polizei in der Stadt Chelm kündigte Ermittlungen an, wie die Agentur PAP meldete.
Polnische Bauern protestieren seit vergangenem Freitag landesweit gegen die EU-Agrarpolitik, aber auch gegen die Einfuhr günstiger Agrarprodukte aus der Ukraine. Am Montag bremsten die Landwirte nach Kiewer Angaben erneut den Verkehr an drei Grenzübergängen aus. Je nach Übergang ließen sie nur ein bis drei Lastwagen in der Stunde passieren, sagte der Sprecher des ukrainischen Grenzschutzes, Andrij Demtschenko. PKW, Busse, kleinere LKW und humanitäre Güter durften passieren.
Auf polnischer Seite stauen sich den Angaben nach bereits etwa 1200 LKW, die in die Ukraine fahren wollen. Schon in den vergangenen Monaten hatten protestierende Bauern und Fuhrunternehmer aus Polen die Arbeit der Grenzübergänge erschwert.
Quelle: ntv.de, lve/dpa