Hybride Kriegsführung? Estland ist kurz davor, die Grenze zu Russland zu schließen
14.02.2024, 08:20 Uhr Artikel anhören
Grenzübergang im estnischen Narwa. Eine Brücke trennt den Ort vom russischen Iwangorod.
(Foto: IMAGO/Mauersberger)
Der Westen befinde sich bereits in einem Krieg mit Russland, heißt es oft. Allerdings nicht militärisch, sondern hybrid. Eine Form davon spürt laut eigenen Angaben jetzt auch Estland immer deutlicher: Tallinn wirft Moskau vor, gezielt Migranten an die gemeinsame Grenze zu bringen.
Nach Finnland erwägt nun auch Estland eine Schließung seiner Grenze zu Russland. In einer Mitteilung der Grenzsicherungsbehörden wird aktuell vor einer Reise in das Nachbarland gewarnt. In dem Schreiben heißt es: "Aufgrund des Migrationsdrucks aus Russland könnte Estland gezwungen sein, Grenzübergangsstellen zu schließen. Sie können nicht mehr über eine geschlossene Grenzübergangsstelle nach Estland zurückkehren."
In den letzten Wochen habe Moskau gezielt "Gruppen von Ausländern, die nicht das Recht haben, in die Europäische Union einzureisen, an die estnische Grenze geleitet". Sollte Russland damit weitermachen, "werden wir gezwungen sein, die Grenzübergänge zu schließen", teilen die Behörden mit. Sie begründen dies mit der "Nationalen Sicherheit" und dem "Schutz der öffentlichen Ordnung".
Zuvor hatte mit einer ähnlichen Erklärung bereits Finnland seine Grenze zu Russland geschlossen. Auch Polen klagte in der Vergangenheit, Migranten würden über Belarus an die Grenze gebracht, um dort eine Krise herbeizuführen. Vorwürfe der hybriden Kriegsführung wurden laut. Moskau hingegen sprach von "Anschuldigungen".
Migranten werden ausgenutzt
Die finnischen Behörden warnten zudem vor der Gefahr, dass Asylbewerber als Spione für Russland arbeiten könnten. Die Vorwürfe, dass Moskau die verzweifelte Situation von Migranten ausnutzt und diese gezielt für seine verbrecherischen Interessen einsetzt, sind vielschichtig. Dazu gehören auch verschiedene Medienberichte über Rekrutierungsmaßnahmen für die Armee für den Kampf gegen die Ukraine - oft unter Zwang.
Die Spannungen zwischen Estland und Russland hatten sich zuletzt weiter verschärft. Der Kreml ließ kürzlich die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas zur Fahndung ausschreiben. Als Begründung wurde die Verwicklung in den Abbau von Denkmälern für Gefallene des Zweiten Weltkriegs genannt. "Der Kreml hofft nun, dass dieser Schritt dazu beitragen wird, mich und andere zum Schweigen zu bringen - aber das wird er nicht", hieß es in einer Reaktion von Kallas auf X.
Quelle: ntv.de, rog