Drohnenüberflüge alarmieren Dänische Polizei an Grenze zu Deutschland "besonders wachsam"
26.09.2025, 12:52 Uhr Artikel anhören
Polizisten patrouillieren am Montag nach einer Drohnensichtung am Flughafen in Kopenhagen.
(Foto: dpa)
In Dänemark werden dieser Tage immer wieder Drohnen über kritischer Infrastruktur gesichtet. Die Herkunft ist noch unklar, ein russisches Schiff könnte damit zu tun haben. Die dänische Polizei will aber auch die Grenzregion zu Deutschland stärker überwachen.
Die dänische Polizei nimmt nach dem wiederholten Drohnenalarm an Flughäfen und weiterer kritischer Infrastruktur im Land verstärkt auch die Grenzregion zu Deutschland in den Blick. "Wir sind an der dänisch-deutschen Grenze in Süderjütland hinsichtlich des möglichen Transports von Drohnen über die Grenze besonders wachsam", kündigte die Polizei von Süd- und Süderjütland - dem Teil Dänemarks, der direkt nördlich von Schleswig-Holstein liegt - auf X an.
In Dänemark herrscht seit Tagen Drohnenalarm. Erst hatte die Sichtung mehrerer größerer Drohnen zur stundenlangen Vollsperrung des Hauptstadtflughafens Kopenhagen geführt. Nur zwei Abende später tauchten erneut Drohnen über verschiedenen Flughäfen im Westen Dänemarks auf, was unter anderem am Airport Aalborg zur Sperrung des Luftraums führte. Wer hinter den Vorfällen steckt, ist weiterhin unklar. Die Behörden gehen von einem professionellen Akteur mit den nötigen Fähigkeiten aus, der damit Unruhe in dem Nato-Land stiften will. Im Raum steht die Vermutung, dass die Drohnen von einem Schiff aus gesteuert worden sein könnten.
Dänische Regierungschefin sieht hybriden Krieg
Die Regierung spricht von einem "hybriden Angriff", zu dem Ministerpräsidentin Mette Frederiksen ihren Ton nun abermals verschärfte. Den Geheimdiensten zufolge bestehe zwar keine unmittelbare militärische Bedrohung für Dänemark, sagte sie am Abend beim Rundfunksender DR. "Aber das, was wir in diesen Tagen in Dänemark erleben, ist meiner Ansicht nach hybrider Krieg." Ähnlich äußerte sie sich in einer Videoansprache an das dänische Volk. Auch wenn man noch nicht wisse, wer hinter den Vorfällen stecke, könne man eines feststellen: "Es ist vor allem ein Land, das eine Bedrohung für Europas Sicherheit darstellt - und das ist Russland."
Die Vorkommnisse seien Teil eines Musters, das man auch in anderen Ländern beobachte, sagte Frederiksen bei DR. Damit verwies sie auf gefährliche Situationen im Luftraum der weiteren EU- und Nato-Staaten Polen, Rumänien und Estland. Überstanden sei die Situation noch lange nicht, sagte sie. Dass sie damit Recht behalten dürfte, zeigen erneute Drohnensichtungen über skandinavischen Gewässern: Im Schärengarten der südschwedischen Stadt Karlskrona hätten mehrere Anwohner der Polizei am Abend gemeldet, dass sie zwei Drohnen in der Nähe eines Marinestützpunktes beobachtet hätten, berichtete der Lokalsender P4 Blekinge. Die Polizei habe die Drohnen mit ihrem angeschalteten Licht selbst sehen können, sagte eine Sprecherin.
Bericht: Russisches Kriegsschiff nahe dänischer Gewässer
Auch über dem Flughafen Aalborg gab es um kurz vor Mitternacht eine neue Sichtung mitsamt kurzzeitiger Luftraumsperrung. Drohnen konnten nach Polizeiangaben jedoch nicht verifiziert werden. Generell werden den dänischen Behörden im Moment überaus viele Drohnenbeobachtungen gemeldet. In den vergangenen 24 Stunden habe man landesweit mehr als 500 Meldungen von Drohnenbeobachtungen erhalten, teilte die dänische Reichspolizei mit. Man nehme jede davon ernst.
Die Boulevardzeitung "Ekstra Bladet" berichtete derweil von einem russischen Kriegsschiff, das sich mit abgeschaltetem Ortungssystem seit Tagen in der Nähe dänischer Gewässer aufhalte. Zuletzt habe das Schiff, das Teil der russischen Ostseeflotte sei, unverändert in einem Seegebiet nahe der Insel Langeland nördlich von Fehmarn gelegen - und damit rund 70 bis 270 Kilometer von den betroffenen Flughäfen und anderen Anlagen entfernt, schrieb das Blatt. Der Chef der dänischen Reichspolizei, Thorkild Fogde, wollte sich zu dem Bericht nicht im Detail äußern. Er sagte aber, dass Daten aus dem Schiffsverkehr in die Ermittlungen einflössen - auch von ausländischen Schiffen.
Quelle: ntv.de, lar/dpa