Klinik für Wagner und Escorts? Damit verdient Putins Tochter ihren Lebensunterhalt


Ärztin und Millionärin: Putins Tochter Maria Woronzowa.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Mit einem Interview sorgt Putins Tochter Maria Woronzowa letzte Woche für Aufsehen. Jetzt legt eine Recherche dubiose Geldquellen der vermeintlich einfachen Ärztin offen. Sie steht offenbar mit einer Klinik in Verbindung, in der Putin-Freunde behandelt - und ihre Prostituierten untersucht werden.
Wenige Tage nach einem seltenen Interview bestimmt Wladimir Putins Tochter Maria Woronzowa wieder die Schlagzeilen unabhängiger russischer Medien. Die vom inhaftierten Oppositionspolitiker Alexej Nawalny gegründete Stiftung für Korruptionsbekämpfung hat Ergebnisse einer Recherche zu Einkünften Woronzowas veröffentlicht. Die 38-Jährige arbeitet in Russland als Endokrinologin, ihr Name steht mit einer Klinik in Verbindung, in der laut Medienberichten Putin-Vertraute behandelt und ihre Escortdamen auf Geschlechtskrankheiten untersucht werden.
Maria Woronzowa kam 1985 in Leningrad - wie Sankt Petersburg damals hieß - zur Welt; sie ist die ältere der beiden Töchter von Kremlchef Putin und dessen Ex-Frau Ljudmila Putina. Vor wenigen Tagen sorgte ein Interview mit Woronzowa für Aufsehen. Mitten im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, bei dem auf beiden Seiten bereits Hunderttausende Menschen getötet oder verletzt wurden, bezeichnete Putins Tochter Russland als einen "menschenzentrierten" Staat. Der Krieg wurde im Gespräch nicht thematisiert, Woronzowa sprach stattdessen über den weltweiten medizinischen Fortschritt und über ihre Hobbys: Literatur, Musik, Sport.
In diese kann Putins Tochter offenbar viel Geld investieren, wie die Recherche der Nawalny-Stiftung zeigt. Als Endokrinologin verdient Woronzowa demnach zwar nur rund 200.000 Rubel pro Monat, was umgerechnet etwas mehr als 2000 Euro entspricht. So erhalte sie etwa 1140 Euro für ihre Arbeit an der Medizinfakultät der Moskauer Staatsuniversität, weitere 365 Euro vom Russischen Verband der Endokrinologen und noch 500 Euro für ihre Tätigkeit beim Nationalen Medizinischen Forschungszentrum für Endokrinologie.
Viel größere Einnahmen bringt Woronzowa jedoch ihr Posten als Vorstandsmitglied des 2019 gegründeten Unternehmens "Nomeko", das sich nach eigenen Angaben mit innovativen Technologien im Medizinbereich beschäftigt. Die Autoren der Untersuchung machen darauf aufmerksam, dass die Rubrik "Aktuelle Nachrichten des Unternehmens" auf der "Nomeko"-Homepage größtenteils Glückwünsche zu verschiedenen Feiertagen enthält.
"Unternehmen, das nur Nachrichten über Feiertage schreibt"
Gleichzeitig erwirtschafte "Nomeko", das im Jahr 2022 nur fünf Mitarbeiter beschäftigt habe, jährlich einen Nettogewinn von mehreren Millionen Euro, heißt es im Bericht weiter: umgerechnet rund 6,2 Millionen Euro im Jahr 2020, fast 8,5 Millionen im Jahr 2021 und 8,9 Millionen im Jahr 2022. Laut der Recherche erhielt Woronzowa als Aktionärin des Unternehmens für 2020 umgerechnet fast 2,5 Millionen Euro in Form von Dividenden. Zusätzlich bekam sie demnach 2020 ein Gehalt in Höhe von rund 7300 Euro pro Monat.
In ihrem Bericht stellen die Nawalny-Mitstreiter eine "wichtige" Frage: "Wer finanziert ein Unternehmen, dessen einzige Tätigkeit darin besteht, Nachrichten über Feiertage zu schreiben und Putins Tochter ein reiches Leben zu ermöglichen?" Die Autoren der Recherche liefern auch eine Antwort. Laut Bericht erhält das Unternehmen seine Millionen von einem einzigen Geldgeber - der Klinik Sogaz in Sankt Petersburg.
Klinik für Putin-Vertraute und ihre Prostituierten
Bei der Sogaz-Klinik handelt es sich um eine Einrichtung, die Investigativjournalisten schon länger auf dem Radar haben. So fand Radio Liberty im Jahr 2021 nach eigenen Angaben heraus, dass in der Klinik enge Vertraute des Kremlchefs behandelt werden. Unter anderem sollen Putin-nahe Oligarchen wie Juri Kowaltschuk und Sergej Fursenko zu Patienten gehören, genauso wie die Vorsitzende des Föderationsrates, Walentina Matwijenko.
Darüber hinaus sollen in der Klinik im Zentrum von Sankt Petersburg Escortdamen und Prostituierte auf Geschlechtskrankheiten untersucht werden. Eine Quelle, die in der Klinik gearbeitet haben soll, berichtete Radio Liberty, die hochrangigen Kunden würden die Frauen in die Klinik zu Untersuchungen schicken, bevor es zu intimer Nähe kommt. Demnach nehme die Zahl der Frauen kurz vor dem Wochenende immer zu, aber auch nachts empfing die Klinik entsprechende Patientinnen.
Berichten zufolge gab es auch Kunden, die junge Prostituierte in die Klinik schickten, um deren Jungfräulichkeit dokumentarisch zu beweisen. Einer dieser Kunden soll der ehemalige Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, gewesen sein.
Wie das russische Exil-Medium "The Insider" im vergangenen Sommer unter Berufung auf betroffene junge Frauen berichtete, mietete Prigoschin mehrere Zimmer in einem Petersburger Hotel, in denen durchgehend zum Teil sehr junge Frauen wohnten, mit denen er gegen Geld Sex hatte. Der einstige Putin-Vertraute, der nach einem Putsch-Versuch zunächst ins belarussische Exil verbannt wurde und im August vergangenen Jahres bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, bevorzugte demnach Jungfrauen, die er - genauso wie alle anderen Prostituierten - zur Untersuchung in die Sogaz-Klinik schickte.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters im Jahr 2020 berichtete, gehörten zu den Patienten der Klinik auch Kämpfer der Wagner-Gruppe, die bei Einsätzen in Syrien und Libyen verwundert wurden. Nach Beginn der großflächigen Invasion in die Ukraine wurde die Sogaz-Klinik der Recherche der Nawlany-Stiftung zufolge an Topmanager von Woronzowas Firma "Nomeko" übertragen. Nun sei Putins Tochter für "Söldner und Escortdamen zuständig", schreiben die Autoren des Berichts.
Quelle: ntv.de