Politik

Moskauer Theater-Attentat Eine Spur führt nach Dresden

An der Planung des Terroranschlags auf das Moskauer Musical-Theater "Nord-Ost" im Oktober 2002 soll nach Angaben der "Dresdner Neuesten Nachrichten" auch ein Tschetschene in der sächsischen Landeshauptstadt beteiligt gewesen sein. Mangelhafte Kommunikation des Bundeskriminalamtes mit dem sächsischen Landeskriminalamt habe es ermöglicht, dass der Mann unbehelligt blieb. Auf die Dresdner Spur seien die russischen Ermittler bei Durchsuchungen von konspirativen Wohnungen gestoßen, in denen die Terroristen das Attentat vorbereitet hatten. Dort waren Anrufe aus dem Dresdner Ramada Treff-Hotel eingegangen.

Bei dem Anschlag hatten tschetschenische Freischärler etwa 1.000 Theaterbesucher als Geiseln genommen; bei der Erstürmung durch russische Sicherheitsbeamte starben 170 Menschen.

Dem Zeitungsbericht aus Dresden zufolge war der Tschetschene Arbi D. im Juli 2002 mit einem so genannten Reiseschutzpass des Auswärtigen Amtes eingereist, der komplizierte Visaverfahren umgeht. Der damals 40-jährige Arbi D. kam als Ehrenmitglied der russischen Karate-Mannschaft zum Karate-Wordcup, der erstmals in Dresden stattfand, und begleitete seinen Neffen Arpi D., einen mehrfachen Karate-Weltmeister. Arpi D. lebt jetzt in Deutschland.

Allerdings seien Arbi D. und sein Bruder Uslan seit längerem dem russischen Geheimdienst FSB und der Staatsanwaltschaft als Wegbereiter mehrerer terroristischer Anschläge bekannt. Die Zeitung zitiert den russischen Generalstaatsanwalt Sergej Fridinskij: "Was wir und unsere Sonderermittler wissen, ist, dass die Brüder D. und Mitglieder der Familie an einer Reihe von Terroranschlägen beteiligt waren, auch an dem Überfall und die Geiselnahme im Theater Nord-Ost."

Dass die D.s zu einem Kreis islamistischer Terroristen in Tschetschenien gehören und diese wiederum in das Terrornetz Osama Bin Ladens eingebunden sind, war sogar schon vor dem Moskauer Attentat bekannt. Und nicht nur dem russischen Geheimdienst, schreiben die "Dresdner Neuesten Nachrichten ": Bereits im März 2002 habe der russische Geheimdienst das BKA in Wiesbaden über die Brüder informiert, wie im Zusammenhang mit einem Schleuserprozess in Köln 2003 bekannt wurde. Konsequenzen habe das nicht gehabt.

Als Arbi D. im Juli 2002 nach Dresden kam, wusste das LKA nichts von dieser Einreise. "Nein, wir waren vorher vom BKA nicht informiert worden", sagte LKA-Sprecher Lothar Hofner dem Blatt. Auf eine entsprechende Rückfrage der DNN in Wiesbaden nach einer Observation von Arbi D. in Dresden verweigerte das BKA die Auskunft: "Zu solchen polizeilichen Details machen wir keine Angaben."

Die Zeitung schlussfolgert: Augenscheinlich sei D. im Juli 2002 weder observiert noch abgehört worden. Erst mehr als drei Monate später - nach dem Attentat vom Oktober - forderte das LKA Telefonlisten vom Ramada-Hotel. "Wir wurden gefragt, ob wir eine Liste über Telefonate haben, die an diesen Tagen vom Hotel aus getätigt wurden", sagte Hoteldirektor Axel Ziegler den DNN. Warum sie benötigt wurde, habe man nicht gewusst.

Quelle: ntv.de

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