"Ihr seid willkommen" Erste Iraker kommen an
19.03.2009, 17:25 UhrEine erste Gruppe von 122 Irak-Flüchtlingen ist in Hannover gelandet. Beim Verlassen der Sondermaschine aus Damaskus winkten etliche von ihnen Familienangehörigen und Freunden zu, die sie am Flughafen erwarteten. "Wir haben alles vorbereitet, damit Sie sich hier wohlfühlen können", sagte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) bei der Begrüßung. Bis auf eine erkrankte Familie steuerten alle Flüchtlinge zunächst das Aufnahmelager Friedland bei Göttingen an. Von dort werden sie später auf die Bundesländer verteilt.
Die Europäische Union hatte im September beschlossen, insgesamt 10.000 Irak-Flüchtlinge aufzunehmen. Nach Deutschland sollen 2500 der besonders schutzbedürftigen Flüchtlinge kommen. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen die Iraker zügig integriert werden. Die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer rief dazu auf, die Flüchtlinge mit offenen Armen zu empfangen. "Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, dass wir den schutzsuchenden Menschen schnell helfen und sie bei uns aufnehmen." Das Signal für die Flüchtlinge laute: "Ihr seid willkommen."
Nach jahrelanger Flucht
Die Ankunft in Deutschland ist für die meisten der Iraker eine erste Verschnaufpause nach jahrelanger Flucht und Vertreibung. Die meisten der 31 Familien gehören christlichen Minderheiten an, die im Irak verfolgt werden und für die es derzeit keine Perspektive zur Rückkehr gibt.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk bezeichnete die Aufnahme der Iraker als ein "wichtiges humanitäres Signal". Die UNHCR-Vertreterin Anne-Christine Eriksson hob die spürbare gesellschaftliche Akzeptanz für die Flüchtlinge in Deutschland hervor und lobte das Engagement von Behörden, Initiativen und Institutionen. Andere Flüchtlingsorganisationen hatten zuvor dazu aufgerufen, Deutschland solle noch weit mehr Flüchtlinge aufnehmen, denn Hunderttausende lebten unter katastrophalen Bedingungen in den Nachbarländern des Irak.
Grünen-Chefin Claudia Roth sagte, die Aufnahme der irakischen Flüchtlinge könne nur ein erster Schritt sein. Viel zu viele Menschen müssten in den Nachbarländern des Irak und im Land in schwierigen Verhältnissen leben. "Wir dürfen die Region mit dem Flüchtlingsstrom nicht länger alleinlassen." Die EU und die Bundesregierung hätten bereits viel zu lange untätig zugesehen. In Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden sind bereits Irak-Flüchtlinge aufgenommen worden.
Quelle: ntv.de