Politik

Kashoggi-Mord scheint vergessen Erdogan umarmt saudischen Kronprinzen

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Nähe gesucht: Erdogan (l.) mit dem Kronprinzen von Saudi-Arabien.

(Foto: AP)

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2018 wurde der Journalist Kashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul bestialisch ermordet - was die Beziehungen beider Länder nachhaltig belastete. Doch nun scheint das vergessen. Die Türkei befindet sich in einer Wirtschaftskrise und konstatiert eine "neue Ära".

Erstmals seit der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul vor dreieinhalb Jahren ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zu Gesprächen in Saudi-Arabien. Wie die staatliche saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA berichtet, sprach Erdogan mit dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman über Möglichkeiten, die Beziehungen "in allen Bereichen auszubauen".

Von türkischen Staatsmedien veröffentlichte Bilder zeigten auch ein separates Treffen mit König Salman, dem Vater des Kronprinzen. Unabhängige Medien sind bei Erdogans Reise gesperrt.

Vor dem Flug nach Dschidda, der zweitgrößten Stadt Saudi-Arabiens, hatte Erdogan gesagt, er hoffe auf "eine neue Ära" in den bilateralen Beziehungen. Seiner Ansicht nach sei "eine verstärkte Zusammenarbeit in Bereichen wie Verteidigung und Finanzen in beiderseitigem Interesse".

Die Türkei, die sich in einer Wirtschaftskrise befindet, bemüht sich seit einigen Monaten um eine Annäherung an Saudi-Arabien. Erst vor drei Wochen hatte die türkische Justiz ihre Ermittlungen im Fall Khashoggi eingestellt.

Kashoggi-Mord belastete Beziehungen

Der 59-jährige Regierungskritiker war am 2. Oktober 2018 im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul ermordet worden. Er hatte dort einen Termin zur Vorbereitung der Hochzeit mit seiner Verlobten, einer türkischen Staatsbürgerin. Nach offiziellen Angaben aus der Türkei und den USA wartete in der Vertretung ein 15-köpfiges Kommando aus Saudi-Arabien, ermordete ihn, zerstückelte seine Leiche und ließ die Überreste verschwinden.

Ein US-Geheimdienstbericht kam zu dem Schluss, dass der saudi-arabische Kronprinz und De-facto-Herrscher Khashoggis Ermordung abgesegnet habe. Riad weist dies zurück und versichert, die saudi-arabischen Täter hätten auf eigene Faust gehandelt.

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Der Mordfall hatte international Empörung ausgelöst und die ohnehin schwierigen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und der Türkei belastet. Erdogan machte seinerzeit Riad für den Tod des Journalisten verantwortlich, ohne jedoch direkt den Kronprinzen zu beschuldigen.

Das letzte Mal besuchte Erdogan Saudi-Arabien im Jahr 2017. Damals versuchte er, in einem Streit zwischen dem Königreich und anderen Golfstaaten mit Katar zu vermitteln. Im Februar war er zudem erstmals seit fast einem Jahrzehnt in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist, wo er wohlhabende Wirtschaftsführer dazu aufrief, in der Türkei zu investieren. Die Beziehungen hatten durch die Umstürze des Arabischen Frühlings 2011 gelitten.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP

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